Wie einige unter euch sage auch ich in einigen Wochen der Uni Freiburg adieu. Um nichts verpasst zu haben, habe ich eine Liste zusammengestellt mit Dingen, die man getan, gesehen und gegessen haben muss, bevor man sich von der Stadt an der Sarine verabschiedet.
Nina Graf, Fotos und tapfere Begleitung: Gioja Weibel
Die Chapelle de Lorette (Bild 2)
Auf der Strasse gehen Gerüchte herum über den romantischsten Ort der Stadt. Die Kapelle sei DER Ort, an den man sein Mädchen mitnimmt, wenn man den nächsten Schritt wagen will. Der Aufstieg ist jedoch alles andere als romantisch. Ab der Hälfte des Anstiegs schwitzt man und die hübsch zurechtgemachte Frisur ist spätestens fünf Minuten danach auch dahin. Ist man jedoch mal oben angekommen, liegt einem die Basse Ville zu Füssen. Die Aussicht und der Adrenalinkick entschädigen für alles. Rauchern ist der Ausflug jedoch nur unter Vorbehalt empfohlen.
Haareschneiden (Bild 3)
Freiburg ist die Stadt der Fonduestuben, Dönerläden und Coiffeursalons. Bestechend an den letztgenannten sind die Preise. Für Frauen beginnt der Tarif normalerweise bei sechzig Franken und ist nach oben hin offen. Nicht so in Freiburg! Hier heisst es: Einmal Waschen, Schneiden, Föhnen bitte! Ruck ruck, zack zack und die Schere wird hingelegt. 15 Minuten später und nur 24 Franken ärmer verlasse ich den Laden.
Ein Besuch im Fri Art
Seine Freizeit kann man nicht bloss im Fri-Son, sondern auch im Fri Art verbringen. Sich irgendwann in den drei Jahren auch mal ein bisschen Kunst anzutun, kann bestimmt nicht schaden. Das Fri Art bietet dazu den richtigen Rahmen: Kontemporäre Werke von vielseitigen Künstlern werden ausgestellt und im Keller werden bizarre Kurzfilme über die Hirschjagd gezeigt. Das Fri Art ist auch was für Kulturmuffel, denn die zwei Stockwerke hat man schnell besichtigt und der Eintritt ist erschwinglich.
Picknicken in der Cafeteria (Bild 4)
„Pique-nique interdit“. Doch mindestens einmal mitgebrachte Essen in der Cafeteria der Uni zu verzehren, muss sein. V!
Sich ausschliesslich mit Freiburger Bier und Wein die Kante geben (Bild 5)
Die Stadt Freiburg hat 38’288 Einwohner und es scheint, als hätte jeder von ihnen eine eigene Brauerei im Keller: Cardinal, Patriote, Frimousse, um nur einige zu nennen. Und dann gibt’s noch einige Rebberge in der Umgebung. Dieser Punkt ist also schnell erledigt, denn Material gibt es genug. Einige Biersorten werden vom Grossverteiler angeboten, der Wein sowieso. Den Rest besorgt man sich am besten direkt in den Brauereien. Von da an läuft’s wie immer. Freunde einladen und auf geht’s! Die Kopfschmerzen am nächsten Morgen sind grausam und das Übelkeitsgefühl erdrückend. Also alles wie immer.
Der illegale Beck (Bild 6)
Wenn um drei die Türen der Clubs schliessen und man sich auf der Strasse wiederfindet, schreit der Körper verzweifelt nach Nahrung. Doch wohin, wenn der letzte Dönerladen bereits um zehn Uhr schliesst? Die Rettung befindet sich in der Backstube einer Bäckerei in der Industriezone. Einmal klopfen und der Bäcker streckt seinen Kopf heraus. Ein besseres Schinkengipfeli habt ihr noch nie gegessen. Die Adresse verrate ich aber nicht, ich will ja nochmal hin.
Die Busendstationen besichtigen (Bild 7)
Auch nach drei Jahren kennt man nicht die ganze Stadt, sondern treibt sich meist an den gleichen Ecken rum. Doch Freiburg hat mehr zu bieten als die Unigebäude und die üblichen Bars und Clubs. Die bequemste Art des Sightseeings ist der ÖV. Einfach rein in den Stadtbus und an die Endstation fahren. So lassen sich alle neun Quartiere besichtigen und man findet endlich heraus, was sich hinter dem mysteriösen Namen Auge verbirgt. Eine niedliche Gegend, die direkt unter die Felsen gebettet ist und eine Beiz beherbergt, die Röstipizza anbietet.
Ein Besuch beim Chinesen am Bahnhof (Bild 8)
An dieser Stelle sollte eigentlich ein Bild von einer Frühlingsrolle zu sehen sein. Denn meine Liste beinhaltet auch eine Mutprobe. Nämlich beim Chinesen vis à vis vom Bahnhof etwas zu essen (als wahrscheinlich erste Person überhaupt). Nachdem ich den nötigen Mut aufgebracht und die Tür geöffnet habe, an aufgedunsenen Gesichtern vorbei durch die Rauchschwaden hindurch (ja, man kann IM Restaurant rauchen) bei der Bedienung angekommen bin und meine Bestellung abgebe, meint diese, ich müsse mehr bestellen, sonst lohne es sich für den Koch nicht. Da hat mich der Mut verlassen und ich bin in den nächstgelegenen Burgerladen geflüchtet. Diese Geschichte muss ein anderer Held schreiben.
Freiwillige vor, Kamera mitnehmen und Spectrum das Foto schicken!
Shoppen im Billigladen (Bild 9)
Am Boulevard de Pérolles, gleich bei der Haltestelle J. Vogt, befindet sich ein Geschäft, das schon immer eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt hat. Es handelt sich um eine Mischung aus Outlet und Secondhand-Laden, und man kann dort alles finden, was das Herz begehrt. Sobald man den anfänglichen Widerwillen einmal überwunden hat und sich durch das breit gefächerte Angebot wühlt, erwacht der Jagdinstinkt. Denn wer weiss, vielleicht ist ja ein Schatz dabei? Und mit etwas Glück findet man dabei vielleicht sogar eine so einmalige Kopfbedeckung, wie ich sie nun besitze.
Der letzte Crazy Monday
Ich kann euch jetzt sagen, spart euch diesen Punkt. Aber ihr werdet ja doch nicht auf mich hören. Denn irgendwann zieht’s jeden wieder ins Irish. So viel vorab: Die Musik ist immer noch laut, die Playlist immer noch dieselbe wie vor drei Jahren und am Anfang findet man alles schrecklich primitiv und lästert über die anderen Gäste. Doch irgendwann zuckt das Bein, man beginnt, den Song von Shakira mitzusingen und weiss nicht, wie einem geschehen ist, wenn die Uhr plötzlich drei Uhr früh anzeigt.