Eine kleine Geschichte darüber, wie der Weihnachtsbaum in unseren Wohnzimmern gelandet ist.
Klar, an Weihnachten muss ein Tannenbaum her – zumindest in den meisten Haushalten, in denen Weihnachten gefeiert wird. Aber wann und wo ist diese Tradition entstanden? Spoiler: Aus der biblischen Weihnachtsgeschichte kommt sie nicht.

Adam, Eva und der Weihnachtsbaum
In der Bibel taucht keine Weihnachtstanne auf – so viel ist klar. Tatsächlich ist die Herkunft des Christbaums nicht eindeutig. In der Geschichte gibt es verschiedenste Hinweise zu ähnlichen Traditionen und zu deren Ursprung. Im Koran erblickt Isa (Jesus in der christlichen Erzählung) beispielsweise unter einer Palme das Licht der Welt. Die Römer stellten zum Jahreswechsel immergrüne heimische Zweige auf, als Zeichen des ewigen Lebens. Diese zeigten in den Himmel, direkt zu den Göttern.
Im Mittelalter nahmen auch die heidnischen Germanen Zweige ins Haus. Diese «Wintermaien» sollten zur Wintersonnenwende drinnen blühen. Allerdings klappte das nicht immer. Deshalb griffen sie schliesslich zu Ästen von immergrünen Bäumen. Diese sollten die Menschen schützen und die Wintergeister vertreiben. Ende des Mittelalters und Anfang der Neuzeit mischte sich diese heidnische Tradition mit den christlichen Bräuchen.
Um die Bevölkerung zu bilden, wurden in der Kirche bildnerisch Bibelgeschichten erzählt – an deren Heiligentag, dem 24. Dezember, zum Beispiel die Geschichte von Adam und Eva und ihrer Vertreibung aus dem Paradies. Der «Paradiesbaum» mit den verbotenen Früchten wurde von einer immergrünen Tanne gespielt. Diese war geschmückt mit Äpfeln. Sie erinnern heute an rote Weihnachtsbaumkugeln. Alles mögliche Ursprünge des Weihnachtsbaumes, doch da hört die Geschichte nicht auf.
Von Freiburg, Strassburg und Bremen über den Atlantik
Die ersten Hinweise auf die geschmückten Tannen fand man bei der Bäckerzunft in Freiburg im Breisgau im Jahr 1419. Ob diese mit dem Weihnachtsfest in Verbindung standen, ist allerdings nicht bewiesen. Auch in Riga finden sich Hinweise dazu, dass Menschen schon vor 500 Jahren Tannen aufgestellt haben. Wenn es nach den Letten geht, stand der erste Weihnachtsbaum der Welt in ihrer Hauptstadt. Welches Land sich schlussendlich mit dem Ursprung des Weihnachtsbaumes schmücken kann, ist umstritten.
Der Ursprung des Weihnachtsbaumes, wie wir ihn heute kennen, liegt wahrscheinlich im Elsass des 16. Jahrhunderts. In Strassburg wurden damals als Erstes Weihnachtsbäume verkauft. Es stand ein Weihnachtsbaum vor dem Strassburger Dom, weshalb die Bäumchen an Popularität gewannen. Auch im Norden begannen Zunftshäuser der Bremer Handwerker mit Nüssen, Datteln und Äpfeln geschmückte Bäume aufzustellen. Deswegen trugen diese teilweise den Namen «Zuckerbäume». Im nachfolgenden Jahrhundert waren die Tannen vor allem bei wohlhabenden Stadtbürgern verbreitet, denn die Bäume und ihr Schmuck waren teuer. Durch die vernetzten Adelsfamilien verbreitete sich der Brauch in ganz Europa und Auswanderer brachten ihn schliesslich auf die andere Seite des Atlantiks. In den Vereinigten Staaten wurden die Bäume im 19. Jahrhundert dann schnell kommerzialisiert.
Vorerst blieben die geschmückten Tannen ausserdem eine protestantische Tradition. Die Katholiken wehrten sich gegen einen solchen «unchristlichen» Brauch. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts fanden die Bäume ihren Weg auch in die katholischen Festlichkeiten.
Kerzen waren aber noch keine auf den Tännchen. Herzogin Sybille von Schlesien schmückte 1611 ihren Weihnachtsbaum scheinbar als erste mit Kerzen. Erst ab 1730 verbreiteten sich die Kerzen grossflächig. Im späten 19. Jahrhundert entwickelte Edward Hibbard, Thomas Edisons Businesspartner, die Lichterkette und schmückte erstmals einen Weihnachtsbaum damit. Von dann an schmückten immer mehr US-Amerikaner:innen ihre Tannenbäume mit elektrischen Lichtern, welche sich auch im Ausland verbreiteten. Dadurch sank die Gefahr eines unabsichtlichen Weihnachtsfeuers erheblich.
Weihnachtsbäume heute
Laut dem Verband «Wald Schweiz» werden in der Schweiz rund 1.7 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Mehr als die Hälfte davon sind importiert. Nachhaltiger ist es, ein Schweizer Tännchen in sein Wohnzimmer zu stellen. Die Bäume landen schlussendlich aber nicht nur in christlichen Haushalten. Denn der Weihnachtsbaum ist auch Teil der Feierlichkeiten von nicht-christlichen Personen geblieben.
Text Angelika Scholz
Foto / Illustration zum Artikel: Elliot B auf Unsplash
