«Inshallah A Boy», der Oscarkandidat aus Jordanien, feierte seine Schweizer Premiere am Filmfestival in Freiburg. Amjad Al Rasheed führt Regie, während die Palästinenserin Mouna Hawa die Hauptrolle namens Nawal spielt.
Der Film erzählt die Geschichte von der 30-jährigen Mutter Nawal, die unverhofft ihren Mann verloren hat und verwitwet ist. Nun kämpft sie mit dem Bruder ihres verstorbenen Ehemannes um die Erbschaft ihres Hab und Guts und das volle Sorgerecht für ihre Tochter. Der Film möchte auf die Benachteiligung der Frauen – auch, aber nicht nur bezüglich des Erbrechts – in Jordanien aufmerksam machen. Die einzige Lösung für Nawal, die Erbschaft zu sichern, ist, den alten Pick-up ihres Mannes zu verkaufen und den Bruder auf diese Weise finanziell zu entschädigen. Oder nach einem jordanischen Erbschaftsgesetz; einen Jungen zu gebären, der durch sein Geschlecht den vollen Anspruch auf das Erbe hat. Was für einige als klare Lösung erscheint, kommt für die Protagonistin nicht infrage: Der Pick-up bleibt in der Einfahrt stehen, auch wenn Nawal keinen Führerschein besitzt. Dies lässt den Film unrealistisch erscheinen. Der nun alleinerziehenden Mutter wird gedroht, sie werde ihr Kind, ihre Möbelstücke und ihre Wohnung verlieren, da sie über kein Geld verfügt. Und dennoch scheint es, als kämpft sie lieber um ihren Willen als um das Wohlergehen ihrer Familie, auch wenn sie kurz vor dem Leben auf der Strasse steht.
Da Nawal auf das Behalten des Pick-ups besteht, entscheidet sie sich für eine Schwangerschaft. Der Weg, den die Witwe nun geht, ist mit vielen Details ausgeschmückt. Die Strassen und Landschaften Jordaniens werden mit Musikklängen so realitätsnah illustriert, dass sich der Kinosaal für eine Sekunde in das ehemalige Gebiet des Osmanischen Reichs verwandelt. Trotzdem endet der Spielfilm inmitten des Problems. Die vorübergehende Lösung rettet Nawal für neun Monate, stellt jedoch bezüglich dem, was folgt, keine Sicherheit in Aussicht. Das abrupte Ende des Films regt zum Nachdenken über die Botschaft des Werkes an. Wie der Regisseur im Interview erklärte, sei der Protest der Frauen gegen das patriarchalische System die Kernbotschaft: «Alle Frauen auf dieser Welt kämpfen gemeinsam: Feministi:innen hier kämpfen auch für Feminist:innen in Jordanien. Deshalb dürfen wir nicht aufgeben, die Welt dazu zu zwingen, uns zuzuhören!».
Die kulturelle Leistung von Amjad Al Rasheed hat seinen Platz am FIFF verdient. Trotz des ruckartigen Endes versteht sich der Film als Plädoyer für die Gleichstellung zwischen Frau und Mann. Die Familienszenerie lässt das Publikum in die Welt des mittleren Ostens eintauchen und inspiriert, sich mit diesem Thema vertieft auseinanderzusetzen.
Text Joëlle Sorg
Foto © Féstival International de Films de Fribourg (FIFF)
Inshallah a Boy
Land: Jordan, Saudi Arabia, Qatar, France, Egypt
Regie: Amjad Al Rasheed
Jahr: 2023
Dauer: 113 Minuten
FIFF-Kategorie: International Competition: Long Films