Queerfeindlichkeit ist immer noch ein Thema, auch im Kanton Freiburg. Friqueers bietet ein sicheres Umfeld für Anschluss, Austausch und Ausgang.

«Von Queers, für Queers. Aus Freiburg, für Freiburg.» So beschreibt Anna Mitrovic, Mitbegründerin von «Friqueers», ihr Projekt. Begonnen hat dies im September 2021. Eine lose Freundesgruppe erstellt einen Chat, um den gemeinsamen, queeren Ausgang zu organisieren. Nach einem Tag hat dieser bereits 60 Mitglieder. Die Nachfrage nach Vernetzung unter queeren Jugendlichen im Kanton Freiburg scheint gross zu sein.

Präsenz gegen aussen

Doch weshalb braucht es Gruppen wie Friqueers? Die LGBTIAQ+ Community ist im Internet längst stark vertreten. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich miteinander zu vernetzen. Doch auch heute noch werden Regenbogenfahnen von Wänden gerissen und queerfeindliche Schmierereien sind im Kanton Freiburg keine Seltenheit. Umso wichtiger sei es, betont Anna, dass queere Menschen Präsenz gegen aussen zeigen und sich nicht verstecken:  «Wir verdienen es, Platz einzunehmen.» Gleichzeitig brauche es ein sicheres Umfeld für queere Jugendliche, damit sie Freundschaften aufbauen und sich selbst besser kennenlernen können. Im Gegensatz zur Stadt Bern gebe es in Freiburg nur wenige, explizit queere Veranstaltungen, sagt Anna. «Friqueers» informiert deshalb über Angebote in Freiburg, Bern und auch anderen Schweizer Städten und ermöglicht es, sich einer Gruppe anzuschliessen. Dies gibt gerade jungen Menschen, die noch nicht lange geoutet sind, Sicherheit. Organisiert ist die Gruppe über einen Whatsappchat sowie ein Instagram Profil. Beitreten kann nur, wer dies auf Instagram per Direktnachricht wünscht oder wer eine Person kennt, die bereits Mitglied ist. So versuchen die Administrator*innen sicherzustellen, dass die Gruppe ein «safe space» bleibt. Willkommen sind alle – queere wie auch heterosexuelle, cis- und transgeschlechtliche Menschen. «Die einzige Bedingung ist, dass man sich respektvoll verhält.», stellt Anna klar.

 

Anna Mitrovic und Yannic Neuhaus, Mitbegründer von «Friqueers»

 

Kollektiver Prozess

«Friqueers» basiert stark auf Partizipation. Jede Person in der Gruppe darf Initiative ergreifen, etwas organisieren oder Informationen zu queeren Veranstaltungen und Partys teilen. Die Grundidee ist die einer Austauschplattform, in der  alle gleichberechtig sind. Die Administrator*innen der Gruppe sind lediglich dazu da, einen Rahmen vorzugeben und darauf zu achten, dass die Regeln eingehalten werden. Alle ein bis zwei Monate organisieren sie ausserdem einen Event wie eine Party, einen Kunstnachmittag oder ein Picknick. Bei diesen Treffen steht die Vernetzung, der Austausch aber auch der Spass in einem sicheren Umfeld im Vordergrund. Meistens wird der Chat jedoch dafür genutzt, Gruppen zu bilden, um gemeinsam in den Ausgang zu gehen. Dies soll sich ändern. «Wir würden gerne regelmässiger Events organisieren.», sagt Anna, auf die Zukunftspläne von «Friqueers» angesprochen. Im Moment kooperiert die Gruppe mit einer Organisation aus dem Kanton Obwalden, mit der sie sich regelmässig austauscht. In Zukunft sei es für Anna aber auch denkbar, mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten. «Man darf gerne auf uns zukommen.» Auch Aufklärung in Schulen wäre wichtig, fügt sie hinzu. Die Schule kann zur Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für queere Themen beitragen und damit Stigmata und Klischees abbauen, die homophober und transphober Gewalt zugrunde liegen. Dies gelingt sehr gut durch den direkten Kontakt mit queeren Menschen, wie zum Beispiel Mitgliedern von «Friqueers».  Doch letztlich sei es ein kollektiver Prozess, die Gruppe weiterzuentwickeln. Da die ganze Arbeit in der Freizeit erfolgen müsse und auf Freiwilligkeit beruhe, sei dies jedoch schwierig umzusetzen. Im Vordergrund stehe vor allem die gegenseitige Unterstützung und die Botschaft an alle jungen, queeren Menschen: «Wir sind für dich da.»

 

Text: Sam Wagenbach

Foto: Luise Steinhaus


Friqueers auf Instagram:

✨your local queers✨ (@friqueers) • Instagram-Fotos und -Videos