An der Universität Freiburg befinden sich in einigen Toiletten seit neustem bemalte Boxen mit kostenlosen Hygieneprodukten. Spectrum hat sich gefragt: Warum eigentlich? Claire Lacour, Mitglied bei EquOpp, klärt auf.

 

Was haben Schnittblumen, Hundefutter, Viagra und die elektronische Ausgabe des Tageanzeigers gemeinsam? Richtig, sie werden mit dem reduzierten Schweizer Mehrwertsteuersatz von 2,5% besteuert. Interessanterweise werden Menstruationsprodukte immer noch mit dem Normalsatz von 7,7% besteuert. Menstruationsprodukte sind für Menschen, die unter Periodenarmut leiden, ein Luxusprodukt. Die Studierendenorganisation EquOpp der Universität Freiburg will dem entgegenwirken.

 

Was habt ihr genau gemacht?

In unseren Menstruationsboxen aus Holz befinden sich Tampons und Binden. EquOpp wird sich einmal im Monat ums Auffüllen kümmern, aber es wäre natürlich toll, wenn dies auch von anderen übernommen würde.

Unser Projekt entwickelten wir in mehreren Phasen: Zuerst die «Bauphase», danach die «Installationsphase», die wir in Zusammenarbeit mit dem Hausmeister der Universität durchgeführt haben. Nun schauen wir mal, wie die Boxen ankommen, wie und ob sie genutzt werden und inwiefern sich andere Studierende daran beteiligen. Unser Projekt entspricht auch Initiativen an anderen Universitäten (z. B. in Genf oder an der ETH Zürich) und einer Bewegung auf der Ebene der kantonalen Politik.

 

Was hat euch dazu motiviert, kostenlose Menstruationsprodukte in den Toiletten der Universität bereitzustellen?

Periodenarmut bedeutet, dass sich menstruierende Menschen nur wenige oder gar keine Hygieneprodukte leisten können. In der Schweiz sind vor allem Obdachlose und in prekären Verhältnissen lebende Menschen, aber auch Studierende mit knappen Budgets, jeden Monat von dieser zusätzlichen finanziellen Belastung betroffen. Wenn diese Produkte nicht zugänglich sind, kann es zu unangenehmen oder sogar gefährlichen Situationen kommen, wie z. B. der Verwendung von weniger hygienischen Produkten.

Daher ist es wichtig, dass diese Produkte zugänglich sind, vor allem in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden. Dadurch verhindern wir, dass die Betroffenen wegen ihrer Menstruation der Schule oder Arbeit fernbleiben müssen.

Wir sensibilisieren auch für das Problem, indem diese Boxen zur Verfügung gestellt werden.

 

Wie wurde das Projekt angenommen? Habt ihr hierzu Feedback erhalten?

Bisher haben wir sehr positive Rückmeldungen erhalten, entweder anonym, indem uns eine Nachricht in dem dafür vorgesehenen Feld auf den Boxen hinterlassen wurde, oder per E-Mail und Instagram. Unser Projekt hat auf eine klare Nachfrage reagiert. Wir wurden auch gefragt, warum es nur Boxen in Damentoiletten gibt, obwohl sie auch von Transpersonen benötigt werden. Eine Box war für eine Männertoilette gedacht, wir haben uns aber entschieden, diese in die Behindertentoilette (PER 10) zu stellen, da wir momentan nur über eine kleine Anzahl an Boxen verfügen.

 

Ist es nur eine kurzfristige Idee oder soll dies ein permanentes Projekt an der Uni Freiburg werden?

Die Idee war von Anfang an, dass EquOpp dieses Pilotprojekt über einen Zeitraum von sechs Monaten laufen lässt. Danach soll es von der Universität auf kantonaler Ebene übernommen und zu einer fixen Einrichtung werden. Wir wünschen uns, dass mehr Boxen vom Kanton aufgestellt werden. Diesbezüglich befinden wir uns noch im Gespräch.

 

Text: Mara Wehofsky

Foto: ZVG