Für einen Neubau der Rechtsfakultät soll die Stiftung Le Tremplin bis 2023 umziehen. Das Projekt setzt die beteiligten Parteien zunehmend unter Druck, denn die Suche nach einer neuen Bleibe verlief bisher ohne Erfolg. Eine Bestandsaufnahme eines schwierigen Deals.

2013 erscheint als Schicksalsjahr von Le Tremplin, eine Sozialeinrichtung, die sich um Menschen in prekären Lebenssituationen und solchen mit Drogenproblemen kümmert. Damals unterzeichneten sein Stiftungsrat und der Staatsrat des Kantons Freiburg einen Vertrag. Verkauft werden sollte ein Gebäude der Stiftung, das auf dem Gelände des Thierryturms steht. Es soll Platz fur einen Neubau fur die Rechtsfakultät geschaffen werden. Dafür soll Le Tremplin umziehen. Der Kanton sicherte der Stiftung vertraglich zu, bei der Suche nach einem neuen Gebäude zu helfen. Das Problem: Solange kein neuer Standort gefunden wird, kann das Eigentum an dem Gebäude nicht an den Kanton Freiburg übergehen, der Neubau nicht errichtet werden. Fur die Universität Freiburg ware dies fatal. Sie wartet seit 1994 auf einen Neubau. Der starke Konkurrenzkampf zwischen den Unis lasst das Bauprojekt noch dringlicher erscheinen. Es sei eine Überlebensfrage fur unsere Universitätsstadt, unterstreicht ein politischer Vorstoss von Hanni Bernadette (SP) aus diesem Jahr. Bis heute ist aber keine Alternative in Sicht, die der Stiftung zusagt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Vertrag mit Vorkaufsrecht auf zehn Jahre begrenzt ist. Der Staatsrat ersucht die Stiftung in einer Botschaft von 2019, die notwendigen Schritte fur eine rasche Verwirklichung eines Umzugs zu unternehmen. Die Zeit wird knapp, in vier Jahren lauft der Vertrag aus. Was danach passiert, ist unklar. Wieso findet die Stiftung kein neues Zuhause?

Not in my backyard, please

Die Suche nach einer neuen Bleibe gestaltet sich schwierig, weil die rund fünfhundert Besucherinnen und Besucher von Le Tremplin besonders sind. Sie seien keine idealen Nachbarinnen und Nachbarn, denn Drogen, Bier und Hunde seien ihre zwangsläufigen Begleiter, erklart Cedric Fazan, Direktor der Stiftung. Mit über zweitausend Quadratmetern Raum brauche Le Tremplin ausserdem viel Platz. Die Arbeit in Werkstätten mache Lärm, das Gebäude dürfe keine toten Winkel haben, um einen Überblick über die Anlage und so die Sicherheit zu gewährleisten. Auch musse es zentral liegen, ansonsten wurden die Besucherinnen und Besucher, statt die Stiftung zu besuchen, zu den Grand-Places gehen. Zwangsläufige Polizeikosten und psychiatrische Behandlungen wurden zu erhöhten Staatskosten fuhren, erläutert Cedric Fazan weiter. Das waren sicher mehr als die jährlichen Ausgaben von momentan 5,2 Millionen Franken fur die Stiftung. Zwanzig potenzielle Objekte habe er bereits inspiziert. Überall habe er die Auskunft erhalten: „Not in my backyard, please.“

Ausweg aus der Misere?

Zurzeit werden zwei Standorte geprüft: die Route de la Fonderie 11 und die Route- Neuve 4. In einer Botschaft von Juli 2019 unterstreicht der Staatsrat, dass beide Projekte von staatlicher Seite geprüft wurden und machbar waren. Den Standort an der Route de la Fonderie sieht er als die „vielversprechendste Losung“. Cedric Fazan jedoch kritisiert die dezentrale Lage des Standortes und weist auf die Einbettung zwischen Hochschule und Wohnquartier sowie die mangelnde Flexibilität des Gebäudes hin. Die Route-Neuve 4 sei fur die Stiftung interessanter. Das Grundstück gehört einem Unternehmen, das hier Neubauten errichten wurde. Allerdings erschweren Planungsprobleme und baurechtliche Hindernisse die Entscheidung.

Quo vadis?

Seit 2013 ist wenig geschehen. Der Staatsrat musste bereits auf zwei parlamentarische Vorstösse antworten. Solange Berset, ehemalige Prasidentin des Grossen Rates, zeigt sich verärgert, weil das Versprechen des Kantons, eine Räumlichkeit zu finden, all die Jahre nicht gehalten wurde. Die Politikerin Bernadette Hanni hingegen findet, dass „sich die Stiftung Le Tremplin mit dem Terminvertrag von 2013 die Freiheit erkaufen konnte, so lange in den Räumlichkeiten zu verbleiben, wie es ihr lieb ist“. Der Kanton Freiburg habe sich die vollkommene Abhängigkeit vom Gutdünken der Stiftung eingehandelt. Wobei auch Cedric Fazan, der heutige Direktor der Stiftung, klarstellt, dass er diesen Vertrag niemals unterzeichnet hatte. Fazit: Die Umsetzung des Vertrags wirft Fragen auf. Am Ende hangt die Zukunft zweier wichtiger Institutionen der Stadt Freiburg von einer baldigen Verwirklichung der Projektplanung ab. Wenn dies in den nächsten vier Jahren nicht geschieht, baut im schlimmsten Fall die Universität ihre Rechtsfakultät nicht aus oder die fünfhundert Besucherinnen und Besucher der Stiftung finden sich unvermittelt auf der Strasse wieder.

Text: Larissa Fricke
Bild: Valentina Scheiwiller