„Eine grosse Ehre für das Land“ nennt Präsident Leonel Fernandez die Neueröffnung der ersten IKEA in Santo Domingo (Dominikanische Republik, Lateinamerika)!Mit 600 Mitarbeitern „von denen 599 Dominikaner sind“ wird das schwedische Möbelhaus in Zukunft über 6500 Artikel anbieten.Da stellt sich einem die Frage: Wie gross ist diese Ehre? Müssen sich nun auch die lateinamerikanischen Haushalte die westliche Allgemeinheitsmaske aufsetzen und Teller und Bücher in „Billy“ verstauen?Billy ist im vergangenen Jahr 30 Jahre alt geworden. Ein grosses Jubiläum. Wenn man bedenkt, dass ihm ein Ruf vorauseilt: „Der Preis des Grundmodells ist eigentlich nicht der eines Möbelstücks: achtunddreissig Euro. Manches Buch kostet mehr.“ Aber IKEA ist stolz auf sein gutes Stück.Doch muss das in Europa so bekannte „Do-It-Yourself-Regal“ nun auch in der Karibik die Wohnungen erobern?In Anbetracht der hohen Luftfeuchtigkeit wird sich das Möbel sowieso noch einer Bewährprobe unterziehen müssen und natürlich sind auch die Dominikaner gefragt – ob sie sich diesen Luxus auch wirklich leisten.

Ironie ist fehl am Platz – angeblich soll sich ein solider Mittelstand in der Dominikanischen Republik gebildet haben; aber haben die Grosskonzerne und Unternehmer irgendwann einmal über ihren „ARV Bröllop-Tellerrand“ (4,95€) hinausgeschaut? Die Situation ist paradox: im angrenzenden Haiti sterben Hunderte von Menschen bei Erdbeben und sie leben in Hütten mit Wellblechdächern; in der Dominikanischen Republik werden mit der IKEA-Eröffnung wahrscheinlich mehr als „10.000 ansässigen Produzenten“ gefährdet.Doch das bekümmert die Chefs des schwedischen Möbelgiganten nicht. Immerhin: „Den IKEA-Kunden stehen 1054 Parkplätze und ein Restaurant mit 800 Plätzen zur Verfügung. 350 Angestellte arbeiten rund um 46 Wohnbeispiele und an 20 Kassen. Ist das nicht toll!?Es bleibt die Frage, ob sich die lebensfrohen und kreativen Dominikaner dem Trend beugen und ihre eigenen Produzenten meiden. Sicher wird es am Anfang einen Boom geben, aber es bleibt zu hoffen, dass im Laufe der Zeit die Vernunft siegt und man der Verwestlichung Grenzen setzt.Alle sind gleich, alle wollen gleich sein. Aber: ob man diese Wünsche und Vorstellungen ausnutzt, das ist die entscheidende Debatte! Kann man den Menschen guten Gewissens den westlichen Stempel aufdrücken. Werte, Normen und Einstellungen sind „gut“, aber, dass die ganze Welt ihr Haupt in Zukunft auf „Gosa Klätt“-Kissen (5,95€) betten und ihre müden Körper in einem „Bodö“-Bettgestell (69,95€) austrecken sollen scheint mir unangebracht.Zum Schluss noch die „take-home-message“ (neudeutsch für: Fazit): Wir Menschen sollten uns bemühen ein Fünkchen Individualität zu bewahren; nicht nur, weil das Leben sonst langweilig wäre und Kulturen nach und nach verblassen würden – nein, sondern auch, weil es die Aufgabe jedes Einzelnen ist, die Welt, in der er lebt, zu gestalten und zu fördern. Es ist nötig, dass wir uns auf gewisse Grundprinzipien einigen, aber die vollständige Symbiose würde das zerstören wofür es sich lohnt zu leben: Für den Reichtum und die Fülle der Verschiedenheit – und vom Anderssein zu lernen.