Adlerjäger – das gibt es in der Mongolei nur in männlicher Form. Noch nie hat dieser traditionelle Sport eine Adlerjägerin, geschweige denn eine so junge, gesehen. The Eagle Huntress erzählt die Geschichte von Aisholpan, einem Mädchen, welches im zarten Alter von 13 Jahren entschied, Adlerjägerin zu werden – sehr zum Missfallen einiger alteingesessener Adlerjäger, die meinen, das Mädchen gehöre vor den Herd und nicht auf den Rücken eines Pferdes.

Unterstützt wird sie von ihrer Familie, vor allem von ihrem Vater, und nach einem klärenden Gespräch auch von ihrem Grossvater, welche beide die Kunst der Adlerjäger meisterhaft beherrschen. Ihr Vater ist es, der ihr Schritt für Schritt beibringt, wie man mit einem Adler umzugehen hat. Aisholpan legt so aussergewöhnliches Talent an den Tag, dass sich ihr die Möglichkeit bietet, nach nur kurzer Trainingszeit mit ihrem noch sehr jungen (und ausserdem selbstgefangenen) Adler am legendären Adlerfest teilzunehmen.

The Eagle Huntress ist das erste Werk von Otto Bell, der das für uns fremde Leben eines willensstarken Nomadenmädchens zeigt. Zur Schweizer Premiere beim FIFF 2017 ist nicht nur Aisholpan, sondern auch ihr Vater angereist, in traditioneller Tracht gekleidet und sehr bodenständig wirkend. Genauso bodenständig und zugleich mit erstaunlicher innerer Sicherheit ausgestattet, überzeugt sie im Film die Jury des Adlerfestes. Berührend und unterhaltsam zugleich, lässt sich dieser Film an einer Szene beschreiben: Nachdem Aisholpan ihren Adler gefüttert hat, sitzt sie, sich die Nägel lackierend, neben den rohen Fleischresten, welche der Adler nicht verzehrt hat. Schlussendlich ist sie immer noch ein Mädchen. Ein kräftiges zwar, welches die Jungs aus ihrer Klasse niederringen kann, aber immer noch ein Mädchen, was sie selbst betont.

Atemberaubende Landschaftsbilder untermalen den Film, der – man vergisst es bei der packenden Erzählweise nur allzu schnell – ein Dokumentarfilm ist. Viele Szenen sind so unglaublich, dass man sich fragt: Kann denn das wirklich sein? Obwohl die Handlung im Groben ungefähr absehbar ist, gibt es im Kleinen viele Dinge, die aufhorchen lassen. Erst in Toronto und beim Sundance, jetzt in Freiburg: die Geschichte der Adlerjägerin verzaubert gross und klein, und ist der perfekte Eröffnungsfilm für das diesjährige, 31. Internationale Filmfestival Freiburg.

Filminfo
The Eagle Huntress
Dokumentation
87 Minuten
USA/UK/Mongolei
2015

Crédits Photos: FIFF