Die Stadt Freiburg möchte im Jahr 2020 fast doppelt so viele Einwohner haben wie heute. Durch die geplante Fusion mit acht umliegenden Gemeinden soll die Universitätsstadt aber nicht nur grösser, sondern auch bedeutender werden.

Freiburg ist heute für viele nur ein kleiner Bahnhof an der Zugstrecke zwischen Bern und Lausanne. Die Stadt hat lediglich vier Mal so viele Einwohner wie die Uni Freiburg Studierende hat. Aber ab dem Jahr 2020 könnte sich das ändern. Die Idee: Ein Freiburg mit 75’000 Einwohnern, statt der heute 40’000. Ein Freiburg als drittgrösste Stadt der Westschweiz nach Genf und Lausanne und ein Freiburg, dass es sogar in die Top Ten der grössten Städte der Schweiz schafft. All dies möchte die Stadt durch eine gross angelegte Fusion mit den umliegenden Gemeinden Corminboeuf, Avry, Matran, Marly, Villars-sur-Glâne, Belfaux, Givisiez und Granges-Paccot ermöglichen. Dieser Zusammenschluss ist schon seit längerem ein Thema, vor allem da der Siedlungsraum der meisten Gemeinden sowieso nahtlos in den der Stadt übergeht – mit Ausnahme von Avry, Matran und Belfaux. Erst im letzten Sommer wurde aber ein provisorischer Perimeter festgelegt. Es ist ein ehrgeiziges Ziel, in nur knapp zwei Jahren eine Fusion von neun Gemeinden zu verwirklichen. Doch der Oberamtmann des Saanebezirks, Carl-Alex Ridoré, zeigte sich anlässlich der ersten Sitzung der Fusionsversammlung zuversichtlich: „Wenn wir hart arbeiten, die Sache geeint und kohärent angehen, dann wird uns auch ein kohärentes Projekt gelingen“, erklärte er vor den 36 Abgeordneten laut den Lokalzeitungen. Im März stellte der Lenkungsausschuss schliesslich sieben Arbeitsgruppen auf, die sich mit den Themen Verwaltung, Technik, Unterhalt, Schule, Gesellschaft, Finanzen, Entwicklung und Politik beschäftigen sollen. Jede Gemeinde ist in allen Gruppen vertreten. Bis zum Jahr 2020 sollen sie eine Fusionsvereinbarung entwerfen, über die dann die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden das letzte Wort haben wird.

Chancen und Risiken

„Momentan spielt Freiburg nur in der zweiten Liga der Schweizer Städte“, erklärt Thierry Steiert, Syndic der Stadt Freiburg. Mit der Fusion könne die Stadt wichtiger werden. „Dadurch könnten wir stärkere Verbindungen auf nationaler Ebene knüpfen. Die Stadt Freiburg hätte ein grösseres Gewicht, wenn sie mit Partnern wie zum Beispiel der SBB oder der Schweizer Post Projekte realisiert“, erzählt er weiter. Aber auch Mobilitätsprojekte innerhalb der Stadt wären einfacher zu verwirklichen, wenn die Agglomeration und die Stadt zu einer Gemeinde würden: „Projekte für die öffentlichen Verkehrsmittel, zum Beispiel mehr Busse, mehr Velowege oder sogar eine Tramlinie bis nach Marly könnten nach der Fusion leichter geplant und durchgesetzt werden“, sagt Steiert: „Davon würden sicher auch die Studierenden an der Universität sehr profitieren.“ Gegen die Fusion sprechen in den Gemeinden vor allem die Steuern. Momentan zahlen vor allem die Einwohner von Villars-sur-Glâne deutlich tiefere Steuern als die der Stadt Freiburg. Auch in Matran sind die Steuern momentan eher tief im Vergleich zu den anderen Gemeinden. „Es bleibt abzuwarten, wie die Vereinbarung aussieht, die die Fusionsversammlung ausarbeiten soll“, erklärt Olivier Pillonel, Kassierer und Gemeindeschreiber von Matran. Schlussendlich hänge aber alles von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern ab. Den anderen sieben Agglomerations-Gemeinden geht es ähnlich. Viele wollen erst mal abwarten, was diese Fusion für sie zu bieten hat. Falls sich die Steuern erhöhen sollten, muss es also genug andere Vorteile geben, die dies ausgleichen.

Fusion in zwei Etappen

Um zu verhindern, dass kurz vor der Abstimmung noch Gemeinden vom Fusionsprojekt abspringen können, geht die Fusionsversammlung in zwei Etappen vor. Der Syndic erklärt: „Bis Anfang 2019 wollen wir die grossen Prinzipien definieren, also zum Beispiel die Steuern, den Namen der neuen Gemeinde und ihr Wappen.“ Danach würden alle Gemeinden konsultiert und können sich entscheiden, aus dem Projekt auszutreten. „Die, die noch übrigbleiben, können genauer ins Detail gehen. Die Abstimmung erfolgt dann frühestens im Jahr 2020“, so Steiert. Erst danach dürfen die Gemeinden fusionieren. Und auch wenn Freiburg wohl immer klein und familiär bleiben wird, könnten wir dann sagen, dass wir in einer Schweizer „Grossstadt“ studieren.

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