Freiburg ist gut. Aber Freiburg kann noch besser werden. Spectrum weiss, wo es noch Verbesserungspotential gibt.
Wir wollen weniger gefragt werden: „Kennsch de…äh… Fredi Frischknecht? De studiert au z’Fribourg.“ Wir wollen, dass die Leute wissen: Freiburg hat zehntausend Studierende. Wir kennen nicht jeden. Ich kenne auch diesen Fredi Frischknecht nicht. Auch wenn er in Freiburg studiert.
Wir wollen nicht, dass uns die Leute sagen: „Ah du studiersch z’Fribourg. Demfall studiersch uf Französisch.“ Wir wollen, dass die Leute wissen: An der Uni Freiburg kann man zweisprachig sutdieren. Und wenn man auf Deutsch studiert, studiert man genauso viel auf Französisch wie auf Montenegrinisch. Aber auch viele der vermeintlich Allwissenden sind uns nicht viel lieber: Diejenigen die sagen: „Ah gell, in Fribourg sind fast alli zweisprochig.“ Nein, das ist weder in der Stadt noch im Kanton so. Viele Senseoberländer sprechen genauso gut Montenegrinisch wie Französisch.
Wir wollen mehr sozialistische Lesezirkel und marxistische Hochschulgruppen! Ich will mich ihnen nicht anschliessen. Und ich teile diese Überzeugung nicht. Aber marxistische Hochschulgruppen gehören einfach an eine Universität. „Wer mit zwanzig Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz“, sagte Georges Clemenceau, ein ehemaliger französischer Politiker, einst passend. Den zweiten Satz von Clemenceaus Zitat: „…wer es mit vierzig Jahren noch ist, hat kein Hirn“, lassen wir vorerst mal unkommentiert.
Wir wollen auch mehr Youth-Business-Clubs an der Universität Freiburg. Wir brauchen mehr Studierende, die in H&M-Anzügen Business Meetings abhalten und denken, die Wirtschaft gerate ohne sie ins Stocken. Wir erwarten auch, dass sie sich zu politischen Themen äussern. Und als mittellose Studenten lauthals gegen Steuererhöhungen protestieren.
Wir wollen mehr Antrittsvorlesungen. Oder präziser ausgedrückt: Wir wollen mehr Antrittsvorlesungen mit Apéro. Oder auf den Punkt gebracht: Wir wollen mehr Apéro. Mehr Gratisverpflegung. Wir wissen: Sowas zu sagen wirkt ungebildet und sittenlos. Aber irgendwie müssen wir Studierende uns ja auch verpflegen. Brecht hat ja mal gesagt: „Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral.“ Sowieso: Wer Brecht zitiert kann weder ungebildet noch sittenlos, sondern nur ein Feingeist sein.
Wir wollen auch einmal Symbolbild sein. Oft wenn in den Zeitungen über Hochschulpolitik geschrieben wird, erscheint ein Bild der Uni Zürich. Zum Beispiel: „Schweizer Universitäten schneiden im Ranking gut ab. So die Universität Zürich.“ Wir wollen auch einmal als Symbolbild dienen, wenn es um Studiengebühren, Akkreditierungsrichtlinien und Stipendienerhöhungen geht.
Wir wollen unseren Crazy Monday zurück. Er war das Highlight der 2000er und frühen 2010er Jahre. Montag war Ausgehtag! Ab ins Irish Pub und tanzen zu Hits, die vor fünf Jahren hip waren. Der Crazy Monday kommt aus der Mode. Wir sagen: Crazy Monday ist Freiburger Kulturgut. Kulturgut ist auch ein Mensch, der den Crazy Monday prägte: DJ „Goton le Cool“. Seit Jahren die Allzweckwaffe im Freiburger Nightlife-Bereich.
Und ernsthaft: Wir wollen etwas mehr Bern in Freiburg. Vor allem in der Nacht entfernen sich die beiden Städte voneinander. Der letzte Zug von Bern nach Freiburg fährt jeden Abend um 00:18 Uhr. Der letzte Zug von Winterthur ins hinterthurgauische Guntershausen fährt um 03:05 Uhr. Es wird das letzte Mal sein, dass ich jemandem empfehle, sich an Guntershausen ein Beispiel zu nehmen.
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