Black Sea Dahu haben mit ihrer Release „White Creatures“ die Musikszene wie aus dem Nichts aufgemischt. Spectrum trifft die Janine Cathrein an der Bad Bonn Kilbi 2019 zum Interview. Die Stückeschreiberin pflückte uns Erdbeeren und erklärte, warum Zürichdeutsch den Sex verdirbt.
Janine Cathrein, herzlich willkommen in Düdingen! Bist du zum ersten Mal hier?
Ja, ich bin ein Frischling. Ich war bisher weder an der Kilbi noch im Club.
Viele hier in Freiburg kennen eure Band nicht. Wie kam es zum Namen Black Sea Dahu?
Dahu ist ein humorbeladenes Fabelwesen. Eine Ziege, die in den Bergen lebt und unterschiedlich lange Beine hat, zwei kürzere auf der einen, zwei längere auf der anderen Seite. Dadurch kann sie besser am Hang stehen, jedoch nur in eine Richtung vorwärts gehen, ohne umzukippen. Von „Black Sea“ singe ich im Song „White Creatures“.
Eine Kombination völlig divergierender Konzepte – wie passt das zur Band?
Ein Festivalveranstalter wollte uns ankündigen wir brauchten schnell einen Namen. Meine Schwester Vera und ich dachten unabhängig voneinander beide an „Black Sea“ und „Dahu“. Erst im Nachhinein realisierten wir, dass dieses Zusammenspiel aus lustigem Fabelwesen und dem tiefsinnigen „Black Sea“ uns gut widerspiegelt. Wir dachten, wir hätten den Namen zufällig festgelegt, doch er passt wie angegossen.
Black Sea Dahu besteht aus sechs Musikerinnen und Musikern. Auf Fotos bist aber immer nur du zu sehen. Warum?
Ich schreibe alle Songs selbst und bin für einen grossen Teil der Instrumentierung verantwortlich. Zu Beginn kämpfte ich damit, dass meine zentrale Rolle in der Gruppe anerkannt wird, von aussen, von der Band, aber auch von mir selbst. „Hey, cool, diese Schwesternband”, wurde mir gesagt, „diese Frontfrauen.” Ich dachte dabei: Nein, das stimmt so nicht. Wir sind keine Band, die zusammen die Songs schreibt. Das wollten wir visuell deutlich machen.
Du bist also sowohl für das Musikalische wie auch die Lyrics verantwortlich. Was kommt bei dir zuerst: Text oder Melodie?
Ich schreibe mir spontan Dinge auf, die mir einfallen. (Holt ihr Smartphone hervor und öffnet Google Keep) Zum Beispiel steht jetzt da: Tinte trinken. Das ist mir in den Sinn gekommen, als ich ein Amber trank, denn es sah für mich wie Tinte aus.
Irgendwann habe ich dann ein Dokument voller solcher Wortsequenzen. Ich schaue mir alle durch und nehme beispielsweise das Tinte-Trinken und drei andere Sätze aus der Sammlung. Dann versuche ich mich zu erinnern, was ich damit machen wollte. Dabei beginne ich auch, erste Soundideen mit dem Geschriebenen zu kombinieren.
Tinte trinken ist deutsch, deine Texte sind englisch.
Wenn du beim Sex Zürichdeutsch sprichst, klingt das doch einfach doof! (lacht) Das Gleiche geschieht, wenn du über Gefühle sprechen möchtest. Stell dir vor, ich würde meine Texte auf Zürichdeutsch übersetzen: „Wiissi Kreature luäget uf mich.“ Das klingt wie ein Kinderlied. Das funktioniert nicht! Zumindest gelingt es mir nicht, meine Geschichten so rüberzubringen. Noch nicht.
Mit den englischen Texten taucht man jedenfalls tief in deine Welten ein. Euer Song „In Case I Fall for You“ wird international gelobt. War dieser Erfolg erwartet?
Nein, überhaupt nicht. Ich wusste, dass wir mehr Aufmerksamkeit bekommen würden als bei unserer letzten Release. Nur schon wegen dem Label und dem Booking, das hinter uns steht. Dennoch haut mich diese Reaktion nicht völlig von den Socken, denn ich weiss, wir haben gute Musik produziert. Das mag überheblich klingen. Aber die Platte klingt einfach geil. Es überrascht mich nicht, dass andere das genauso empfinden.