Alles rund um das Leben eines Blindenhundes und wie man ein Teil davon werden kann.

Italienisch ist nicht nur die Sprache der Liebe, sondern auch die Sprache der Blindenhunde. Während ihrer Ausbildung lernen die Hunde 36 italienische Befehle, die ihren Führer:innen helfen, den Alltag zu bewältigen. Befehle wie «Banca», um einen freien Platz zum Sitzen zu finden, oder «Passare», um die Strasse zu überqueren, sind nur einige Beispiele für das, was die Hunde verstehen und ausführen. Diese aussergewöhnlichen Hunde sind die Augen ihrer Menschen und ermöglichen es ihnen, die Welt sicher zu erleben.

Prüfungen und die Auswahl des perfekten Partners

Für blinde Menschen stellen Bauarbeiten, Ampeln und rücksichtlose Autofahrende ständige Gefahren dar. Doch sie haben einen treuen Begleiter: den Blindenhund. Diese speziell ausgebildeten Hunde übernehmen eine entscheidende Rolle im Alltag ihrer Führer:innen und helfen ihnen, sicher durch das Leben zu navigieren.

Die Ausbildung von Blindenhunden erfordert viel Geduld und intensives Training. Zunächst verbringen sie fünfzehn Monate in einer normalen Gastfamilie, wo sie grundlegende soziale Fähigkeiten erlernen. Anschliessend kehren sie zurück in die Schule, wo sie weitere neun Monate in verschiedenen städtischen und ländlichen Umgebungen trainiert werden. Dieses umfassende Training stellt sicher, dass die Hunde alle Situationen meistern können. Die Hunde werden mit Clickertraining und speziellen Belohnungen auf ihre Aufgaben vorbereitet. Deswegen sollte man als Passant:in den Hunden auf keinen Fall ein Leckerli geben, da dies ihr Training beeinträchtigen kann.

Während ihrer Ausbildung werden die Hunde wie Spitzensportler:innen ernährt, um sicherzustellen, dass sie sowohl mental als auch physisch in Topform sind. Am Ende ihrer Ausbildung steht eine Prüfung an, die mit der Fahrschulprüfung vergleichbar ist. In der Romandie findet diese Prüfung in Lausanne statt. Nach dem Bestehen der Prüfung werden die Hunde spezifisch für ihre zukünftigen Menschen ausgewählt. Die Trainer:innen  achten dabei darauf, dass Charakter und Energielevel von Hund und Führer:in zueinander passen, um eine optimale Partnerschaft zu gewährleisten. Dabei ist zu beachten, dass rund 90 % der Blindenhunde Labradore sind, da diese Rasse besonders sozial ist, schnell lernt und sich gut an verschiedene Menschen anpasst.

 

Blindenhunde in Ausbildung und ihre Trainer:innen

 

Werde Teil der Mission: Gastfamilien für Welpen gesucht

Die Blindenhundeschule sucht stets Gastfamilien für Welpen. Dies ist eine ideale Möglichkeit, einen Hund bei sich zu haben, ohne sich langfristig zu binden. Die Gastfamilien haben die Chance, einen Welpen für 15 Monate bei sich aufzunehmen und damit die Blindenhundeschule zu unterstützen. Wichtig zu beachten ist allerdings, dass man keinen anderen Hund im Haushalt haben darf und jederzeit ein Erwachsener in der Nähe des Welpen sein muss. Alternativ kann die Stiftung auch durch Spenden unterstützt werden, da sie zu 100 % von Spenden und Sponsoren finanziert wird. So kann die Schule Blinden kostenlos einen Hund zur Seite stellen.

 

Ein Blick hinter die Kulissen: Tag der offenen Tür in der Blindenhundeschule

Am Samstag, den 5. Oktober, öffnete die Blindenhundeschule der Romandie ihre Türen für die Öffentlichkeit. Zum Start wurde ein kurzer Film über Blindenhunde gezeigt, der spannende Einblicke in ihre Ausbildung bot. Anschliessend folgte eine Führung über das Gelände, bei der Besuchende sowohl Welpen als auch erwachsene Hunde kennenlernen konnten. Zum Abschluss präsentierten erfahrene Hunde und ihre Trainer:innen eine Demonstration einiger ihrer gelernten Befehle. Der nächste Tag der offenen Tür findet am 7. Dezember statt und bietet eine hervorragende Gelegenheit, mehr über die bemerkenswerte Arbeit dieser Institution zu erfahren. Lasst euch nicht die Chance entgehen, einen schönen Familiennachmittag mit Hunden zu verbringen!

 

Text und Foto Michelle Rüegg


Wer mehr über die Blindenhundenschule der Romandie erfahren möchte, kann auf ihrer Webseite vorbeischauen.

www.chienguide.ch