Wohin mit dem Hund, während man auf der Arbeit ist? Zum Beispiel in die Villa Sabberlatz. Spectrum hat die Inhaberhin des Berner Hundehorts zum Interview getroffen.
Berufstätige Personen, die sich einen Hund halten und nicht die Möglichkeit zum Homeoffice haben, sind darauf angewiesen, dass ihr Vierbeiner während der Arbeitszeit betreut wird. Ein Ort mit entsprechendem Angebot ist die Villa Sabberlatz in Bern. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Könizbergwald. Seit 2018 hütet hier ein dreiköpfiges Team von Montag bis Freitag tagsüber Hunde. Inhaberin Lara von Aesch hat Spectrum in der Villa empfangen und im Gespräch Einblicke in den Alltag des Hundehorts gegeben.
Maximal fünf Hunde pro Spaziergang
Auf den ersten Blick sieht man die Villa Sabberlatz nicht gleich, sie befindet sich ein wenig versteckt hinter anderen Häusern. An der holzvertäfelten Aussenwand steht in weissen Buchstaben «Villa Sabberlatz». Ein ebenfalls weisser Dackel scheint über den Schriftzug zu springen.
Lara von Aesch begrüsst mich lächelnd. Vom Eingangsbereich blickt man durch ein grosses Fenster in den angrenzenden Raum, der durch Holzwände in drei Gehege unterteilt ist. «Damit die Hunde das Gefühl haben, sie befänden sich in einem Zimmer», erklärt mir Lara von Aesch. «Wären da Gitter, hätten sich alle Hunde die ganze Zeit im Blick. Das würde sie nervös machen.»
Die Tür schwingt auf und eine Mitarbeiterin des Teams durchquert mit vier angeleinten Hunden den Flur. Kurz wird es unruhig, die Hunde freuen sich offensichtlich auf den bevorstehenden Spaziergang. Es werden nie mehr als fünf Tiere gleichzeitig ausgeführt. Zum Spazieren geht es in den anliegenden Wald. Dieser sei ideal, weil da nur wenig Wildtiere heimisch seien. Ausserdem ist der Waldrand aufgrund der Autobahn abgezäunt. Zwischen den Bäumen können die Hunde von der Leine gelassen werden – dies geschieht allerdings nur nach Absprache mit der Besitzer:in und auch nur, wenn der Hund schon mehrmals in der Villa zu Gast war und das Team mit ihm vertraut ist. Zudem wird morgens an jedem Vierbeiner ein Tracker angebracht, der für zusätzliche Sicherheit sorgt, sollte ein Hund weglaufen.
Alle sind willkommen
Lara von Aesch fragt, ob ich die Hunde begrüssen möchte. Natürlich sage ich Ja. Daraufhin führt sie mich durch den Raum mit den voneinander abgegrenzten Hundezimmern. Wir betreten das hinterste. Ein Hund der Rasse Shiba Inu kommt schwanzwedelnd angetrabt. Lara von Aesch macht mich auch mit Miki bekannt, einem Pekinesen, der immer in der Nähe der Tür verharrt. Am Anfang ist Miki schüchtern, doch nach einer kurzen Streicheleinheit blüht er auf. Zuhinterst im Raum liegt ein weiterer Hund im Körbchen und blickt uns aufmerksam an. Die Hunde werden in Kleingruppen gehalten, wobei darauf geachtet wird, dass sie sich gut verstehen. «Bei uns sind alle Hunde willkommen. Auch Kampfhunde. Die einzige Bedingung ist, dass die Hunde stubenrein sind und mit anderen Hunden umgehen können», erläutert die Inhaberin. Doch gerade für die Sozialisation junger Hunde sei die Villa ein perfekter Ort. Hier treffen die Welpen auf Hunde unterschiedlichen Alters und lernen, mit Artgenossen zurechtzukommen. «Das ist wirklich toll, denn die älteren Hunde weisen die jungen zurecht, wenn diese zu weit gehen. Nach ein paar regelmässigen Aufenthalten hat man einen Hund, der super sozialisiert ist», fügt sie hinzu.
Alle im Team der Villa Sabberlatz sind ausgebildete Tierpfleger:innen, das ist Lara von Aesch wichtig. Nur so könne eine fachgerechte Betreuung der Vierbeiner garantiert werden – vor allem wenn einer der Hunde krank sein sollte, kann das Team ihm die verschriebenen Medikamente verabreichen und sich um ihm kümmern.
Auf meine Frage, ob sie alle Hunde beim Namen kenne, antwortet Lara von Aesch mit einem verschmitzten Ja. Sie wisse auch, welche Leine zu welchem Vierbeiner gehöre und selbst am Bellen könne sie ihre Schützlinge unterscheiden. Die meisten der Hunde seien mehrere Tage pro Woche in der Villa Sabberlatz und das teilweise schon seit mehreren Jahren. Sie sehe die Hunde aufwachsen, das sei schön.
Der Wunsch nach Selbstständigkeit
Wir verlassen den Raum und Lara von Aesch schliesst die Tür, damit ihre vierbeinigen Gäste Ruhe haben. Ich möchte wissen, wie es zur Gründung der Villa Sabberlatz gekommen ist. Da müsse sie ausholen, meint Lara Von Aesch. «Ich war nie eine Jugendliche, die gewusst hätte, was genau sie mit ihrem Leben anstellen möchte. Nachdem ich meine Lehre zur Dentalassistentin abgeschlossen habe, habe ich in eine Menge andere Berufe hineingeschnuppert, bis ich in einem Tierheim gelandet bin und da ist der Arbeitstag so schnell vergangen. Und das ist eigentlich das Schönste: Wenn du gar nicht merkst, dass du arbeitest. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Lehre zur Tierpflegerin zu absolvieren. Dass ich nach dem Lehrabschluss, etwas selbst auf die Beine stellen möchte, war mir früh klar. Ich dachte darüber nach, ein eigenes Tierheim zu eröffnen. Schlussendlich entschied ich mich für den Hundehort. Zuerst musste ich einen Businessplan ausarbeiten und nach einem geeigneten Standort suchen – das hat etwa ein Jahr gedauert. Aber dann ging es ziemlich schnell. Schon im dritten Monat nach der Eröffnung war ich ausgebucht. Da war mir klar, dass das mit der Villa klappt. Jahr für Jahr sind wir immer grösser geworden. Im dritten Jahr haben wir den Standort in Lyss eröffnet. Selbst während Corona hat alles tipptopp funktioniert.»
