Am 4. März wird über „No Billag“ abgestimmt. Die Abschaffung der Empfangsgebühren für Radio und Fernsehen würde nicht nur die SRG, sondern auch 34 private Sender treffen, darunter das einzige Freiburger Lokalradio RadioFR. 

Regionalität, Zweisprachigkeit, Nähe: Das ist RadioFR für Programmleiter Oliver Kempa. „Das Radio von Freiburg für Freiburg“, fügt er den kurzen aber markigen Stichworten bei, die er zur Charakterisierung des Lokalradios wählt. Als einziger regionaler Radiosender im Kanton Freiburg kommt RadioFR eine wichtige Rolle zu bei der Versorgung der Freiburgerinnen und Freiburger mit lokalen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und mit lokaler Kultur. 

Gelder aus dem Gebührentopf 

Damit die regionale Versorgung mit Nachrichten und Kultur im kleinen, zweisprachigen, ländlichen und eher wirtschaftsschwachen Kanton Freiburg mit seiner vergleichsweise geringen Reichweite gewährleistet werden kann, erhält RadioFR finanzielle Unterstützung aus dem Gebührentopf. Dank des Gebührenanteils kann sichergestellt werden, dass auch kleine Sendegebiete, die für einen privaten Radio- oder Fernsehsender nicht profitabel wären, mit lokalen Informationen versorgt werden können. 

Bei RadioFR stammt rund ein Drittel des jährlichen Budgets von 7,5 Millionen Franken aus dem Billag-Gebührentopf. Damit ist das Freiburger Lokalradio direkt betroffen von der „No Billag“-Initiative, über die am 4. März abgestimmt wird. „Für uns steht extrem viel auf dem Spiel“, sagt Oliver Kempa. Trotzdem schlägt er im Gespräch nicht die vorherrschenden Töne des zuweilen laut und emotional geführten Abstimmungskampf an, sondern wirkt sehr gefasst und reflektiert. 

Mainstream statt Lokaljournalismus 

„Eine Annahme der „No Billag“-Initiative am 4. März würde das Ende von RadioFR in der heutigen Form als zweisprachiges Lokalradio bedeuten“, stellt Kempa klar. Ein Ja zur Initiative hiesse zwar nicht gleich Lichterlöschen bei RadioFR, man würde alles versuchen, um weiterhin für die Region Freiburg Radio machen zu können. Ein künftiges Freiburger Lokalradio mit gut einem Drittel weniger Budget würde aber entsprechend anders aussehen und es würde zu einem erheblichen Leistungsabbau kommen. 

Der grösste Kostentreiber bei RadioFR sind die derzeit rund fünfzig Angestellten. Bei ihnen müsste man sicher auch ansetzen, wenn es darum ginge, Kosten in der Höhe von jährlich rund 2,5 Millionen einzusparen. „Ein Radio FR ohne Gebühren wäre ein Radio mit massiv weniger Inhalt und vor allem mit massiv weniger Journalismus“, sagt Oliver Kempa. Information, Sport und Kultur wären wohl die Hauptverlierer im Programm: „Wir könnten aus einer stark reduzierten Redaktion niemanden mehr zu einem Interview mit dem Staatsrat schicken, nachdem dieser über die Erhöhung der Studiengebühren beraten hat, wir könnten keine Gottéron-Spiele mehr live übertragen und keine lokalen Bands mehr fördern, weil wir uns nur noch Mainstream-Musik leisten könnten.“ 

Mit weniger journalistischem Schaffen muss bei RadioFR das Freiburgische also dem Mainstream weichen. Das könnte sogar so weit führen, dass man anstatt wie bisher zwei nur noch einen Sender betreiben könnte. Im Gegensatz zur gesamtschweizerischen Lage würde im Kanton Freiburg vor allem die deutschsprachige Minderheit verlieren. Denn bereits jetzt ist es eher der französischsprachige Sender, der mit mehr Werbeeinnahmen den deutschsprachigen Teil quersubventioniert. Rein ökonomisch betrachtet ist der deutschsprachige Radiomarkt im Kanton Freiburg also noch unattraktiver als der französischsprachige. 

RadioFR im Spannungsfeld 

Auf der Redaktion von RadioFR ist die bevorstehende Abstimmung ein Dauerthema, das täglich an Sitzungen oder in Kaffeepausen zur Sprache kommt. Es wäre aber falsch, von einer dauerhaft herrschenden Angst zu sprechen, die sich auf das redaktionelle Arbeitsklima niederschlägt. Stellvertretend dafür spricht Kempa sehr differenziert und sachlich über die Initiative und betont, er fände die Diskussion um den Service Public, die nun geführt wird, enorm wichtig und wolle sich dieser auch stellen. 

Obwohl sich das Unternehmen mit dem Verband Schweizer Privatradios klar gegen die Initiative positioniert, wird in der Redaktion – wie bei allen politischen Themen – auf Ausgewogenheit und Neutralität geachtet und professionell gearbeitet. Das sei auch das einzig Richtige für RadioFR, so Kempa: „Es geht darum, wie immer einen guten Job zu machen, unabhängig davon, worüber berichtet wird.“ 

Fotocredit: RadioFR