Komitee, Studierendenrat, Kommissionen: Unsere unipolitischen Organe sind äusserst wichtig und geben den Studierenden eine Stimme. Was aber, wenn diese Stimme vornehmlich in einer Fremdsprache spricht? Eine Bestandsaufnahme bei der deutschsprachigen Minderheit in der AGEF. 

Association Générale des Étudiant-e-s de l’Université de Fribourg (AGEF); der umständliche Name der Freiburger Studierendenvereinigung deutet bereits an, dass Deutsch nicht deren Umgangssprache ist. Die Sitzungen des Studierendenrates (SR), die Reglemente, die Präsentationen – alle sind sie vorwiegend auf Französisch. Denn obwohl auch Deutsch eine offizielle Sprache unserer Universität ist, sind die Deutschsprachigen in der Freiburger Unipolitik deutlich untervertreten. Auch im siebenköpfigen Exekutivkomitee gibt es seit einigen Semestern jeweils nur noch maximal ein Mitglied, welches perfekt Deutsch spricht. 

Unattraktive Ausgangslage 

Für die französische Dominanz in der Unipolitik gibt es unterschiedliche Gründe. Für Franziskus Wetter, Mitglied der Geschäftsprüfungskommission (GPK), wurde in der Sprachenfrage ein kritischer Punkt überschritten: „Während der Sitzungen wird zu rund 90 Prozent französisch gesprochen. Für Deutschsprachige, die das erste Mal an eine Versammlung kommen, ist dies extrem unattraktiv.“ Jan Zumoberhaus, langjähriges aktives Mitglied des SR, kritisiert zudem auch die Untätigkeit der AGEF: „Man müsste aktiv auf die Deutschsprachigen zugehen. Die AGEF hat aber meines Erachtens in der Vergangenheit mehrfach genau das Gegenteil gemacht.“ Als Beispiele nennt er unzureichende oder nicht vorhandene Übersetzungen von offiziellen Mitteilungen, wichtigen Dossiers und Berichten. Auch sei es anfangs für Deutschsprachige schlicht schwierig, sich in die fremdsprachigen Diskussionen einzubringen.

Anna Laura Ludwig, zweisprachiges Mitglied des Co-Präsidiums und damit verantwortlich für die SR-Sitzungen, betont: „Wir geben uns laufend Mühe, die Sitzungen zweisprachig zu führen, indem wir beispielsweise gewisse Punkte auf Deutsch behandeln oder die PowerPoint-Präsentationen konsequent zweisprachig gestalten.“  

Benachteiligung von Kandidierenden? 

Am Ende jedes Semesters werden im SR jeweils die Vertreter des Komitees, der GPK sowie des Co-Präsidiums gewählt. Auch hier werden regelmässig die wenigen deutschsprachigen Kandidierenden übergangen, welche sich überhaupt für eine Kandidatur entscheiden. Jan Zumoberhaus ortet im Auswahlverfahren ein weiteres Problem: „Nach einer kurzen persönlichen Präsentation werden den Kandidierenden Fragen gestellt: Die deutschsprachigen Bewerberinnen und Bewerber müssen anschliessend häufig Fragen in einer Fremdsprache beantworten und machen so unweigerlich mehr Fehler als ihre französischsprachige Konkurrenz, welche dies nur selten muss.“ Zudem gebe es auch eine gewisse Wahl nach sprachlichen Milieus. Letztere Tendenz beobachtet auch Anna Laura Ludwig: „Allgemein habe ich das Gefühl, die französischsprachigen Studierenden müssen oder wollen sich an der Universität Freiburg sprachlich weniger Mühe geben. Dadurch scheinen sie ihre Muttersprache eher als legitim dominant zu empfinden und bevorzugen gleichsprachige Kandidierende tendenziell.“  

Mögliche Massnahmen  

Sowohl das Komitee der AGEF als auch das Co-Präsidium des SR betonen, dass es trotz der vielen bereits engagierten Deutschsprachigen wünschenswert wäre, noch mehr Kandidierende zu finden. Die AGEF bemüht sich, alle Reglemente und Präsentationen zweisprachig zu halten. „Um an den SR-Sitzungen teilzunehmen, muss man nicht zwingend Fremdsprachenkenntnisse besitzen“, ermutigt schliesslich auch GPK-Mitglied Damiano Pasquali, „denn unser aktuelles Co-Präsidium ist in der Lage, punktuelle Übersetzungen zu machen. Wer motiviert ist, seine Meinung zu äussern und Sachen zu ändern, sollte sich unipolitisch engagieren.“ Jan Zumoberhaus teilt diese Ansicht: „Nur, wenn in den Gremien der AGEF wieder vermehrt deutsch gesprochen wird, kann diese für sich beanspruchen, alle Studierenden zu vertreten. Zudem lernt ihr tolle Leute aus allen Disziplinen kennen, könnt euch einbringen und ja, ihr lernt auch französisch!“ 

Fotocredit: Lorenz Tobler