Die Fachschaft GKR und die Kommission EquOpp setzen gemeinsam ein Zeichen gegen LGBTQ+-Phobie.

Der 17. Mai ist der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie und erinnert an den Tag, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen hat. Im vergangenen Jahr feierte auch Freiburg diesen Tag.

Die Stadt hisste Regenbogenfahnen und im Nouveau Monde fand eine Diskussionsrunde zur Situation von LGBTIQ+ in der Schweiz mit anschliessender After-Party statt. Leider wurde Freiburg an diesem Tag auch zum Schauplatz von Queerphobie. Mehrere der Regenbogenfahnen wurden gestohlen und auf Telegram tauchte sogar ein Video auf, auf dem eine Fahne verbrannt wurde. Die jugendlichen Täter wurden anschliessend für Diebstahl und Sachbeschädigung sowie wegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verurteilt.

«Wie muss die zivile Antwort auf eine solche Aktion lauten?», fragte sich Milan de Brouhns, der am 17. Mai 2023 die queere Gemeinschaft von Freiburg feiern wollte und sich wie viele andere von der queerphoben Aktion verunsichert fühlte. Milan diskutierte die Frage mit seinen Kolleg:innen der Fachschaft Gesellschaft, Kultur und Religion (GKR) an der Universität Freiburg. Aus diesen Diskussionen entstand die Idee für einen Queer Studies Day. In einem vorbereitenden Gespräch mit ihrer Professorenschaft entschieden sie sich dafür, aus dem Tag eine Woche zu machen.

Die Antwort auf die Queerphobie erfordert viel Engagement

Für die Organisation der Queer Studies Week fanden sich Eliot Willemin (GKR), Garance Naegele (GKR), Milan de Brouhns (GKR) und Jade Voirol (EquOpp) in einer Arbeitsgruppe zusammen. Sie nahmen die Arbeit im Juni 2023 auf, merkten jedoch, dass der Zeitaufwand für die Umsetzung eines solchen Projektes sehr gross ist. In der Fachschaft GKR und der Kommission EquOpp (Equal Opportunities) fanden die vier weitere Mitstreiter:innen, die an der Organisation mitwirken wollten. Heute beteiligen sich 13 Personen an der Umsetzung der Queer Studies Week. Für ihren Einsatz werden die Studierenden mit ECTS entlohnt.

Die Verantwortung für die Organisation der Queer Studies Week liegt allein bei den Studierenden. Dies erfordert ein hohes Mass an Engagement. «Für mich fühlt es sich wie ein 100-Prozent-Job an», sagt Milan. «Wir sind horizontal organisiert und diskutieren viel. Dennoch müssen einige Entscheidungen schnell getroffen werden. Da hilft es, dass jeder von uns so passioniert für die Sache ist», meint Milan weiter. Zudem erfahren die Studierenden viel Unterstützung von anderen Stellen der Universität. Das Departement für Sozialwissenschaften fördert das Projekt mit 3 ECTS für die organisierenden Studierenden. Auch die teilnehmenden Studierenden der Sozialwissenschaften können unter gewissen Bedingungen ECTS erhalten. Die AGEF, die Dienststelle Gleichstellung, Diversität und Inklusion der Universität Freiburg, das Rektorat sowie die philosophische Fakultät unterstützen das Projekt ebenfalls. Die Stadt Freiburg leistet zudem einen finanziellen Zuschuss. «Vor allem von unseren Professor:innen Agnieszka Joniak-Lüthi und Francesca Poglia Mileti haben wir viel Unterstützung erfahren», betont Milan.

Der Fokus der Queer Studies Week liegt auf wissenschaftlichen Konferenzen zum sozio-kulturellen Phänomen von Queerness. Für die Konferenzbeiträge haben die Freiburger Professor:innen ihre Vorlesungszeiten für Expertinnen und Experten freigegeben. Die Vorträge richten sich jedoch nicht nur an Studierende, sondern sind auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Neben den Konferenzen sind weitere Veranstaltungen ausserhalb der Universität geplant. So werden zum Beispiel die Aufführung eines Stand-up-Theaterstücks im Fri-Son, eine mehrsprachige Diskussionsrunde sowie eine Abschlussparty der Queer Studies Week im Nouveau Monde organisiert. Die ausseruniversitären Veranstaltungen werden von den Studierenden in Zusammenarbeit mit den zivilen Freiburger Vereinen LAGO Fribourg, asso|Verein trans&non-binär Fribourg und Friqueers angeboten, die sich ebenfalls für die LGBTQ+-Gemeinschaft engagieren.

