Warum Selbstliebe so wichtig ist und wie wir uns selbst und unsere Mitmenschen mehr lieben können.

 

Was ist Selbstliebe?

Wie die beiden Wortteile andeuten, bedeutet Selbstliebe, sich selbst zu lieben. Selbstliebe heisst, sein ganzes Selbst anzunehmen, sich selbst mit all seinen Ecken und Kanten zu akzeptieren. Es geht darum, gut mit sich selbst umzugehen. Das heisst zum Beispiel, lieb zu sich selbst zu sein, indem man sich nach einem stressigen Tag einen schönen Abend macht. Selbstliebe bedeutet auch, sich selbst die Liebe zu geben, die man seinen Mitmenschen gibt. Man kann zum Beispiel auf ein Date mit sich selbst gehen und all die Dinge tun, die man schon immer einmal tun wollte. Im Grunde geht es darum, sich mit sich selbst anzufreunden. Dies ist wichtig, denn wir verbringen den Grossteil unserer Zeit mit uns selbst. Ein solcher Fokus auf sich selbst erinnert an Narziss aus der griechischen Mythologie: Der griechische Jüngling, der sich in sein Spiegelbild verliebte. Mit Narzissmus ist Selbstliebe aber nicht gleichzusetzen. Die Psychologiestudentin Julia Dobmeier schreibt: «Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeit haben ein extremes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung. Oft stechen sie durch Arroganz und Selbstidealisierung heraus. Kritik ertragen sie nicht, und Misserfolg kann sie in schwere Krisen stürzen. Narzisstische Personen haben jedoch Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, und verhalten sich anderen gegenüber oft herablassend.»

Warum ist Selbstliebe so wichtig?

Oft ist man so sehr damit beschäftigt, anderen Liebe und Zuneigung zu geben, dass man dabei sich selbst vergisst. Doch es ist wichtig, sich selbst ebenfalls Liebe zu geben.

Denn Selbstliebe fördert das Selbstbewusstsein und den Selbstwert. Ein niedriger Selbstwert kann zu Traurigkeit und Einsamkeit führen, wodurch die innere Stimme einen kritisierenden Ton bekommen kann. Wenn wir beispielsweise einen Fehler machen, taucht unsere innere Stimme auf und bemängelt jedes Detail. Glauben wir ihr einmal, ist es schwierig, das Gute in uns zu sehen. Wir begeben uns in ein negatives Selbstgespräch. An diesem Punkt ist es wichtig, die Kontrolle darüber zu gewinnen, welchen Gedanken wir Glauben schenken und welche wir wieder ziehen lassen.

Dabei reichen bereits kleine Affirmationen wie «Ich schaffe das und ich glaube an mich!» oder «Ich habe Vertrauen in mich, alles wird gut». Diese Affirmationen können sich positiv auf die Psyche auswirken. Wenn wir uns beispielsweise jeden Morgen einen dieser Sätze aufsagen, glauben wir ihn mit der Zeit und fühlen uns besser. Wie die amerikanische Autorin Brene Brown sagt: «Talk to yourself like someone you love.»

Wie kann ich mich mehr lieben?

Für jede*n sieht Selbstliebe anders aus. Sie kann sich auch je nach den vorhandenen Bedürfnissen ändern. An einem Tag kann ein Treffen mit Freunden guttun, an anderen Tagen möchte man sich lieber mit einem Buch ins Bett kuscheln. Wichtig ist, auf sich selbst zu hören und das zu tun, womit man sich eine Freude macht.

Eine andere Möglichkeit, sich selbst Zuneigung zu schenken, ist, am Ende des Tages drei bis fünf Erfolge aufzuschreiben, für die man dankbar ist. Denn durch Dankbarkeit zeigen wir Wertschätzung. Dankbarkeit fliesst also in die Selbstliebe mit ein, indem wir uns selbst wertschätzen.

Wichtig ist, sich selbst zu priorisieren und sich um sich selbst zu kümmern. Dies ist aber kein Egoismus! Ein*e Egoist*in stellt das eigene Ich ständig ins Zentrum und die Bedürfnisse anderer beiseite. Wohingegen eine Person, die sich selbst liebt, die eigene Person bloss auf die gleiche Stufe stellt wie die Menschen, die ihr wichtig sind und die sie respektiert. Beispielsweise ist «Nein» zu sagen oder Grenzen zu setzen ebenfalls eine Form der Selbstliebe. Sagt man beispielsweise Nein zu einer Party, weil man einfach keine Energie dafür hat, zeigt man sich selbst den Respekt, welchen man auch seinen Mitmenschen erweist.

Fällt es einem schwer, sich selbst zu lieben, kann psychologische Hilfe der richtige Weg sein.

Nicht zu vergessen ist, dass Selbstliebe ihre Zeit braucht. Man kann nicht von heute auf Morgen alles an sich lieben. Mit Geduld und Fürsorge kann man lernen, sich immer mehr zu lieben. Selbstliebe ist kein linearer Weg. Es gibt gute und schlechte Tage. Geht man auch an den schlechten Tagen gut mit sich selbst um, ist das Ziel bereits erreicht.

Selbstliebe hat viele Gesichter. Liebt man sich selbst, kann man andere lieben. Lernt also jede*r, sich ein bisschen mehr zu lieben, wächst insgesamt die Liebe, die wir einander geben.

 

Text und Illustration Aliyah-Sophie Manzke