Das FIFF 2017 verspricht grossartig zu werden. Mit 140 Filmen aus 45 verschiedenen Ländern, darunter rare und schwer auffindbare Kopien, fährt das Programm des diesjährigen Festivals schwere Geschütze auf. Spectrum war bei der Eröffnungsfeier am Freitag dabei.
Der Kinosaal verdunkelt sich, was ein unmissverständliches Zeichen ist: Jetzt geht es los. Die Gespräche verstummen langsam, murmelnd wird der letzte Satz beendet, dann wird der Fokus endgültig auf die Bühne gerichtet. Nur, dass da niemand steht. Zumindest noch nicht. Stattdessen werden wir Zuschauer von einer geisterhaften, weil mehrstimmigen Stimme in drei Landessprachen begrüsst. Kurz darauf beleuchten helle Scheinwerfer die Bühne, FIFF-Vereinspräsident François Nordmann tritt auf und eröffnet das 31. Internationale Filmfestival Freiburg. Auf ihn folgen Antoinette de Weck, Gemeinderätin der Stadt Freiburg sowie Marco Solari und schliesslich Thierry Jobin.
Vorhang auf für die Unbekannten
Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des FIFF meint, es sei ein zentrales Ziel des Filmfestivals, die sechs Milliarden Stimmen sprechen zu lassen, die sonst nicht zu Wort kommen würden. In unserem Alltag würden bei uns vornehmlich Filme aus den USA oder aus Europa dominieren. Deshalb sei das Festival ein wichtiger Anlass, die stark unterrepräsentierten Teile der Welt für einmal ins Rampenlicht zu rücken. Dabei gehe es ihm vor allem um den Aspekt, dass die Geschichten aus Nepal beispielsweise aus Sicht der Nepalesen erzählt würden, und das Land somit aus einer ganz neuen Perspektive betrachtet werden könne: Nämlich aus jener der Einheimischen. Das Festival sei weiter ein Anlass, um die Rechte, die für alle gelten, zu zelebrieren. Marco Solari, Manager und operativer Präsident des Internationalen Filmfestivals von Locarno betont, wie zentral das Thema der Solidarität mit den Armen und Mittellosen sei. Viele Filme des diesjährigen Festivals behandeln die Thematik von Leben und Tod, und vor allem der diffusen Geisterwelt, die irgendwo dazwischenliegt. Es ist kaum zu glauben, doch seit dem Jahr 2000 handeln die meisten Filme im internationalen Kino von nichts Geringerem als Gespenstern.
Namhafte Gäste
An diesem Abend sind einfach alle anwesend – ob filmischer Leiter, Vize- und Präsident der Stadt Freiburg, die Jury für Kurz- und Langfilme sowie die Schauspieler des Eröffnungsfilm The Eagle Huntress, sie alle nehmen einen roten Sessel in der Arena 1 ein. Aber auch die Mitarbeiter haben viel zu tun an diesem ersten Abend. Ob als Platzanweiser, Ticketkontrolleure oder persönliche Assistenz der VIPs – langweilig wird ihnen sicherlich nicht. Als ich nach dem Eröffnungsfilm begeistert den Saal verlasse, traue ich meinen Augen kaum: Die Hauptdarstellerin und ihr Vater stehen mit ihren Dolmetschern etwa eine Armlänge von mir entfernt und unterhalten sich so, als ob es sich um das Wetter handeln würde. Für einen kurzen Moment bin ich sprachlos, dann fange ich mich und überbrücke die wenigen Zentimeter, um einfach mal Hallo zu sagen. Besonders gut geplant ist die Sache nicht, denn mehr als ein: „Hallo, der Film war unglaublich“ (auf Englisch) bringe ich nicht zustande. Die Schauspielerin ist etwas irritiert, was ich ihr nicht verübeln kann, spricht sie doch augenscheinlich kein Englisch. Sie und ihr Vater sind in traditionelle mongolische Trachten gekleidet, was zwar wunderschön aussieht; jedoch wäre ich mit der Pelzmütze auf dem Kopf schon längst verschmachtet!
Nicht nur wegen des Apéros: Da muss man hin!
Nachdem ich mich von der Szene erholt habe, werde ich des reichhaltigsten Apéros gewahr, welchen ich je in meinem Leben gesehen habe. Begeistert probiere ich einige Häppchen und hätte vermutlich das ganze Buffet leergeräumt, wenn ich nicht plötzlich von einem Mitarbeiter angesprochen worden wäre. Da ich eine Presseakkreditierung um den Hals trage, halten er und seine Freunde mich anfangs fälschlicherweise ebenfalls für eine Mitarbeiterin. Das soll mir nur Recht sein, denn auf diesem Wege komme ich mit ihnen ins Gespräch und darf – trotz des Missverständnisses – ein ganz klein wenig Backstage-Luft schnuppern.
Nach einem ereignisreichen Abend in der Welt des Filmes komme ich zum Schluss, dass es sich mehr als lohnt, einen Blick in das Programmheft zu werfen: Das FIFF 2017 wartet mit unglaublich interessanten Filmen und Dokumentationen auf, die man sonst so nicht zu sehen bekommt. Deshalb empfehle ich: Ran an die Tasten und reservieren, solange es noch Plätze hat!
Foto: Nicolas Brodard (FIFF)