Der irische Singer-Songwriter Eoghan Burke a.k.a Fia Rua bespielt dieses Wochenende den Pub Banshees’ Lodge. Spectrum hat den Musiker getroffen und mit ihm über Magie in Freiburg und die Schwierigkeit, als Singer-Songwriter in Irland zu bestehen, gesprochen.

„Salut Fribourg!“ begrüsst Fia Rua in etwas unbeholfenem Französisch den prallgefüllten Keller des Pubs Banshees’ Lodge zu Beginn seines Konzertes am Donnerstagabend. Er legt los mit einigen Songs von seiner neuen EP, darunter „Little Sally Saucer“. Ein unheimliches Stück, das zwischen den uralten Mauern des Kellers gut aufgehoben ist. „The screams of Sally Saucer / they made ripples in the water / if she gets another chance / There’ll be an awful slaughter“. Die Stimmung bleibt trotzdem ausgelassen, das Publikum heisst Fia Rua mit frenetischem Applaus willkommen.

Drei Stunden vorher. Eoghan Burke sitzt mir bei Kerzenlicht im Banshees’ Lodge gegenüber und und trinkt Tee mit Honig. Seine Stimme ist ein wenig angeschlagen – der kalte Freiburger Nebel. Eoghan Burke ist Fia Rua, Fia Rua ist Eoghan Burke. Eine irische Einmannband: Burke managt sich selbst, hat seine letzte EP im Alleingang produziert und macht auch seine Videos selbst. Bei seinen Auftritten wird er unterstützt von Christophe Capewell an der Geige, der Melodica und dem Tamburin. Die beiden kennen sich schon lange und spielen nicht zum ersten Mal zusammen in Freiburg.

fia rua
Foto: Vanessa Jordan

Von Kildare in den Röstigraben

Doch wie kam der aus dem irischen Kildare stammende Singer-Songwriter überhaupt dazu, in Freiburg aufzutreten? „Vor einigen Jahren tourte ich mit einer traditionellen Irish Folk-Gruppe durch die Schweiz“, erzählt Burke. Dabei spielten sie auch schon im Banshees’ Lodge,an seiner alten Adresse: „Ich erzählte damals der Wirtin Brigitte von meiner Arbeit als Solokünstler und gab ihr meine CD“. Diese war begeistert und lud Fia Rua ein, alleine aufzutreten. „Nun bin ich zum sechsten Mal zurück in Freiburg. Die Leute kommen jedes Mal wieder um mich zu sehen – meine Musik scheint hier gut zu funktionieren“, meint Burke.

Auch am Donnerstag stimmt die Chemie zwischen Musikern und Publikum. Die vor dem Konzert noch fröhlich schnatternde Menge ist mucksmäuschenstill, als Fia Rua das traurig-düstere „Darkness“ vorträgt. Und klatscht und kreischt euphorisch, als die Musiker wenig später zu „Hop up the Road“ quer durch den Keller tanzen.

Ein Fischteich voller Musiker

„Die Landschaft hier in der Schweiz ist fantastisch“, schwärmt Burke vor dem Konzert. Und erzählt, dass es ihm gut tut, für ein paar Tage seiner Heimat zu entfliehen: „In Irland herrscht im Moment eine ziemlich depressive Stimmung“. Das Leben als Singer- Songwriter im Land ist kein einfaches – die Konkurrenz ist überwältigend. Burke vergleicht die Situation mit einem übervollen Fischteich: „Wenn du es schaffst, vom Teich ins Meer zu springen, dann hast du grössere Chancen als Musiker wahrgenommen zu werden“. Er versucht darum, in Zukunft mehr Konzerte auf dem europäischen Festland zu spielen, in Deutschland und Frankreich.

Zu diesem Zweck hat er sich mit einigen anderen Musikern zum Urchin Collective zusammengeschlossen. Das Kollektiv ermöglicht den Musikern ein professionelleres Auftreten. Viel Geld verdient Fia Rua trotzdem nicht. Das ist zweitrangig: Burke stellt seine Musik sogar gratis zum Download zur Verfügung. „Für mich ist es wichtiger, dass viele Menschen meine Musik hören, als dass ich damit viel Geld verdiene“. Die Musik ist denn auch nicht sein einziges Standbein – nebenbei ist er als Theaterschauspieler engagiert, arbeitet fürs Radio und studiert an der Irish World Academy in Limerick.

Eine einzigartige Stimme

Die Musik, die den Bansheeskeller am Donnerstagabend füllt, lässt sowohl Einflüsse aus der traditionellen irischen Musik als auch von amerikanischen Folksängern erkennen. So schafft es auch ein Woodie Guthrie-Cover auf die Setlist, das die beiden Musiker mit Verve und amerikanischem Akzent vortragen. Unverkennbar speziell bleibt die Musik von Fia Rua trotzdem – getragen von einer intensiven Stimme. Hebt er sich deswegen aus der Masse der vielen Singer-Songwriter heraus? Das sei ein ziemlich schwieriges Unterfangen, gibt Burke zu bedenken. Doch: „Ich glaube schon, dass ich etwas Spezielles habe; eine einzigartige Stimme. Und dass ich etwas Anderes zu sagen habe als alle anderen“.

Wo holt er eigentlich seine Inspiration, wie entstehen seine Lieder? „Das Leben, Leute, meine Familie, Orte, der Tod – Vergänglichkeit“, schiesst es aus Burke heraus. „Oder von kleinen Geschichten.“ Das sei eine schwierige Frage; er scheint plötzlich leicht verwirrt. „Meine Gedanken wandern gerade in tausend verschiedene Richtungen“.

Das Publikum lässt Fia Rua am Donnerstagabend erst nach einer Zugabe gehen. Seine mitgebrachten Alben gehen weg wie warme Brötchen. Am Samstag spielt der Ire nochmals im Banshees Lodge – warum sollen die Leute kommen und ihm zuhören? „Wenn Fia Rua im Banshees spielt, liegt Magie in der Luft“, meint Burke geheimnisvoll. Und verweist auf eines seiner Lieder: „Jeder braucht mehr Magie“ – „Everybody needs more magic!“

Von Nadja Sutter

Links:

Fia Rua
Gratis Download der EP und des Albums

Facebook-Event für das Konzert am Samstag

official.fm/fiarua