Die Sonderausstellung im Bernischen Historischen Museum begeistert und lässt Besucher*innen in die 125-jährige Geschichte der Berner Young Boys eintauchen.
1898 gründen vier Gymnasiasten den Fussballklub Young Boys als Pendant zu den Basler Old Boys und erobern die Schweizer Fussballwelt. Dessen 125-jähriges Bestehen widmet das Bernische Historische Museum eine unterhaltsame und kurzweilige Ausstellung, in Zusammenarbeit mit dem BSC Young Boys und den beiden Fan-Dachverbänden Ostkurve Bern und gäubschwarzsüchtig. Der Ort des Museums selbst gehört in die durchlebte Vergangenheit des Klubs: Das allererste Fussballfeld des Teams befand sich auf dem Areal des heutigen Museumsquartiers, bis sie später im Spitalacker und ab 1925 im neuen Stadion Wankdorf ihre Spiele austrugen.
Die lange Durststrecke
Berühmte YB-Songs wie «Hie» von Wurzel 5 ertönen. Wertvolle Schals, die YB-Fanclubs mit Stolz erfüllen, hängen an der Wand. Besuchende betrachten Schwarzweissfotos von alten Stadien und der beeindruckenden Menschenmenge vom 16. April 1959. Heute ist das Europacuphalbfinale gegen den französischen Meister Stade Reims mit mehr als 60’000 Fans das meistbesuchte Spiel der Klubgeschichte. Trotz der wohligen, nostalgischen Atmosphäre beschäftigt sich die Ausstellung ebenfalls mit den weniger rühmlichen Zeiten: 1997 folgte in den nächsten Jahren zweimal der Abstieg in die zweithöchste Schweizer Liga. Erst 2001 kommt der Klub wieder auf Erfolgskurs und steigt auf. Im folgenden Jahrzehnt erreicht der Verein gute Rangierungen, aber nie den Meistertitel. In dieser Durststrecke kam das Verb veryoungboysenauf: «Eine wichtige Chance oder Möglichkeit auslassen». Es benötigte/brauchte 32 Jahre, um 2018 in Bern wieder einen Meisterpokal in die Höhe zu stemmen. Diesen Gänsehautmoment und dessen Legenden wie Torhüter Marco Wölfli feiert die Ausstellung gebührend.
Schwelgen in der erfolgreichen Gegenwart
Nicht nur die Spieler stellen Protagonisten der Ausstellung dar: Fans erzählen in Videos von ihrem schönsten Moment im Stadion und die Besuchenden fühlen sich mit ihnen verbunden. Die Erzählungen erinnern an den Grund, wieso dieser Klub seit 125 Jahren existiert: Seien es Nostalgiker, welche sich an das alte Wankdorf Stadion erinnern oder Fans, die beim spektakulären Champions League Sieg gegen Manchester United in unbändigem Jubel ausbrachen: Der Verein verbindet Berner*innen und gehört zur Stadtgeschichte. Die aktuellen Zeitungsartikel am Eingang beweisen, dass die Young Boys die Berner Bevölkerung auch heute noch täglich bewegen. Beweise für den aktuellen Erfolg liefern der Meisterpokal, sowie der Cup-Pokal 2023, welche sicher in einer Vitrine zu bestaunen sind. Erst zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte erreichte YB in diesem Jahr das «Double» und konnte nach zwei Jahren Coronapandemie den Titel im vollen Stadion feiern. Solch erfolgsverwöhnte Zeiten hat der Klub nur in den 50er-Jahren erlebt. Die Ausstellung behandelt ebenfalls die junge Geschichte des Frauenteams, die seit 2009 komplett in den BSC Young Boys integriert ist.
Die Zukunft des Vereins klingt vielversprechend: Talente wie der 19-jährige Aurèle Amenda und die 17-jährige Iman Beney stehen startbereit, um die heutige Generation abzulösen und die gefeierten Spieler*innen von Morgen zu werden.
Eine Ausstellung für Jung und Alt
Die interaktive Ausstellung ist kurzweilig und die Zeit in den schwarzgelben Räumen vergeht im Flug. Empfehlenswert ist ein Familienausflug: Draussen erwarten die Besucher*innen sportliche Parcours, in denen besonders Kinder und Jugendliche die Geschichte des Fussballklubs spielend entdecken können. Ausserdem besteht die Möglichkeit, an Bastelveranstaltungen teilzunehmen, sowie am längsten Fussball Fanschal für die Young Boys mitzustricken. Dadurch entdecken auch die Erwachsenen ihren Lieblingsklub neu.
Text Yaëlle Binggeli
Illustration Bernisches Historisches Museum
Die Ausstellung zum Jubiläum findet noch bis am 07. Januar 2024 statt. Wer seinen Wissensdurst nach dem Besuch noch nicht gestillt hat, kann einen zusätzlichen Ausflug zum YB-Museum im Wankdorf unternehmen.