Die Sonne legt sich langsam und die Dämmerung tritt ein. Ich bin gerade auf dem Weg von der Uni nach Hause. Auf dem Parkplatz meiner Residenz sehe ich eine Gruppe Feuerwehrmänner. Dazu ein paar Schaulustige. „Ist wahrscheinlich bloss eine Übung.“, denke ich mir und laufe weiter zum Eingang des Gebäudes und schliesslich in den vierten Stock, wo sich mein Studio befindet. Etwa eine Stunde später: Draussen ist es beinahe zappenduster. Sirenenlichter durchbrechen die absolute Dunkelheit. Ambulanz und Polizei haben sich zur Feuerwehr gesellt. Die Zahl der Schaulustigen ist inzwischen deutlich angestiegen. Nachdenklich begebe ich mich zum Lift. Ich muss noch schnell ein paar Sachen beim nahegelegenen Supermarkt einkaufen. Auf dem Weg nach unten komme ich mit einer Frau ins Gespräch. Anscheinend kann sie Gedanken lesen und offenbart mir, was hier vor sich geht: Ein Anwohner habe versucht, Selbstmord zu begehen. Ob er springen, sich erschiessen oder sich vergiften wollte, kann sie mir hingegen nicht sagen. Ich schlucke einmal leer. Draussen auf dem Parkplatz schlängele ich mich dann vorsichtig, aber zielstrebig durch die sensationslüsterne Meute.

Nach etwa 40 Minuten laufe ich mit einer vollen Tüte Lebensmittel, einem 18er-Pack „Bourbon“-Bier und Musik in den Ohren zurück. Mein Ziel ist es, möglichst schnell die Schar von Schaulustigen zu passieren. Bloss nicht auffallen. Ich bemerke dennoch, wie mir einige Leute verächtliche Blicke zuwerfen; ein anteilnahmsloser Touri mit Bier unter dem Arm, der einfach quer über den Parkplatz schlendert. Mais ça va ou quoi? Einer schnauzt mich sogar an. Ich versuche nicht darauf einzugehen und höre weiter Musik: „Pursuit of Happiness“ von Lissie passt situationsbezogen ja ganz hervorragend.

https://soundcloud.com/theclink/014-lissie-pursuit-of-happiness-kid-cudi-cover

Nur noch ein paar Meter bis zur Tür. Geschafft! Tut mir ja echt leid wegen dem Suizidversuch, aber ich habe an diesem Abend besseres zu tun als der Polizei, Feuerwehr und Ambulanz bei ihrer Arbeit zuzusehen.

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Weitere, auch positive Erlebnisse, gibts auf meinem persönlichen Blog: https://fabiansblogbuch.wordpress.com