Feministin, Sozialistin und Jus-Studentin: Tanja Blume, 21 Jahre alt, kandidiert in Bern für den Nationalrat.
Die neue politische Generation
Die Jugend wird politisch immer aktiver. Viele sind der Meinung, dass dies eine Folge der Klimastreiks ist. Aber auch andere Themen bewegen viele junge Menschen. Feminismus oder Geschlechterrollen zum Beispiel: «Wenn Bildung abgebaut wird, Fächer gestrichen werden, dann spüren wir das direkt.» Die Wahl von US-Präsident Donald Trump im Jahr 2016 sei für Tanja entscheidend dafür gewesen, politisch aktiv zu werden. «Damals habe ich mir gedacht, oh mein Gott, das kann nicht sein. Ich muss etwas tun.» Also tritt sie der JUSO und SP bei und macht seither Politik.
In den letzten Jahren haben Jungparteien einen starken Zuwachs an Mitglieder erlebt. So auch die JUSO, die ihre Mitgliederzahl in zehn Jahren verdoppeln konnte. Erklären lasse sich vor allem durch eine prominente Figur der Jungsozialistinnen und -sozialisten: Tamara Funiciello, so Tanja Blume. «Die Partei hat durch die Wahl von Tamara als Präsidentin ein ganz anderes Signal gesendet. Viele junge Frauen wurden dazu bewegt, sich politisch zu engagieren, es hat mich auch inspiriert.» Als Präsidentin der JUSO Emmental und Co-Präsidentin der JUSO Bern ist Tanja in der Partei sehr aktiv. Sie geht Flyern, telefoniert mit potenziellen Wählern und nimmt an zahlreichen Podiumsdiskussionen teil. Die Studentin ist aber auch das Gesicht der JUSO Bern, seit die Zeitung Der Bund eine Serie mit Jungpolitikerinnen und -politiker lancierte, in der die Kandidierenden verschiedenen Challenges überwinden müssen. Tanja belegte am Schluss den zweiten Platz, knapp hinter dem Kandidaten der Jungen Grünen.
Hoffnung auf diesen Sonntag
Doch was kann eine neue Generation im Parlament erreichen? Wahrscheinlich werde dieses Jahr keine Jungpartei einen eigenen Sitz kriegen, aber mit den Spitzenkandidierenden auf der Liste der Mutterpartei hätten junge Menschen trotzdem eine Chance auf eine Wahl. «Natürlich haben wir weniger Erfahrung mit Politik. Aber es ist wichtig, dass es junge Menschen im Nationalrat gibt, weil sie eine andere Perspektive bringen», sagt Tanja. Ihrer Meinung nach werden vor allem Themen wie LGBTQ+-Rechte im Nationalrat von der älteren Generation zu wenig gewichtet, obwohl es «klare Links-Themen sind». Solche Themen werden laut Tanja bei jüngeren Politikerinnen und Politiker anders besprochen und angegangen. Deshalb müssten junge Kandidierende ernst genommen werden, schliesslich ist die Altersgruppe der unter 30-jährigen in der Schweiz im Parlament stark unterrepräsentiert.
Ob Tanja langfristig in der Politik bleiben will, weiss sie nicht. Solange Dinge geschehen, die ihr nicht gefallen, werde die junge Frau sich aber mit empor gestreckter Faust und einer Rose dagegen wehren.