Am 3. Dezember versammelten sich Tausende zum Sankt-Nikolaus-Umzug bei der Kathedrale. Wie auch die Volksfeste Bénichon und Poya oder die Murtener Solennität gibt es diese Tradition nur im Kanton Freiburg.

Wer in der Stadt Freiburg von der „Poya“ spricht, meint damit meistens die Brücke. Nicht so im ländlichen Greyerzbezirk: Dort bezeichnet die Poya den jährlichen Alpaufzug. Früher wurde dieser Alpaufzug häufig auf Gemälden verewigt, die man ebenfalls Poya nannte und die halfen, den Herdenbestand festzuhalten. Heute steht in erster Linie der bunte Umzug im Mittelpunkt, für den Grossmutters Trachten aus dem Schrank geholt werden. In Estavannens wird in unregelmässigen Abständen ein mit dem Alpaufzug verbundenes Volksfest gefeiert.

Eselchen und Satire

Wer am ersten Dezemberwochenende in Freiburg war, dem dürfte der riesige Umzug zum Sankt-Nikolaus-Tag nicht entgangen sein. Immer am ersten Samstag im Dezember reitet der Schutzpatron der Stadt auf einem Esel und von zwei oder mehr Schmutzlis begleitet vom Collège St. Michel bis zur Kathedrale. In Weiss gekleidet und mit einer Mitra, dem traditionellem Bischofshut, auf dem Kopf steigt er dann auf den Balkon der Sankt-Nikolaus-Kathedrale, wo er eine Rede über die wichtigsten Ereignisse des Jahres hält – vor bis zu dreissigtausend Leuten. Diese Rede des „Bischofs von Myra“ trieft nur so von Sarkasmus und ist voll von Anspielungen auf die politischen und gesellschaftlichen Skandale des letzten Jahres.

Begonnen wurde diese Tradition vor genau hundertzehn Jahren von Schülern des Collège St. Michel, allerdings nicht als Feier, sondern als Lausbubenstreich. Am Tag des heiligen Nikolaus führten sie einen Schüler als Bischof verkleidet auf einem Esel durch die Stadt. Während diese Aktion beim Schuldirektor nicht sehr gut ankam, stiess sie bei den Freiburgern auf grosse Begeisterung. Und so kommt es, dass bis heute ein Schüler des St. Michel den Sankt Nikolaus verkörpern darf.

Festival mit Tradition

Es dauert noch lange, bis wieder Kilbi-Zeit ist und wir Cuchaule, Bénichon-Senf, Poires à botzi, Beignets und Kuchen mit Vin cuit essen können. Die Bénichon oder Kilbi wird überall im Kanton Freiburg Mitte September gefeiert. Belege für diese Tradition reichen bis ins Jahr 1443 zurück. Damals begann die Kilbi als Kirchweihfest, aber schliesslich hat der weltliche Teil, das Volksfest, die Zeiten überdauert. In den Bergregionen markiert die Kilbi zudem den Tag, an dem die Hirten mit ihren Tieren von der Alp zurückkehren.

Und in Düdingen ist die Bad-Bonn-Kilbi ein dreitägiges Musikfestival, für welches die Tickets jedes Jahr in wenigen Stunden ausverkauft sind. Bekannt für Alternative und Indie Rock und kleine, aber gute Bands, zieht diese Kilbi jeden Juni Besucher aus der ganzen Schweiz an.

Blumen und weisse Kleidchen

Zum Schluss soll auch ein weiterer Festtag, den es nur im Kanton Freiburg gibt, nicht unerwähnt bleiben: die Murtener Solennität, umgangssprachlich auch Murtener Soli genannt. Jeweils am 22. Juni wird zum Gedenken an die Murtenschlacht vom Jahr 1476 die Murtener Altstadt mit Blumen geschmückt. Man erinnere sich: 1476 wurde die Stadt Murten von Karl dem Kühnen und seiner übermächtigen Armee belagert. Am 22. Juni stellten sich die Eidgenossen zur Schlacht und schafften es, Karl und sein Heer zu vertreiben. In Erinnerung an dieses Ereignis wird mit der Solennität jährlich ein grosser Umzug veranstaltet, bei dem Primar- und Oberstufenschüler mit Musik und Gesang durch die Stadt ziehen.

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