Vorsicht: Wer in den Grüntönen eine banale Beschreibung sieben verschiedener Laster und eines Schnegels erwartet, der hat bestimmt dieses faszinierende Werk falsch reingeschätzt.
Von Anfang an taucht der Leser in eine komplett andere Welt, in welcher Hühner plötzlich zu Velociraptoren und Lauchgewächse zu Alliümmern werden. Nicht vergessen werden muss der Mann an Häfligers Seite (aka Nick in dem Buch): Er wird halt als Nichtgärtner bezeichnet.
Diese Etikette passte mir auch perfekt zu. Ausser den kleinen Salatköpfen, die ich jeden Sommer in meinem witzigen kleinen Garten mit viel Liebe und Sonne wachsen lasse, kenne ich eigentlich gar nix aus dem von mir sogenannten „Gartenkosmos“.
Aber wie aus dem Nichts hat sich dies dank den Grüntönen von Nicole Häfliger geändert. Dank einer ganz virtuosen und unkonventionellen Welt, wo lässliche Laster wie Vergesslichkeit (amnesis), Sturheit (obstinatio) oder Wankelmut (inconstantia), zur Sprache kommen; wo nicht nur Gärten, Pflanzen oder Tiere, sondern auch und vor allem Menschen und deren Komplexität und Sprache im Zentrum stehen.
Entgegen dem, was Nick in „Dem Blick zurück“ (Titel eines Grüntones) selbst sagt, ist die Frage nach dem Warum – auch in Bezug auf den Grund für diese Lektüre – nicht berechtigt. Ganz einfach weil sich in dieser Welt alle Nichtgärtnerinnen und Nichtgärtner von den Grüntönen bezaubern lassen müssen. Ein absolutes Muss für jede Bibliothek!
Als ehemalige Studentin der Universität Fribourg studierte Häfliger Germanistik und Anglistik, zwei Studienfächer, welche sie dann als Gymnasiallehrerin während 15 Jahren unterrichtete. Seit 2012 arbeitet sie als Autorin, Korrektorin, Übersetzerin und auch in der Gartenberatung /-planung. Häfliger veröffentlicht auf ihrem Blog www.gruentoene.ch regelmässig neue Texte.