Der Kinoklub der Universität Freiburg (KKU) bietet eine willkommene Abwechslung zum zeitweise „harten“ Leben der Studierenden. Jeweils mittwochs werden Filme zu einem thematischen Schwerpunkt, welcher sich durch das jeweilige Semester zieht, gezeigt und teilweise mit einer anschliessenden Debatte, Diskussion oder einem Kurzvortrag abgerundet.


foto cineclubDer KKU bringt nun schon seit über 40 Jahren ein kleines Stück zusätzlicher Kultur nach Freiburg. Gegründet wurde er von einigen kinobegeisterten Studierenden anfangs der 60er Jahre. Das Komitee, welches sich um die Auswahl der Filme und deren Promotion kümmert, besteht heute aus einem guten Dutzend Personen. „Dabei sein kann jeder“, so Danilo Cagnazzo, seines Zeichens Präsident des KKU, „doch mindestens die Hälfte der Mitglieder muss an der Uni studieren oder unterrichten“. Cagnazzo findet es daher schade, dass sich momentan „nur“ Studierende und externe Personen engagieren. „Professoren würden wir mit offenen Armen empfangen! »


Unser Kinoprogramm soll das Publikum nicht nur unterhalten, sondern zum Denken anregen“, erzählt Cagnazzo, „unser Ziel ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema und aktives Teilnehmen an der Diskussion. Nicht nur den Film konsumieren und tschüss!“ Dies sei der Hauptgrund für die Existenz des KKU. Weiteres Ziel sei es, den sonst unterbewerteten Schweizer Film zu fördern. Cagnazzo und sein Team suchen Filme, welche es nicht in die grossen Kinosäle schaffen und schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits gelinge es ihnen so, diesen Filmen ein Publikum zu geben, andererseits fülle diese Taktik ihre Kassen. „Geld spielt für uns jedoch keine grosse Rolle – einfach unsere Ausgaben möchten wir decken können.“ Deshalb die entsprechend niedrigen Eintrittspreise. „Den Preis so tief wie möglich zu halten ist nur fair, damit unsere Vorstellungen allen zugänglich sind“, beteuert Cagnazzo. Vor allem, weil das Kino nicht nur für Studierende, sondern für alle am Kino Interessierten offen steht.


Künstlerische Freiheit zahlt sich aus


Die Programmierung des KKU verläuft zyklisch zu einem vorbestimmten Thema. Ideen und Vorschläge für die Zyklen werden an gemeinsamen Sitzungen gesucht und auf ihre Durchsetzungsfähigkeit überprüft. Bei der Programmation ist der KKU prinzipiell frei, einzig die AGEF – welche ihn subventioniert – schaut ab und zu vorbei, um sicher zu gehen, dass die Gelder richtig eingesetzt werden. „Sie schlagen weder Themen vor, noch verbieten sie uns, manche Filme zu zeigen“, so Cagnazzo. Üblicherweise führt der KKU wöchentlich eine Vorstellung durch, die jeweils im Kinosaal der Universität Miséricorde stattfindet. Dazu kommen Sondervorstellungen, die nichts mit dem Zyklus zu tun haben müssen, und welche mit Partnern wie beispielsweise dem Nouveau Monde oder dem Fri-Son organisiert werden. Im laufenden Semester beschränkt sich das Programm des KKU nur auf zwei Sonderanlässe. Weshalb nicht mehr? „Wir sind mit dem Veranstaltungsangebot für das nächste Semester so sehr beschäftigt, dass wir uns auf diese zwei Vorstellungen beschränken mussten, um etwas Anständiges auf die Beine stellen zu können“, erklärt Cagnazzo. „Der Zyklus wird Krankheiten zum Thema haben, sowohl physische als auch psychische. Da wir für diesen Zyklus eng mit dem Institut für Heilpädagogik und dem Verein Les 4 Vents zusammenarbeiten, gestaltet sich die Planung und Organisation um einiges schwieriger.“


Am meisten diskutiert wurde bisher der Zyklus des Frühjahressemesters 2011 zum Thema Zensur. „Die Idee kam uns mehrmals während den Sitzungen. Es ist ein interessantes und bedeutendes Thema im Kinomilieu“, erzählte damals der ehemalige Präsident des KKU, Fabio Gramegna, im Spectrum. „Wenn man Zensur erwähnt, ist nicht nur der Film im Mittelpunkt, sondern auch der Kontext, in welchem er gedreht wurde.“ Dabei hätte man auch versucht, innerhalb der Landesgrenzen Filme zu finden, was sich schliesslich als praktisch unmöglich erwiesen hatte. Deshalb wurden Klassiker wie Je vous salue, Marie von Jean-Luc Godard (der damals vor allem in kirchlichen Kreisen für Polemik sorgte) oder A Clockwork Orange von Stanley Kubrick, der moralisch zweifelhafte Werte vermittelte, ausgewählt.


Hoher Besuch in Freiburg


Immer wieder gelang es dem KKU, Persönlichkeiten aus der Welt des Kinos nach Freiburg einladen, die dem Publikum neue Blickwinkel bieten konnten. So kamen schon solch illustre Gäste wie die Gebrüder Quay, die für ihre Stop-Motion-Filme bekannt sind, oder der Schauspieler Philippe Laudenbach, der mit Mon oncle d’Amérique aus dem Jahre 1980 Bekanntheit erlangte und erst kürzlich mit Des hommes et des dieux wieder auf der Leinwand zu bestaunen war. „Wir versuchen, den Kontakt mit schweizerischen Darstellern möglichst selbst herzustellen. Bei anderen, über die Landesgrenzen bekannten Persönlichkeiten, ist es jedoch manchmal von Vorteil, wenn man Kontakte hat, die über ein grösseres Adressbuch verfügen“, meint dazu Danilo Cagnazzo lächelnd.


Von Adrien Woeffray

Foto: Tobias Reidy


Allgemeine Infos:

Der KKU veranstaltet jeweils Mittwochs Screenings im Kinosaal der Miséricorde (MIS 2030).


Eintrittspreise:

Normal 10.- CHF,

Reduziert: 8.- CHF


Website KKU: http://www.cine-club.ch