Ich hocke im Kurs « Microéconomie 1 ». Vorne steht der Lehrer mit seinem Bündel von A4-Blättern, die er Satz für Satz herunterbetet. Die Studenten schreiben schön brav auf. Es ist wie bei einem Diktat in der Primarschule. Ich bitte den Dozenten, etwas langsamer zu sprechen, da er – wie für Franzosen üblich – sehr schnell plappert und ich ihm nicht ganz folgen kann. Kein Problem, versichert er mir. Und macht in genau demselben Affentempo weiter. Irgendwann löschts mir ab. Es wird das erste und zugleich letzte Mal sein, dass ich diese Vorlesung besuche. Mach ich den Kurs halt zu Hause. Langsam meldet sich auch meine Blase zu Wort.

Dann endlich: 10 Minuten Pause. Zeit, um schnell Wasser zu lassen. Ich verlasse den Saal und mache mich auf zur Latrine. An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass ich die Toilette mit den eigenen vier Kachelwänden den Pissoirs vorziehe. Doch was ist das? Faustgrosse Löcher in den WC-Türen! Jemand hat sie als Boxsack benutzt. Zum Teil sind sie so stark deformiert, dass man hineinsehen kann. Ich stelle mir jegliche Szenarien vor, die das erklären könnten: Jemand durch die Abschlussprüfung gefallen? Während der Entrichtung des Geschäfts das Klopapier ausgegangen? Langeweile auf dem stillen Örtchen? Oder womöglich: Ist der Busschläger, mit dem ich einige Wochen zuvor Bekanntschaft gemacht hatte, etwa auch Student hier an der Uni?

Ich benutze letztlich doch das Pinkelbecken. Genau wie der Ökonomiekurs sieht mich dieses Klo das erste und letzte Mal. Es ist so hässlich, es könnte glatt ein modernes Kunstwerk sein.

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Weitere, auch positive Erlebnisse, gibts auf meinem persönlichen Blog: https://fabiansblogbuch.wordpress.com