Die Öffnung der Konferenzen für die Öffentlichkeit, die Durchführung von weiteren Veranstaltungen an öffentlichen Orten und die Zusammenarbeit mit ausseruniversitären Vereinen sind ein zentrales Element der Queer Studies Week. «In den Queer Studies zeigt sich besonders, wie sich Privatleben, Wissenschaft und politisches Engagement vermischen. Indem wir die Queer Studies Week breit aufstellen und für alle öffnen, wollen wir die Barriere zwischen der Universität und der weiteren Freiburger Bevölkerung aufbrechen», erklärt Milan. «Wir wollen Räume schaffen, in denen man von Wissenschaftler:innen der Queer Studies lernen und sich mit ihnen austauschen kann. Dadurch können wir zu einem öffentlichen Verständnis zum Thema «Queer» beitragen und die Stellung und Rechte von Minderheiten in der Gesellschaft hervorheben», führt Milan weiter aus.

Die Arbeitsgruppe hinter der Queer Studies Week (von links nach rechts): Noé Brandt, Milan de Brouhns, Eliot Willemin, Jade Voirol und David Esteves

 

EquOpp, die studentische Kommission für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung

David Esteves und Jade Voirol, die beiden Co-Präsident:innen von EquOpp, machen darauf aufmerksam, dass auch innerhalb der Universität Diskriminierung stattfindet, und stellen das Engagement von EquOpp vor: «Am 17. Mai vergangenen Jahres haben wir in der Stadt Freiburg queerphobe Gewalt erlebt. Aber auch innerhalb der Universität werden Personen Opfer von Sexismus, Rassismus, Xenophobie, LGBTQ+-Phobie und anderen Diskriminierungsformen. EquOpp stellt ein Tool zur Verfügung, über welches jede Person, die Mitglied der Universität Freiburg ist, die Möglichkeit hat, Situationen zu melden, die sie als diskriminierend empfindet, sowohl gegenüber sich selbst als auch gegenüber anderen.»

 

David erklärt weiter: «Ich möchte betonen, dass es sich um ein Instrument handelt, das unabhängig vom Rektorat und anderen universitären Institutionen ist. Die eingegangenen Meldungen verarbeiten wir jährlich in einem Bericht und erstellen Statistiken. Diese Ergebnisse machen Problembereiche sichtbar und ermöglichen es uns, Universitätseinrichtungen zu ermutigen, gezielte Massnahmen zur Verhinderung von Diskriminierung zu ergreifen. Uns ist bewusst, dass wir nicht alle diskriminierenden Handlungen erfassen, weil uns nicht alles gemeldet wird. Wir möchten jedoch jeden und jede ermutigen, Handlungen, die er oder sie als unangemessen empfindet, zu melden.»

Neben der Organisation der Queer Studies Week engagiert sich EquOpp für weitere konkrete Massnahmen zum Schutz von queeren Personen an der Universität Freiburg. «Wir sind mit den zuständigen Dienststellen der Universität im Gespräch, um die Änderung von Vornamen/Pronomen für trans- und non-binäre Personen zu erleichtern. Zusätzlich fordern wir seit mehreren Jahren die Einrichtung von geschlechtsneutralen Toiletten. In diesem Frühjahr wurde ein Pilotprojekt gestartet, das geschlechtsneutrale Toiletten in Pérolles, Miséricorde und Regina Mundi umfasst», führt Jade aus.

Der Wert solcher Aktionen kann kaum überschätzt werden. «Wir wollen der queeren Gemeinschaft von Freiburg zeigen, dass sie nicht allein ist. Die Queer Studies Week zeigt, dass wir uns organisieren können», so Milan. «Ausserdem wollen wir andere Studierende dazu ermutigen, sich ebenfalls zu organisieren und sich für ihre Ideale zu engagieren. Das Studium kann mehr sein als Vorlesungen, und an der Universität Freiburg finden die Studierenden Unterstützung für Eigeninitiativen», meint Milan weiter.

 

Text und Foto Christina Schuhmacher


Hier findest du das Programm der Queer Studies Week:
https://student.unifr.ch/equopp/de/assets/public/files/flyer_QSW.pdf

Hier findest du den Instagram Account der Queer Studies Week:
https://www.instagram.com/queer.studies.week/