Früher ein Kurort, jetzt Anziehungspunkt für Musikliebhaber*innen jeglicher Couleur: Was macht das Konzertlokal Bad Bonn in Düdingen so einzigartig?
Der Weg zum Bad Bonn führt zwei Kilometer Autofahrt oder Fussmarsch raus aus Düdingen – vorbei an Äckern, Bauernhöfen und Strommasten. Nicht ohne Grund also prangt in selbstironischen Lettern der Satz «Where the hell is Bad Bonn?» über dem Eingang. Das Bad Bonn ist eine ganz normale Dorfbeiz am Ende der Strasse. Aber eben nicht nur das.
Ausverkaufte Dorfbeiz
Als ich an diesem Freitagnachmittag ins Bad Bonn komme, sind dort die Vorbereitungen für das Rap-Konzert am Abend schon in vollem Gange: Es wird die Musikanlage aufgebaut, Platz vor der Bühne freigemacht und ein letztes Mal gecheckt, wie viele Tickets die Besucher*innen online noch kaufen können. Acht von zweihundert sind noch übrig. Erstaunlich ist das nicht: Pi’erre Bourne, der Rapper, der heute hier auftreten wird, hat unter anderem schon mit Kanye West zusammengearbeitet. Im anderen Teil des Lokals sitzen derweil an der Bar noch gemütlich Stammgäste aus Düdingen mit einem Bier zusammen. Für Daniel Fontana, der seit 1991 Inhaber und Programmleiter des Bad Bonn ist, sind diese Kontraste Alltag. «Wir spielen hier ungefähr hundert Konzerte im Jahr», erzählt er mir bei einem Getränk. Und das nicht etwa mit No-Names: Im Bad Bonn waren beispielsweise schon The Prodigy zu Gast. Mit einer wie mir scheint durch und durch bescheidenen Art führt er weiter aus: «Der Unterschied zu anderen Lokalitäten auf diesem Niveau ist, dass wir gleichzeitig auch eine spuntsnormale Dorfbeiz sind.»
Kunst als Attacke
Gibt es bei einem so diversen Publikum manchmal auch Reibungspunkte? Gespielt werden schliesslich die unterschiedlichsten Stile von Elektronischer Musik und Free Jazz über Hip-Hop bis zu Rock. «Natürlich gibt es hier und da mal gewisse Reibungspunkte, wenn beispielsweise eine bestimmte Musikszene im Lokal vertreten ist. Doch Kunst soll gerade auch eine Attacke sein und bei den Menschen Reaktionen auf ungewohnte Situationen hervorrufen», sagt Fontana. Auf der Bühne des Bad Bonn solle etwas passieren – Hauptsache originell, rudimentär und mit gutem Sound. Diese Werte kommen vor allem auch am alljährlichen Bad Bonn-Festival zum Ausdruck, das Daniel Fontana mit seinem Team organisiert. «Es sind nicht zuletzt der Ort und die Umgebung selbst, die ausschlaggebend sind für die Erfahrung, die die Besucher*innen hier haben.» Kein Wunder: Das Festivalgelände ist, wie das Bad Bonn selbst, umgeben von Wiesen, Feldern und dem Schiffenensee.
Gegen den Strom
Angefangen hatte alles mit einer Kneipe im Dorf Düdingen selbst. Mit Musik hatte diese aber noch nicht viel am Hut. Erst nachdem dort der befristete Vertrag ausgelaufen war, schaute sich Fontana nach einer neuen Lokalität um. « Ins Bad Bonn haben wir uns gewissermassen über Kontakte eingemogelt», sagt er mit einem Schmunzeln. Das erste Konzert kam dann ungeplant zustande: «Ein paar Rekruten waren da und hatten zufällig ihre Instrumente dabei.» In der damals noch jungen Branche nahm Daniel Fontana in den Jahren darauf nicht etwa den Weg des geringsten Widerstands, sondern schwamm eher gegen den Strom und hatte es nicht immer einfach. «Ich setze gerne Musik aufs Programm, die manchen gegen den Strich geht. Auf die Wünsche des Publikums gehe ich eigentlich bewusst nicht ein, um Überraschungsmomente kreieren zu können.» Trotz dieser Charakterzüge habe er ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis und nie persönliche Feinde gehabt. Heute ist Daniel Fontana in seiner Branche bestens vernetzt und lässt diese Kontakte auch gerne mal spielen, um Schweizer Newcomer*innen international eine Chance zu verschaffen. Für die Zukunft hat er keine wahnwitzigen Pläne. «Ich möchte einfach weiterhin «Nein» sagen können zu Trends, die nicht zu uns passen. » Sein Ziel sei es nicht, das Bad Bonn immer weiter auszubauen und wachsen zu lassen. Deshalb mit einem Schmunzeln: «Ich kann nicht mehr als einen Job haben.»