Leistungsabbau, Kürzungen im Stipendienwesen, steigende Semestergebühren – schweizweit stehen Bildungsinstitutionen unter Spardruck. Zum Abschluss der nationalen Aktionswoche gegen Bildungsabbau wurde diesen Samstag in Bern eine nationale Kundgebung veranstaltet.

Ob in Zürich, Lausanne oder Freiburg: An diversen Hochschulen wurden im letzten Jahr Pläne zur Erhöhung der Semestergebühren präsentiert. Im Zuge von Leistungsüberprüfungen wird vermehrt über den ökonomischen Nutzen von einzelnen Studienrichtungen diskutiert, verschiedene Universitäten bauen Personal oder gar ganze Studiengänge ab. Nachdem sich der studentische Protest vorerst gegen die konkrete Situation am jeweiligen Hochschulstandort richtete, wurde Ende 2017 der nationale Austausch gesucht. Die regionalen Gruppen schlossen sich zur Aktion_Bildung zusammen und organisierten vom 19. bis zum 24. März eine Aktionswoche gegen Bildungsabbau in Bern, Basel, Freiburg, Lausanne, Luzern und Zürich, die mit einer grossen Demonstration in der Hauptstadt abgeschlossen wurde.

Bunte Kundgebung

Die Demonstrationsteilnehmenden versammelten sich auf der Schützenmatte in Bern, wo erste Rednerinnen und Redner auf die finanziellen Zwänge in der Bildungspolitik aufmerksam machten. Neben den engagierten Studierenden aus der ganzen Schweiz waren auch Gymnasiastinnen, Lehrlinge und universitäre Angestellte vor Ort. Zudem wurde der Bildungsaufstand, in dessen Rahmen die Kundgebung stattfand, auch von diversen linken Parteien und Gruppierungen unterstützt. Mit farbigen Transparenten und lauter Musik zog der Demonstrationszug anschliessend skandierend durch die Innenstadt vor das Bundeshaus, wo abermals auf die angespannte Situation in den Kantonen hingewiesen wurde. Viele der 1’200 Teilnehmenden verharrten anschliessend noch eine Weile auf dem Bundesplatz, wo sie sich bei sonnigem Wetter und Musik weiter austauschten.

Breite Themenvielfalt

Sowohl in den Reden als auch bei den Gesprächen am Rande der Kundgebung wurde klar, dass die Studierenden, Schülerinnen und Angestellten in den jeweiligen Städten vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen stehen; in Basel steht die Abschaffung von geisteswissenschaftlichen Professuren und Departementen im Raum, in Genf kämpfen die Studierenden gegen die hohen Mietpreise und in Luzern initiierte der Kanton gar „Studienaktien“, die private Darlehen an Studierende forcierte, die je nach Karriereverlauf der Hochschulabgänger unterschiedlich verzinst werden. Was die anwesenden Organisationen und deren Vertretern vereinte, war letztlich die kategorische Ablehnung von Kürzungen im Bildungsbereich. Exemplarisch hierfür war das stark umjubelte Votum einer Studentin aus Genf, die dazu aufrief, sich nicht auf die demokratischen unipolitischen Mitwirkungsrechte zu beschränken, sondern im Notfall auch, wie in Genf erfolgreich durchgeführt, das Rektorat zu besetzen.

Nationales Ausrufezeichen gesetzt

Ob sich die Studierenden schlussendlich mit ihren Forderungen nach einer egalitären Bildung für alle durchsetzen, wird wohl massgeblich von der Mobilisierung an den Berufsschulen, Gymnasien und Hochschulen abhängen. Als Folge des Bildungsföderalismus dürfte es nämlich kaum möglich sein, auf nationaler Ebene etwas gegen die Sparbemühungen der Kantone zu unternehmen. Die Kundgebung ermöglichte dennoch eine weitere Stärkung der Vernetzung unter den regionalen Gruppen, die nach wie vor als Bündnis zusammenarbeiten wollen. Dass einzelne Teilnehmende bereit sind, für ihre Vorstellung von Bildung auch radikale Massnahmen ausserhalb der geordneten Verfahren zu ergreifen, dürfte die Verantwortlichen in den Kantonen zusätzlich alarmieren – „Bildung für alle, sonst gibt’s Krawalle“.