Veganismus ist ein grosser Trend, auch im Sport. Aber wie gesund ist es tatsächlich, wenn sich Sportler*innen vegan ernähren?

 

Sport gehört für mich zum Alltag und ein wichtiger Teil des Sports ist die Ernährung. Ich habe mir die Frage, ob Veganismus im Sport gesund oder eher ungesund ist, gestellt, als ich meine Maturaarbeit geschrieben habe. Viermal wöchentlich trainiere ich Leichtathletik und mein Trainer besteht darauf, dass wir uns bewusst ernähren, um im Training und an Wettkämpfen unsere Bestleistung zu erbringen. Unsere Nahrung sollte möglichst vielfältig sein, damit wir alle nötigen Nährstoffe für unseren Stoffwechsel aufnehmen können. Mein erster Gedanke: Veganismus kann dem Körper also nur schaden, weil man auf etwas verzichtet.

 

Schaden oder Erfolgsgeheimnis

Es ist tatsächlich so, dass gewisse Nährstoffe, wie z.B. Vitamin B12, verhältnismässig am meisten in tierischen Produkten vorkommen. Trotzdem bin ich bei meiner Recherche auf Sportler*innen gestossen, die auch mit veganer Ernährung Erfolge erzielt haben. Als Beispiel Carl Lewis. Er ist ein US-amerikanischer Leichtathlet, der in einem Interview zugab, dass er seine besten Erfolge dem Veganismus verdankt: «I’ve found that a person does not need protein from meat to be a successful athlete. In fact, my best year of track competition was the first year I ate a vegan diet. »

Tatsächlich gibt es Studien, die beweisen, dass vegane oder vegetarisch lebende Menschen gesünder und auch länger leben. Das scheint aber vor allem an der Tatsache zu liegen, dass sich (gesundlebende) Veganer*innen bewusster ernähren, bzw. sich mehr Gedanken über ihre Ernährung machen.

 

 

Equilibrium oder Mangel

Die Ernährung und Sport faszinieren mich schon lange. Mir war klar, dass ich es am eigenen Leib erfahren wollte. Was würde mit meinem Körper passieren, wenn ich mich vegan ernähren würde, vor allem wenn ich Sport triebe? Und die wichtigste Frage, die ich mir gestellt habe: Werde ich einen Mangel erfahren, wenn ich auf etwas verzichten muss?

Um mein Experiment möglichst wissenschaftlich zu gestalten, liess ich meine Werte beim Arzt überprüfen, um meine Ausgangslage zu kennen. Nach sechs Monaten strikter veganer Ernährung habe ich die Tests wiederholt und die Resultate haben mich sehr verblüfft.

Auf wissenschaftlicher Ebene war ich gesünder als je zuvor. Meine Werte waren alle überdurchschnittlich gut und fast alle Werte haben sich verbessert oder blieben gleich. Zum Beispiel habe ich meinen Cholesterinwert stark verringern können, was darauf hinweist, dass ich gesunde Fette zu mir genommen habe. Mein Eisenwert ist konstant geblieben, obwohl ich in der Vergangenheit immer mit Eisenmangel zu kämpfen hatte.

Natürlich habe ich mich in meinem Experiment aber nicht nur auf die wissenschaftlichen Daten verlassen, sondern habe auch ein Tagebuch geführt, in dem ich mein Wohlbefinden vor und nach dem Sport, sowie durch den Tag hinweg notiert habe.

Als Auswertung kann ich sagen, es gab zwar eine kurze Phase zu Beginn meines Experiments von ein bis zwei Wochen, in denen ich mich wirklich schlapp gefühlt habe, vor allem nach dem Sport. Ob das aber wirklich der Ernährung zuzuschreiben war, ist fraglich. Und trotz dieser kurzen Phase konnte ich im Training gut mithalten und habe sogar meine Leistung verbessert.

 

Mindset-Wechsel?

Ich war erstaunt über mein Ergebnis. Nie hätte ich es erwartet, dass sich mein Körper und meine Leistungen verändern –besser gesagt, verbessern können – nur durch eine Umstellung der Ernährung. Ich habe mich zwar fitter gefühlt, doch ich musste deutlich mehr Zeit in die Planung meines Essens investieren. Zu Beginn habe ich sehr lange im Supermarkt gebraucht, bis ich die richtigen veganen Produkte gefunden habe und musste auch oft das Kleingedruckte lesen. Es war nicht leicht auf meine Lieblingsspeisen zu verzichten. Natürlich gibt es viele Ersatzprodukte, doch es ist und bleibt nicht das Gleiche.

Nach meinem Selbstversuch habe ich mich so gut es ging weiter vegan ernährt, doch irgendwann musste ich mir eingestehen, dass mir die Zeit und Motivation fehlte, um mich strikt vegan zu ernähren. Ich bin immer noch vegetarisch unterwegs und verzichte so gut es geht auf tierische Produkte.

 

Es war ein sehr spannendes Experiment. Besonders interessant war es, auf medizinischer Ebene zu sehen, dass Veganismus sehr gut möglich ist, ohne einen Mangel zu entwickeln, sofern man sich gut über seine tägliche Nahrung informiert.

 

Text: Lea Müller

Illustration: Lukas Lauener