Dreizehn verschiedene Studentenverbindungen gibt es in Freiburg. Früher wurden nur Männer zugelassen und auch heute noch gibt es Verbindungen, die an dieser Tradition festhalten. Was sind Gründe dafür? Und wie stehen Studentenverbindungen zur „Frauen-Frage“?

Nora Parolari

Studentenverbindungen haben ihre ganz eigenen Traditionen und Regeln. So auch bei der Aufnahme neuer Mitglieder: Während Männer in Freiburg grundsätzlich jeder Verbindung beitreten können, wird Frauen die Mitgliedschaft in einigen Verbindungen verwehrt. Eine davon ist die akademische Kommentverbindung (AKV) Neu-Romania. „Bei der Gründung der AKV Neu-Romania 1938 nahm jede Verbindung nur Männer auf – und wir haben die Tradition, ein reiner Herrenclub zu sein, seither beibehalten“, erklärt Claudio Rubeli, Mitglied der AKV Neu-Romania. Es sei wichtig, auch einmal unter sich sein zu können, denn: „Jeder kennt die Anlässe, bei denen sich die Herren der Schöpfung komplett anders verhalten als gewohnt, sobald eine Dame anwesend ist!“.

Evelyn Jeger von der akademischen Verbindung (AV) Staufer, in der sowohl Männer als auch Frauen aufgenommen werden, sieht gerade in der Durchmischung einen grossen Vorteil: Dadurch sei ein breiterer Austausch möglich und die Gruppendynamik viel offener. Der AV Staufer ist es ein wichtiges Anliegen, dass jede und jeder gern gesehen und willkommen ist. Noch einmal etwas anders sieht es hingegen bei der Reformverbindung (AV) Fryburgia aus. Die Fryburgia war eine der ersten Reformverbindungen der Schweiz und hat sich dafür eingesetzt, dass Frauen in den Schweizerischen Studentenverein aufgenommen werden. Sie selbst nimmt dennoch keine Frauen auf. Matthias Niederberger, Mitglied der AV Fryburgia, erklärt: „Es ist Teil unserer Identität und eine Tradition, dass wir eine reine Männerverbindung sind.“ Frauen seien aber dennoch, wie auch bei der AKV Neu-Romania, bei Anlässen gern gesehene Gäste.

Frauen in der Überzahl

Reine Frauenverbindungen gibt es in Freiburg nicht. Die AV Staufer hat momentan allerdings zwölf Frauen und nur zwei Männer. Evelyn Jeger sähe es aber durchaus gern, wenn es in ihrer Verbindung mehr Männer hätte: „Es fällt teilweise schwer, als gemischte Verbindung aufzutreten. Zudem kann die Überzahl an Frauen auf Männer möglicherweise abschreckend wirken, da sie Zickenkriege oder ähnliches befürchten.“ Und auch Claudio Rubeli von der sehr traditionsbewussten AKV Neu-Romania kann gemischten Verbindungen durchaus etwas abgewinnen. Frauen würden wohl neue Perspektiven und Ansichten in die Runde bringen und andere Gesprächsthemen aufkommen lassen, meint er.

Tradition ja, Frauenfeindlichkeit nein

Die AKV Neu-Romania gilt als traditionelle Studentenverbindung, die die alten Bräuche und Sitten des Verbindungslebens beibehalten hat. Die AV Fryburgia hingegen hat sich im Zuge der Reformbewegung 1918 von der ebenso traditionellen und dementsprechend auch strengeren AKV Alemannia abgespalten und gilt als liberale Studentenverbindung. Die AV Staufer wiederum ist eine Tochterverbindung der AV Fryburgia. Während für Evelyn Jeger und Matthias Niederberger dieses „Frauen-Männer-Ding“ bei der Wahl der Verbindung nicht besonders im Vordergrund stand, hat sich Claudio Rubeli bewusst für eine reine Männerverbindung mit einem eher strengen Regelwerk entschieden. Trotz unterschiedlicher Reglemente und Meinungen scheinen einige Aspekte allen diesen Verbindungen gemein zu sein: der Zusammenhalt innerhalb der Verbindung und der offene und freundliche Umgang mit anderen – seien das nun Frauen als Gäste oder als Mitglieder. Von Tradition kann also sehr wohl die Rede sein, von Frauenfeindlichkeit aber wohl kaum.