Semesterstart war nicht Montag. Semesterstart ist eigentlich nie Montag. Dennoch werden Studierende von der Universität kontaktiert, als sei es Montag. Und ist dann Montag, ist wirklich Montag. Genügend Montag. Der Kommunikationskanal der Universität läuft gelinde gesagt rege. Eigentlich sprintet er mehr, als das er läuft. Jedes Semester scheint er neue Bestzeiten in der Informationsgeschwindigkeit erreichen zu wollen. Die ersten Mails trudeln nicht ein, sie krachen durch die Tür. Dies wie in Harry Potter die Einladungsbriefe für Hogwarts durch Onkel Vernons Barrikade des Briefkastenschlitzes platzen.

Nicht alle am selben Tag und dennoch: Ab dem erwähnten Montag muss die Studentin Vorbereitungen treffen. Sie selbst wird zu einem Filtersystem mutieren, das aus den meterhohen Mailwellen die wichtigen Informationen selektiert. Nimmt sie diese Funktion nicht wahr, werden in den Unmengen Nachrichten die Antworten auf Fragen und Einschreibebestätigungen von Prüfungen sanft, leise und unbemerkt auf den Meeresboden des Mailservers sinken. Doch in der Eile des Semesterbeginns ist das studentische Filtersystem überfordert. Aus dem wohlüberlegten, die Mails lesenden Individuum wird eine boshafte Löschmaschine, die sich mit keiner weiteren Information zu möglichen Anlässen auseinandersetzen möchte. Einige Wochen später, kurz nachdem die Löschmaschine in ihre Ursprungsgestalt der disziplinierten Studentin zurückgefunden hat, stösst diese über andere Kommunikationskanäle auf einige derselben Informationen. Trotz dem hochfunktionalen studentischen Tratschsystem dringen die exakten Angaben zu Zeit und Ort neben der Information über die Existenz des Anlasses jedoch nicht weiter durch und dümpeln weiterhin im Papierkorb des Meerservers. Unerwartet, unerwünscht, unbemerkt und vergessen. An so manchem Anlass findet sich die Studentin dennoch wieder.

Hat sie sich endlich im Studierendenalltag eingefunden, sich ihren Kurseinschreibungen und der Anzahl Credits gewidmet, ihre Alkoholtoleranz hochgeschraubt und sogar die Mail mit dem Einzahlungsschein der Fakultätsrechnung im Meer entdeckt und bezahlt, sitzt sie in der Spectrum Redaktionssitzung. Nach einem langen, erleichterten, kollektiven Seufzen verfasst sie ein höfliches Schreiben an die Universität. Argument für Argument legt sie dar, wie die Studierenden kontaktiert werden möchten und sollten, so dass keine der liebevollen Initiativen und Anlässe der Studentenorganisationen ertrinken. Und dass sich das Layout der Mails wirklich von einem Gerichtsschreiben in Helvetica Regular abheben könnte.

 

Text: Selina Keiser

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