Wer schon einige Zeit in Freiburg lebt, kennt das Gefühl: Die Terrasse des Belvédère ist beim zwanzigsten Besuch nicht mehr gleichermassen atemberaubend, der wöchentliche Burger im Café Populaire öde Routine und im Ancienne Gare warst du eigentlich seit deiner Ankunft jeden Tag. Spectrum sorgt für Abwechslung.

La Blonde

Hier gibt es einen Hauch Wilden Westen in Freiburg. Die Bar besteht fast nur aus dem massiven Tresen. Die Regale sind zur Hälfte leer, die andere Hälfte ist mit Biergläsern gefüllt. Ordentlich aufgereiht stehen sie da, als würden sie nur darauf warten, mit dem nächsten Bier aufgefüllt zu werden. So scheint es da auch zu und her zu gehen: Man geht halt hin und trinkt ein Bier. Die Frage nach Flaschenbier wird bei zehn Zapfhähnen zur Nebensache. Im Hintergrund läuft alte Musik, ganz und gar nicht aufdringlich. Fünf Franken kostet ein Bier: Freiburger Durchschnitt. Es ginge aber sicher auch günstiger.

LaBlonde
Grand Rue 65

La Habana

Das Ambiente gibt einem den Eindruck, sich in einem Palast des Vergnügens zu befinden. Draussen ein paar Plastikpalmen, drinnen Neon-Beleuchtung. Doch der Sitzbereich scheint eher nebensächlich an einem Samstagabend. Die obere Etage mit vibrierendem Reggaeton erfreut sich da schon grösserer Beliebtheit, dies trotz des Eintrittspreises von fünf Franken. Wem es nichts ausmacht, sich unter Nicht-Studierende zu begeben und man ein wenig Anspannung abschütteln will, dem ist dieser Ort bestimmt einen Besuch wert – vorausgesetzt man mag Latino-Musik.

La Habana
Rue de Romont 1

1291

Als Landei hat man es schwer in Freiburg, der kulturell lebendigen Studentenstadt. Nirgends gibt es einen Spunten, in dem die Hitparade der vergangenen Jahrzehnte in einer Endlosschlaufe trällert, sich stramme Edelweisshemden an Rivella-Stehtischen die verbliebene Hirnmasse mit Schnupftabak aus der Nase rotzen und sämtliche Besucher Freunde, Familie und Sportskameraden des Inhabers sind. Glücklicherweise gibt es in Freiburg seit dem Frühling einen Ort, an dem zumindest die Einrichtung das Herz jedes Heimwehhinterwäldlers höherschlagen lässt: Der obere Teil des allseits unterschätzten und allzeit geöffneten Rock Café beim Bahnhof wurde zum patriotischen Lokal umfunktioniert! Ein Ort für jene, welche schon immer einmal ein Bier inmitten von Schweizerfahnen, Mähdreschern und Milchkannen geniessen wollten und sich dabei bis um sechs Uhr morgens (!) Zeit lassen dürfen.

1291
Boulevard de Pérolles 1

Le Passager

Du hast deinen Zug nicht erwischt, hasst Starbucks und hast aber sehr wohl Durst? Gleich links neben dem Busdurchgang seitlich des Bahnhofplatzes liegt die Bar Le Passager. In der etwas angestaubten Kneipe bietet ein grosses Schaufenster die Möglichkeit, zu betrachten und betrachtet zu werden. Dank deines Studentenscheitels und der Tatsache, dass du den Altersschnitt locker um Jahrzehnte senkst, ist dir auch die Aufmerksamkeit im Innern der Bar gewiss. Und während du dich langsam in diesem bizarren Ort wohlfühlst, das erste Mal den kleinen Spielautomaten im Eck anwirfst und noch eine Runde bestellst, fährt auch der nächste Zug ohne dich.

Le Passager
Avenue de la Gare 1

Marathon

An der staubigen Durchgangsstrasse hinter dem Bahnhof, inmitten von Friseurgeschäften, Waschsalons und Shishabars liegt das Restaurant Marathon. Das Lokal, in dem vorab afrikanische Spezialitäten zu fairen Preisen angeboten werden, bietet eine Raucherlounge, einen Billardtisch sowie, positiv formuliert, familiäre Platzverhältnisse. Gemäss Internet sind im Marathon zudem Hochzeiten möglich. Wer also schon immer einmal inmitten des Auto-, Velo- und Busverkehrs von Freiburg heiraten wollte, ist hier goldrichtig. Grosser Vorteil hierbei: Die betrunkenen Gäste müssen anschliessend nur wenige Meter aufs Perron geführt werden, wo sie bequem nach Hause abtransportiert werden. Olé!

Marathon
Avenue du Midi 7

Lorenz Tobler & Leon Strotz

Fotocredits: Lorenz Tobler