Eine unterschätzte Geistergeschichte

Die Ghostbusters sind in der Gestalt einer temperamentvollen Agentin, eines mürrischen Rechercheurs sowie eines charmanten Anführers zurückgekehrt.

Die neue Netflix-Serie Lockwood & Co. spielt in einem alternativen London, welches seit 50 Jahren von einer tödlichen Geisterepidemie heimgesucht wird. Kinder und Jugendliche besitzen die Fähigkeit, Geister wahrzunehmen, was zur Entstehung von Geisterjägeragenturen führt. Eine der Agenturen besteht ohne jegliche Erwachsenenaufsicht. In dieser versuchen sich die drei Jugendlichen Anthony Lockwood (Cameron Chapman), Lucy Carlyle (Ruby Stokes) und George Karim (Ali Hadji-Heshmati), einen Namen in der gefährlichen Branche zu machen. Während Ruby Stokes die Erfolgsserie Bridgerton für das Projekt verlassen hat, gibt Cameron Chapman sein Debüt. Gemeinsam mit Ali Hadji-Heshmati bilden die drei einen frischen, herausragenden Cast, der in jeder einzelnen Szene harmoniert und Lust auf mehr macht.

Die raffiniert geschriebenen Dialoge unterstützen die Schauspielleistung, welche mit viel Witz und Tempo gespickt sind. Das Drehbuch bleibt der fünfteiligen Romanvorlage von Jonathan Stroud treu, was die Fans der Bücher begeistert. Dem Regisseur Joe Cornish gelingt es zusätzlich, mehr Gefühle und actiongeladene Spannung in die Adaption hineinzubringen. Die Filmmusik gemischt mit Post-Punk Songs aus den 80er Jahren und einer dunklen Titelmelodie lässt Grusel und Anspannung aufrechterhalten.

Lockwood & Co. erzählt ein charmant düsteres Abenteuer, welches noch nicht alle seine Geheimnisse in der ersten Staffel lüftet. Unglücklicherweise liegt die Zukunft der Serie im Ungewissen und die Chancen für eine Fortsetzung stehen schlecht. Grund für die pessimistische Einschätzung stellen die zahlreichen Absetzungen von Netflix dar, unter denen besonders Serien für Jugendliche leiden. Die Tatsache, dass Netflix kaum Werbung für Lockwood & Co. betrieben hat und dennoch einen weltweiten, langanhaltenden Erfolg erwartet, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Es bleibt zu hoffen, dass die Serie zwischen all den Remakes, seichten Teenie-Dramen und billig produzierten Filmstreifen überlebt.

Text: Yaëlle Binggeli