Täglich erreichen tausende Pakete aus aller Welt die Schweiz, ganz bequem bestellt per Mausklick  Tendenz steigend. Wer profitiert von dieser Entwicklung und für wen bedeutet sie eine Bedrohung? 

An einem normalen Wochentag betrat die Autorin eine Apotheke in Freiburg, um am dort integrierten Postschalter ein Paket von „Zalando“ zur Rücksendung abzugeben. Gleichzeitig holte sie eine neu bestellte Postsendung des grössten deutschen Online-Versandhändlers für Schuhe und Mode ab – und kam sich ziemlich blöd vor. Der Laden ist klein, der Raum hinter der Verkaufstheke noch kleiner und ein nicht zu verachtender Teil dessen Fläche nehmen die typisch orange-weissen Pakete ein.  

Vielerorts in der Schweiz mussten, wie auch in diesem Teil Freiburgs, Quartier-Poststellen aufgrund der Strategie für das Poststellennetz 2020 weichen und wurden durch eine Postagentur ersetzt. Postagenturen sind Quartier- und Dorfläden, Apotheken oder Drogerien, die einen Teil der Post-Dienstleistungen übernehmen. Die heute etwa 1’400 Poststellen sollen so bis in zwei Jahren auf rund 800 reduziert werden, weil die Dienstleistungen des gelben Riesen infolge der Digitalisierung weniger genutzt werden. 

Steigender Umsatz im Online-Handel 

Aber nicht nur in diesen Agenturen, auch in den normalen Poststellen prägt die Farbe Orange die Paket-Lagerfläche hinter den Schaltern. Kein Wunder, denn „Zalando“ sendet täglich rund 30’000 Pakete in die Schweiz, rund 12’000 Stück werden in derselben Zeit wieder zurückgesandt. Aber natürlich bewegen sich noch zahlreiche andere Player im Schweizer Onlinemarkt, die Bestellungen bei „Zalando“ sind aufgrund der charakteristischen Farbe einfach etwas präsenter. Seien es inländische Plattformen wie „digitec.ch“ und „brack.ch“ oder neben „Zalando“ weitere ausländische Giganten wie „Amazon“ oder auch „Aliexpress“ – der Umsatz im Schweizer Online-Handel steigt seit einigen Jahren stark an.  

Beliebte Ware aus Asien 

Gemäss dem Schweizer Stimmungsbarometer 2017 kaufen 72 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer mindestens einmal im Monat online ein und dies immer häufiger direkt im Ausland. Vor allem die Menge an Sendungen aus Asien wird zukünftig stark weiterwachsen; heute erreichen täglich 45’000 Kleinpakete die Schweiz. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren und möglicherweise eine Folge davon, dass „Aliexpress“ 2015 seine Artikel erstmals in Deutsch anbot. Aber auch „Amazons“ Fortgang lohnt es sich zu beobachten, denn „Amazon Deutschland“ ist mit der „Schweizer Post“ in Verhandlungen. Letztere soll künftig die Verzollung der „Amazon“-Pakete übernehmen. Von all diesen Entwicklungen profitieren hierzulande aber nur die Post und die Lieferanten, denn die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung bleiben im Ausland. 

Bedrohung für kleine Geschäfte 

Da nun zunehmend online bestellt wird, kaufen auch weniger Menschen im stationären Handel ein. Das Stichwort lautet „Lädelisterben“. Seit 2010 mussten rund 5’000 Geschäfte in der ganzen Schweiz schliessen, nicht wenige davon aufgrund der mächtigen und günstigeren Konkurrenz aus dem Internet. Umdenken ist also angesagt. Um zu überleben, müssen es Geschäfte schaffen, die Vorzüge des traditionellen Ladengeschäfts, so etwa Beratung und sofortige Mitnahme, mit den Vorteilen des Online-Handels, beispielsweise die ständige Verfügbarkeit und ein breiteres Sortiment, miteinander zu verbinden. Eine Herausforderung, der vor allem kleine Läden nicht gewachsen sind.  

Was bringt die Zukunft? 

Wird der stationäre Handel künftig ganz verschwinden? Bestellen wir in absehbarer Zeit von Kleidung über Lebensmittel alles nur noch online? Werden ausschliesslich Lieferroboter und Drohnen statt der Pöstler die Briefe und Pakete nach Hause liefern, so wie es die Post hierzulande seit einigen Monaten testet? Das ist alles noch ungewiss. Die Autorin wird sich jetzt erstmal fest vornehmen, möglichst gezielt und im Präsenzhandel einzukaufen, die Apotheke nur noch aufzusuchen, um sich etwa für die nächste Grippewelle zu wappnen, online vorzugsweise Tickets für Reisen und Konzerte zu bestellen und per Post hauptsächlich Liebesbriefe zu versenden. 

Illustration: Sebastian Wyss & Rebekka Christen