Ein Auslandssemester birgt viele Ungewissheiten. Mit Corona ist noch eine hinzugekommen. Zwei Studentinnen der Universität Fribourg berichten, warum ihr Austausch dennoch unvergesslich war.

Léa Dorsaz und Stella Bettini sind beide zweiundzwanzig Jahre alt und studieren Sozialanthropologie an der Universität in Fribourg. Die beiden verbindet der Traum eines Auslandsaufenthalts, welchen sie sich im Frühlingssemester 2021 während ihres Bachelors erfüllt haben. Ihre Erfahrungsberichte sprechen von der Überwindung von Corona-Hürden, vom Knüpfen währender Kontakte und vom Sammeln unvergesslicher Erinnerungen.

Sehnsucht nach dem Unbekannten

Ursprünglich hatte Léa ihr zweites Studienjahr im Ausland verbringen wollen. Aufgrund der Pandemie war ein Austausch allerdings erst im zweiten Semester möglich. Sie besuchte die Russian State University for the Humanities in Moskau, welche eine Konvention mit der Universität Fribourg hat. Die Wahl dieser Universität fiel ihr leicht, denn sie war seit einer Reise nach Russland von der Sprache, Landschaft und Völkervielfalt fasziniert. Stella wählte ebenfalls eine Universität mit Austauschabkommen, nämlich die Université Saint-Esprit de Kaslik im Libanon. Dazu bewegt hatte sie die Sehnsucht nach dem Unbekannten und ihr Interesse für die Pluralität der Religionen in der Levante-Region.

Uneingeschränkte Erfahrungen

Am Anfang ihres Aufenthalts fand Léa das Leben in einer so grossen Stadt wie Moskau ungewohnt, da sie aus einem kleinen Dorf im französischsprachigen Teil des Wallis stammt. Sie war in einem Wohnheim für internationale Student*innen untergebracht. Dieses war verhältnismässig leer, da aufgrund der Pandemie nicht viele Austauschstudent*innen nach Russland gekommen waren. Kontakte zu knüpften fiel ihr daher anfangs schwer. Die Pandemie bemerkte sie sonst kaum: Restaurants waren geöffnet, Partys erlaubt und Treffen unter Freund*innen möglich. Während in der Schweiz alle Vorlesungen online stattfanden, konnte Léa in Russland ganz normal Präsenzunterricht besuchen. Nicht zuletzt dank diesen moderaten Massnahmen fällt ihre Bilanz des Austauschs überaus positiv aus: «Ein Auslandssemester ist immer eine gute Erfahrung, ob vor oder während Corona. Man kann eine neue Kultur, eine fremde Sprache und ein anderes Universitätssystem kennenlernen. Dadurch gewinnt man eine neue Perspektive, weil man so denkt und lebt wie die Leute dort.»

 

Zahlreiche Leute versammeln sich trotz Corona für das russische Fest Masleniza, bei welchem durch das Anzünden einer Strohpuppe das Ende des Winters gefeiert wird.

Ein authentischer Einblick  

Ähnlich restriktive Massnahmen wie in der Schweiz erlebte hingegen Stella im Libanon. Obwohl alle Vorlesungen nur online stattfanden, hatte sie mit den dortigen Studienberater*innen dennoch immer eine Anlaufstelle. Auch bei ihr war viel Eigeninitiative nötig, um Kontakte zu knüpfen. Internationale Student*innen gab es aufgrund von Corona nämlich auch im Libanon eher wenige. Einheimische als Freund*innen zu gewinnen, war für Stella dafür leichter. Die Libanes*innen sprachen nämlich sehr gut Englisch und Französisch. Zudem nahm Stella während ihres Austauschs Arabischkurse, um sich besser verständigen zu können. Sicherlich hilfreich war auch, dass sie sich in der Hauptstadt Beirut eine Wohngemeinschaft mit sieben Libanesinnen teilte, mit welchen sie heute noch Kontakt pflegt. Rückblickend kann Stella Corona sogar als Chance sehen: «Aufgrund der Pandemie gab es weniger Austauschstudent*innen und deshalb war es leichter, Einheimische kennenzulernen. Dadurch wurde mir ein authentischer Einblick in die Kultur, Sprache und Lebensrealität vor Ort ermöglicht».

 

Text: Sophie Sele

Foto: Léa Dorsaz


Lust auf ein Auslandssemester bekommen?

Jedes Jahr findet Ende September jeweils die International Fair an der Universität Fribourg statt. Studierende, die an einem Auslandsaufenthalt interessiert sind, erhalten dort Informationen aus erster Hand von Incoming und Outgoing Studierenden und lernen die vielfältigen Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt kennen.