Dürrenmatts Krimikomödie Die Physiker kommt unter der Regie von Mathias Spaan in das Berner Stadttheater und handelt von drei Verrückten, die alle das Gleiche wollen…

Ein privates Sanatorium: Darin halten sich drei offensichtlich Verrückte auf, gespielt von Claudius Körber, Vanessa Bärtsch und David Berger. Sie alle sind davon überzeugt, grandiose Physiker zu sein. So hat die Ärztin des Sanatoriums, Frau Dr. Zahnd, den berühmten Einstein, Newton und Möbius als Patienten in ihrem Hause. Die Stimmung kippt, als Einstein und Newton jeweils eine Krankenschwester erdrosseln. Möbius hingegen widmet sich lieber der Physik, denn der König Salomo hat es ihm so befohlen. Er hat sich vor zehn Jahren in die Irrenanstalt einweisen lassen, damit er seine physikalische Entdeckung schützen kann. Wohlig in der Annahme, in Sicherheit zu sein, entgeht ihm, dass alle in seinem Umfeld nur eines wollen: seine entdeckte Weltformel und die damit verbundene Macht.

Ein simples Bühnenbild bildet das Sanatorium; mit drei Türen, welche zu den Zimmern der Patienten führen. Immer wieder ist das Publikum gespannt, welche Tür sich als nächste öffnet und welcher verrückte Physiker sich in das Geschehen des Theaters einmischt. Als Möbius erkennt, dass er Opfer des Missbrauchs der Machtgier der anderen ist, verändert sich das Bühnenbild zu einem dunklen, leeren Raum, in dem kühles Licht herrscht. Seine Einsamkeit füllt den Theatersaal. Die Stimmen der Gespräche, welche stattfinden, während Möbius in seiner Vereinsamung verkümmert, dringen aus dem Off zum Publikum. Das Theater erzeugt damit den Eindruck, als spiele es auf unterschiedlichen Ebenen; visuell und auditiv.

 

Ein gigantisches Lob muss an den Schauspieler Jonathan Loosli ausgesprochen werden. Seine Arbeit glänzt in der Rolle des Pflegers Peter. Immer wieder überzeugt er die Zuschauer:innen mit seiner schüchternen und doch liebevollen Art, die zudem auch angsteinflössend sein kann. Solche Emotionen gleichzeitig beim Publikum auslösen zu können, bedingt grosser Kunst des Schauspiels. Grosses leistet zudem auch Mathias Spaan. Das Werk Die Physiker erschien im Jahr 1962, doch der Regisseur lässt das Stück wirken, als sei es gestern gewesen. Kleine Anglizismen wie «as f*ck» betten das Stück in die Moderne ein. Auch die Zärtlichkeit zwischen den Figuren, wie die Berührungen des Pflegers Peter gegenüber dem Patienten Möbius, schafft einen neuen Blickwinkel auf die sexuelle Orientierung der Figuren.

Und allein das von Anne Armann geschaffene Bühnenbild ist jeden Rappen wert. Hinzu kommen witzige Anekdoten der Schauspieler:innen und hervorragend gespielte Doppelrollen, die das Werk mit einer exzellenten Arbeit des Ausdrucks bereichern. Nur bei der Platzwahl sollte kein Geld gespart werden! Ansonsten kann man bei einer Rezension wie dieser nämlich nur über die Hälfte des Bühnenbilds berichten, da die andere Hälfte vom Kopf des Sitznachbarn verdeckt wurde…

Text Joëlle Sorg

Foto © Bühne Bern


Infos zu den Vorstellung von „Die Physiker“ der Bühne Bern

https://buehnenbern.ch/spielplan/programm/die-physiker/