Das englischsprachige Originalmusical überzeugt mit atemberaubenden Kostümen und fantastischen Tanzeinlagen.
Der weltbekannte Disneyklassiker über den jungen Löwen Simba, der dazu bestimmt ist, König seines Rudels zu werden, begeistert seit 30 Jahren und fasziniert ebenfalls als Musicaladaption. 2015 erstmals in Basel, macht es nun bis am 10. März im Theater 11 in Zürich Halt. Dabei wird die Geschichte von 50 Darstellenden zum Leben erweckt und taucht tiefer in die südafrikanische Kultur ein als der Film.
Menschen als stolze Tiere
Gänsehaut macht sich breit, als Rafiki «The Circle of Life» anstimmt und die Tiere von allen Seiten den Saal betreten. Mehr als 232 Puppen baute das Team um Regisseurin Julia Taymor in 37’000 Stunden auf. Die Tiere werden dabei allesamt von Schauspielenden verkörpert. Besonders faszinierend präsentieren sich die Giraffen, welche sich als Darstellende auf vier Stelzen herausstellen. Dabei wird ebenfalls die Landschaft der Serengeti lebendig, indem der Cast tanzende Gräser verkörpert.
Ein Hauch von südafrikanischer Kultur
Bemerkenswert ist die Darbietung Rafikis, ein Pavian mit schamanischen Kräften, welcher im Musical von einer Frau dargestellt wird. Die Figur basiert auf einer Sangoma, einer Heilerin und Wahrsagerin aus dem südlichen Afrika, die angeblich von Geistern der Ahnen besessen ist. Ihr Kostüm weist durch Flaschen und Muscheln auf medizinische Gegenstände hin und der Stab in ihrer Hand symbolisiert Alter und Weisheit. Die Kostüme der weiteren Charaktere strahlen das Innere ihres Gemüts aus. So stellt Mufasas Maske eine spiegelgleiche Sonne dar, welche dessen Verbundenheit zur Natur nahelegt sowie für Gleichgewicht und Harmonie steht. Im Gegensatz zu Mufasa ist die Maske seines zwielichtigen Bruders Scar ungleichmässig und kantig, was seine feindliche Persönlichkeit hervorhebt. Der Vogel Zazu nimmt die Rolle eines Hofnarren ein, welcher die Möglichkeit besitzt, ungebührliche Angelegenheiten auszusprechen und die vierte Wand zu durchbrechen. So trällert er «Let it go» von «Frozen» durch den Theatersaal und bringt Witz in das Musical hinein. Die Kostüme der Hyänen wiederum weisen etwas Kaputtes, Schmuddeliges auf und sind von Narben übersäht, was die Gier und Hunger der Aasfresser zur Schau stellt.
«Hakuna Matata»
Das Beste ist und bleibt die Musik der Geschichte, welche sich im Musical gesteigert und vergrössert hat. Sowohl Poplegende Elton John als auch Hans Zimmer und Mark Mancina beteiligten sich an den Kompositionen. Hans Zimmer arrangierte ebenfalls die meisterhafte Filmmusik von «Fluch der Karibik» sowie «Sherlock Holmes». In Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Komponisten Lebo M und dem Texter Tim Rice erwecken sie durch Ton und Melodie die Welt Simbas zum Leben und Zuschauende werden von der Stimme Afrikas angezogen. Dabei sind neue, unbekannte Lieder wie beispielweise das von der Löwin Nala gesungene «Shadowland» umso berührender. Andere Charaktere erhalten ebenfalls zusätzliche Lieder, was ihnen mehr Tiefe verschafft und Zuschauende Neues über sie erfahren lässt. Neben Englisch wird auch auf Swahili, Xhosa und Zulu gesungen, was der Erzählung und dem Setting mehr Authentizität verleiht. So singt Rafiki das Lied «Rafiki Mourns» ausschliesslich auf Zulu. Insgesamt zieht sich das Musical durch seine über zwei Stunden Laufzeit etwas in die Länge. Dadurch erhält die Geschichte jedoch noch mehr Zeit, seine zeitlosen Botschaften an das Publikum zu vermitteln. Zitate wie «Hakuna Matata» sind aus unserer Popkultur nicht mehr wegzudenken und das Musical zeigt Kindern mit Rafikis Zitat «Oh yes, the past can hurt. But from the way I see it, you can either run from it, or learn from it », wie man mit Verlust umgeht. Somit ist Disneys familienfreundliches «The Lion King» ein Muss für alle Fans von Musicals und Disneyklassikern.
Text Yaëlle Binggeli
Foto The Lion King Gallery 2022
Weitere Infos zu Spieldaten und Tickets sind auf der Webseite thelionking.ch zu finden.