Filme über das Filmemachen gibt es zuhauf. Doch nur wenige spielen auf dem chaotischen Set eines Low-Budget-Films wie in «Living in Oblivion». Der Film aus dem Jahr 1995 wird am diesjährigen Festival International des Films de Fribourg (FIFF) in der Kategorie Sur la carte de Michel Gondry gezeigt. Bei dieser Kategorie handelt es sich um Filme, die der Oscargewinner Michel Gondry ausgewählt hat. «Living in Oblivion» ist nur einer der sechs Filme, die der Franzose für das FIFF kuriert hat.

Dabei handelt es sich um einen Drehtag am Set eines Low-Budget-Films. Der Regisseur, die Hauptdarstellerin, der Kameramann, der Tonmann und die Regieassistentin versuchen alle, ihre Arbeit zu machen, doch immer wieder geht etwas schief. Wirklich los geht es bei «Living in Oblivion» aber erst, als sich nach den ersten 20 Minuten des Films herausstellt, dass es sich bis jetzt nur um einen Albtraum des Regisseurs gehandelt hat. Der grosse Drehtag steht erst noch an. Die Handlung folgt daraufhin wieder einem Drehtag, dieses Mal für eine andere Szene. Der Regisseur versucht, an diesem Tag von seinem Albtraum zu lernen und anders auf herausfordernde Situationen zu reagieren. Wirkliche Probleme hat bei diesem Drehtag jedoch nicht er, sondern die Hauptdarstellerin. Doch da stellt sich heraus, dass auch dieser Drehtag nur ein Albtraum war, dieses Mal derjenige der Hauptdarstellerin. Als das Traum-in-einem-Traum-Konzept des Films immer klarer wird, steigt die Spannung beim Publikum. «Living in Oblivion» ist ein lustiges Filmerlebnis voller Absurdität.

Der Film zeigt die hässlichen, chaotischen und mühsamen Seiten des Filmgeschäfts ohne Schönheitsfilter. Wer Aspirationen hat, im Filmgeschäft Erfolg zu haben, und diese nach diesem Film nicht verloren hat, könnte es wirklich zu etwas bringen. Für alle Filmliebhaber:innen ist das Werk ein grosses Fest. Das omnipräsente Chaos, welches im Film dargestellt wird, sorgt für ausgelassene Stimmung, so auch im Kinosaal am FIFF. Die absurden Situationen, die dazu führen, dass eine Szene scheinbare Hundertmal wiederholt werden muss, sind witzig und nur eines der Highlights des Films. Die verschiedenen Träume innerhalb anderer Träume sind kunstvoll umgesetzt und je nachdem, welche Figur träumt, stilistisch anders dargestellt. Das Traumspektakel wird am Ende des Films auf die Spitze getrieben, als sich herausstellt, dass der Auslöser all dieser Albträume (eigentlich) der Dreh einer Traumsequenz ist. Und bis zum Schluss fragt sich das Publikum, obsich nicht nochmals herausstellen wird, dass auch dieser Drehtag nur ein Traum war.

Die Vorstellung von «Living in Oblivion» beim FIFF war ein Erfolg. Der voll besetzte Kinosaal hat ohne Vorbehalte gelacht, gestöhnt und mitgefiebert. Dieser Film war eine erfolgreiche Auswahl von Michel Gondry. Das Publikum reagierte ohne Hemmungen und die Begeisterung im Kinosaal war spürbar. Die absurden Situationen, die Frustration der Figuren und das pure Chaos bilden einen unterhaltsamen Film. Das Witzigste ist wohl, dass das Publikum nach dem Filmende dank der vielen Träume noch immer nicht weiss, was für einen Film die Figuren in «Living in Oblivion» denn genau drehen wollten.

 

Michel Gondry

Michel Gondry entdeckt seine Passion für den Film, als er 1988 einen Clip für seine Band Oui Oui dreht. Später macht er sich mit Musikvideos für Björk, Daft Punk, Radiohead oder die Rolling Stones einen Namen. Er beginnt, Spielfilme zu drehen, und gewinnt bereits mit seinem Zweitling «Eternal Sunshine of the Spotless Mind» einen Oscar. Zurzeit arbeitet er in Los Angeles an einem verrückten Projekt – ein Musical, von Pharrell Williams geschrieben und produziert, der ihm eine Carte blanche gegeben hat. Dennoch hat er Ja zu einer weiteren Carte blanche gesagt: derjenigen des FIFF! Eine Carte blanche voller Humor und kindlichem Ideenreichtum.

(Text via fiff.ch)

 

Text Franziska Schwarz

Beitragsbild Festival International du Film de Fribourg (FIFF)

Poster Lemon Sky Productions


Titel: Living in Oblivion

Land: USA

Regie: Tom DiCillo

Jahr: 1995

Dauer: 90 Minuten

FIFF-Kategorie: Sur la carte de Michel Gondry

 

 

 

Trailer