Am 11. April wurde Astrid Epiney in einer Kampfwahl für weitere fünf Jahre als Rektorin der Universität Freiburg gewählt. Spectrum beantwortet die wichtigsten Fragen zur gestrigen Entscheidung.
Worum ging es bei der Rektorinnenwahl?
Nach jeder Amtsperiode im Rektorat kann die Plenarversammlung der Universität eine neue Person als Rektorin beziehungsweise als Rektor bestimmen. Aktuell wird die Universität von Astrid Epiney geleitet, die 2015 gewählt wurde. Sie stellte sich auch für die nächste Amtszeit (2019-2024) zur Verfügung, musste sich aber gegen Bernadette Charlier Pasquier, Dekanin der philosophischen Fakultät, durchsetzen.
Wofür standen die beiden Kandidatinnen?
Die amtierende Rekorin Astrid Epiney, ordentliche Professorin für Völker- und Europarecht, wollte die bisherige Linie des Rektorats weiterführen. Sie betonte im Vorfeld den Willen, die Abläufe weiter zu professionalisieren und dabei auch ihre nationale und internationale Vernetzung voranzutreiben. Epiney stammt ursprünglich aus Deutschland und hat diverse Mandate im Wissenschaftsbereich inne.
Ihre Kontrahentin Bernadette Charlier Pasquier ist in Freiburg als ordentliche Professorin für Erziehungswissenschaften tätig, zudem steht sie seit 2002 der philosophischen Fakultät als Dekanin vor. Mit ihrer Gegenkandidatur wollte sie die Leitung der Universität transparenter, kollegialer und menschlicher gestalten. Chalier Pasquier ist ebenfalls nicht in der Schweiz aufgewachsen – sie stammt aus dem französischsprachigen Wallonien in Belgien.
Wie lief die Wahl ab?
Die Rektorin wird von der einer eigens einberufenen Plenarversammlung gewählt. Diese setzt sich zu einem Grossteil aus Professorinnen und Professoren zusammen, aber auch das die wissenschaftlichen und die administrativen Mitarbeitenden sowie die Studierenden konnten je zehn Delegierte stellen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Studierenden beschlossen nach einem vorgängigen Hearing der beiden Kandidatinnen, ihre Stimmen geschlossen für Charlier Pasquier abzugeben. Trotzdem wurde Epiney schlussendlich mit 97 zu 80 Stimmen im Amt bestätigt. Die Wahl muss noch vom Senat der Uni abgesegnet werden, was jedoch als reine Formsache gilt.
Warum wurde Epiney der Vorzug gegeben?
Da kein eigentlicher Wahlkampf geführt wurde und die Professorinnen und Professoren auch sonst nicht klar Position bezogen, lassen sich die Gründe nur vage abschätzen. Unbestritten ist, dass die Abwahl der ersten Freiburger Uni-Rektorin überhaupt ein Skandal gewesen wäre. Noch nie in der Geschichte wurde die Universitätsleitung abgewählt. Zudem war Epiney erst seit kurzem im Amt, und der Wechsel hätte sicher einen Bruch in der Leitungskultur bedeutet. Auch ihre Kontakte im nationalen Hochschulwesen sowie in der Politik dürften ihr sicherlich nicht geschadet haben. Auf der Seite von Charlier Pasquier war auch ihr fortgeschrittenes Alter ein Thema; die 61-jährige Wallonin hätte vor ihrer Pension bloss noch eine einzige Amtszeit bestreiten können. In Zeiten, in denen die Universität einen erheblichen Rückgang der deutschsprachigen Studierenden verzeichnet, dürfte Epiney auch mit ihrer Muttersprache gepunktet haben. Auf der anderen Seite wäre Charlier Pasquier die erste frankophone Rektorin seit über fünfzehn Jahren geworden.
Die Wiederwahl der bisherigen Rektorin war schlussendlich wohl ein Vernunftentscheid. Nur eine Minderheit konnte sich für die mutige Vision der Opponentin Charlier Pasquier erwärmen. Nichtsdestotrotz deutet das eher knappe Ergebnis an, dass das aktuelle Rektorat längst nicht bei allen Mitgliedern der Universitätsgemeinschaft positiv gesehen wird.