Hier hake ich ein. Während der Coronapandemie haben sich schliesslich viele Menschen ein Haustier angeschafft. Ein Blick in die Statistik der Identitas AG zeigt, dass im Dezember 2019 die Anzahl registrierter und lebender Hunde in der Schweiz bei rund 506’500 lag und Ende 2022 bei circa 548’000. Kam der Hundehort durch die Zunahme unter Druck?
«Während Corona sind laufend neue Anfragen reingekommen und wir hatten viel zu tun, da sich die Homeoffice-Tage stetig verändert haben und die Hunde teilweise kurzfristig bei uns abgegeben wurden.» An diesem Punkt lobt Lara von Aesch ihre Kundschaft: «Alle unsere Kund:innen, die sich während der Coronapandemie ihren Hund zugelegt haben, besitzen diesen nach wie vor. Kein Hund wurde ins Tierheim gebracht.»
«Bei uns sind alle Hunde willkommen. Auch Kampfhunde.»
12:00 Uhr – Zeit für Siesta!
Die Arbeitstage in der Villa Sabberlatz beginnen früh: zwischen 7:00 und 8:00 Uhr bringen die Halter:innen ihre Vierbeiner vorbei – an den meisten Tagen sind es um die 35 Hunde. Sobald alle da sind, wird entschieden, welche Hunde den Tag in Bern verbringen und welche per Shuttle-Bus nach Lyss transportiert werden.
Die Berner Hunde dürfen sich auf insgesamt vier Spaziergänge freuen, zwei im Verlauf des Morgens und zwei am Nachmittag. Die Hunde in Lyss gehen zweimal spazieren, weil sie zudem die Möglichkeit haben, sich in einem Aussengehege auszutoben. Um 12:00 Uhr ist Siesta angesagt und das Licht wird ausgeschaltet. «Die jüngeren Hunde versuchen zwar manchmal, die älteren dennoch zum Spielen zu animieren, müssen jedoch schnell feststellen, dass sie damit keinen Erfolg haben werden. Für eineinhalb Stunden ist Ruhe angesagt, bis das Rambazamba wieder losgeht.» Die Hunde erhalten natürlich auch ihr Futter, aber nacheinander, um Eifersuchtsanfälle zu verhindern. Am späten Nachmittag fährt der Shuttle-Bus in Lyss ab, damit die Hunde rechtzeitig zurück sind. Ab 16:30 können die Hundehalter:innen ihre Lieblinge abholen. «Bis halb sieben sollten alle Hunde auf dem Heimweg sein und wir haben Feierabend.»
«Auf 10’000 Schritte pro Tag kommt man locker»
Das Schöne am Job in der Villa Sabberlatz sei, dass man zusammen mit den Hunden viel draussen sei und den Könizbergwald in allen vier Jahreszeiten erlebe. «Auf 10’000 Schritte pro Tag kommt man locker», meint Lara von Aesch lachend. Doch besonders schätzt sie den Austausch mit ihrer Kundschaft. «Meine Lieblingsmomente sind, wenn die Besitzer:innen ihre Hunde bringen, abends wieder abholen und wir uns unterhalten: über die Hunde, über die Arbeit, über alles Mögliche. Ich liebe die Gespräche. Mit der Kundschaft verstehen wir uns bestens. Natürlich gehe ich gerne mit den Hunden raus, aber die Interaktionen mit den Halter:innen sind mittlerweile meine Lieblingsmomente. Nur ja keine Buchhaltung», schiebt Lara von Aesch mit abwehrender Geste hinterher. Seit die Villa von einer Einzelfirma zu einer GmbH gewechselt hat, habe der bürokratische Aufwand noch mehr zugenommen. Glücklicherweise habe sie eine Buchhalterin, die ihr helfe – trotzdem sei die Buchhaltung der mühsamste Teil ihres Jobs. Was sie andererseits an der Selbstständigkeit schätze, sei die Möglichkeit, sich ständig neu zu erfinden. «Seit Neustem haben wir eine App, in der die Halter:innen ihre Hunde zum Hüten an- und abmelden können. Über die App können wir ihnen zudem Updates über ihre Lieblinge senden.»
Zum Schluss des Gesprächs frage ich nach, wo die Ursprünge des Namens «Villa Sabberlatz» liegen.
«Der Name war schon früh in meinem Kopf. Leider weiss ich wirklich nicht mehr, woher die Idee kam. Ich wünschte, ich könnte eine gute Geschichte dazu erzählen. Er war einfach da und ich liebe den Namen sehr.»
Als ich mich von Lara von Aesch verabschiede, bin ich mir sicher; die Villa Sabberlatz wird auch in Zukunft für zahlreiche gute Geschichten sorgen.
Text Caroline Buck
Foto © Villa Sabberlatz
Einblicke in den Alltag der Villa Sabberlatz gibt der Instagram-Account des Hundehorts.
https://www.instagram.com/villasabberlatz/?igsh=Z2t6Ym01a3RxZWlv