Am 20. Oktober wird schweizweit gewählt. Laut dem Dachverband Schweizer Jugendparlamente stimmen die 18-25-jährigen Schweizerinnen und Schweizer von allen Altersgruppen am seltensten ab. Das muss sich ändern. Jetzt.

Ein Kommentar

Alle vier Jahre ist es wieder so weit: Die National- und Ständeratswahlen stehen an. Bereits Wochen im Voraus dominieren die Wahlplakate den öffentlichen Raum und die Zeitungen. Die Wahlcouverts sind prall gefüllt mit Broschüren verschiedenster Parteien, die um die Stimmen möglichst vieler Wählerinnen und Wähler buhlen. Doch gerade junge Menschen sind eher wahlfaul. Gemäss demDachverband Schweizer Jugendparlamente haben 2015 gerade mal dreissig Prozent der 18-25-jährigen wahlberechtigten Schweizerinnen und Schweizer ihr Couvert in die Wahlurnen geworfen. Diese Prozentzahl liegt deutlich unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 48,5 Prozent, die sich laut dem Bundesamt für Statistik an den Nationalratswahlen 2015 beteiligt haben. Weshalb wählen junge Erwachsene nicht?

Wählen ist mir zu kompliziert

Es ist ein Papierkrieg, keine Frage. Im ersten Moment war auch ich etwas überfordert. Für wen soll ich mich entscheiden? Vor vier Jahren habe ich noch im Kanton Zürich gewählt, deshalb sind mir die zur Wahl stehenden Köpfe in meinem neuen Wahlkanton eher unbekannt. Ich habe jedoch nie daran gezweifelt, dass ich wählen werde. Für mich ist es ein besonderes Privileg, dass wir in der Schweiz eine direkte Demokratie haben und ich bin der Meinung, das soll genutzt werden. Natürlich habe ich auch schon einmal eine Abstimmung ausgelassen. Wahlen sind aber nur alle vier Jahre und sie sind wichtig!

Dass Wählen zu kompliziert ist, lasse ich nicht gelten. Jedem Abstimmungscouvert liegt eine ausführliche Erklärung bei, die einfach und klar aufzeigt, wie Wählen funktioniert. Sollte es damit immer noch nicht klappen, gibt es sicher jemanden im Umfeld, der sich gut damit auskennt.

Ich kenne gar niemanden

Ich erinnere mich noch gut an ganz eine Geschichte vor den Wahlen im Jahr 2015: Eine gute Freundin von mir sagte mir damals, dass sie nicht wählen werde, weil sie niemanden kenne. Das hat mich wütend gemacht und ich habe ihr zu verstehen, das ich von dieser Ausrede nichts halte. Sie hat kaum darauf reagiert, doch als wir eine Woche später gemeinsam im Auto unterwegs waren, sagte sie mir: «Ich habe jetzt doch gewählt. Danke, dass du mir ins Gewissen geredet hast.» Genau das hat mich unglaublich stolz gemacht. Und wenn ich mit diesem Kommentar auch nur eine weitere Person überzeugen kann, dann bin ich glücklich.

Die Leute auf den Listen nicht zu kennen, ist für mich nur eine faule Ausrede. Denn Plattformen wie smartvote oder vimentis haben einen tollen Fragebogen entwickelt, der einem seine politische Einstellung aufzeigt und jene Kandidatinnen und Kandidaten empfiehlt, die am besten mit dieser Einstellung übereinstimmen. Ist doch praktisch dieses Internet.

Wir müssen jetzt handeln

Wir können uns schlecht darüber aufregen, dass nur ältere Leute im Parlament sitzen und Gesetze machen, aber gleichzeitig weder wählen noch abstimmen gehen. Nur wenn wir selbst handeln, können wir auch etwas ändern!

Deshalb rufe ich euch dazu auf: Geht wählen und helft mit, jene Schweiz zu gestalten, in der wir auch alt werden möchten.

Text und Bild: Natalie Meleri