„Jööö, ischs en Bueb oder es Meitli?“ – von klein auf werden wir in Frau und Mann eingeteilt. Je älter wir werden, desto sichtbarer wird die Unterscheidung. Es beginnt bei der Trennung im Sportunterricht und geht bis zur Lohnschere.
Auf dem Papier sind die Geschlechter in der Schweiz heute gleichgestellt, obwohl Frauen erst 1971 das Stimmrecht erhielten. Allerdings zeichnet die Realität ein anderes Bild. So ergab eine Studie im Jahr 2010, dass Frauen im Schnitt 1’800 Franken pro Monat weniger verdienen als Männer. 40 Prozent davon, also 677 Franken, sind nicht mit objektiven Faktoren wie Ausbildungsgrad, Erfahrung oder Position erklärbar.
Kinder und Karriere in der Männerdomäne
Junge Frauen in der Ausbildung erhalten eher mal ungefragt einen Kommentar von Bekannten bezüglich ihrer Berufspläne und derer Vereinbarkeit mit der Familie. Um den dreissigsten Geburtstag herum fragen dann manche Arbeitgeber Frauen, wie ihre Familienplanung aussieht – obwohl in einem Einstellungsgespräch nur jobrelevante Fragen erlaubt sind. Wie ein Mann seine Karriere mit Kindern verbindet, thematisiert die Gesellschaft selten. Wenn ein Thema wie Mann und Familie in der Politik aufkommt, wie zum Beispiel in Form der Vaterschaftsurlaubs-Initiative, hat dieses Anliegen kaum Chancen. Kinder werden den Frauen überlassen und Karriere den Männern und die Kombination davon, Kinder und Karriere, vorwiegend nur Frauen. Die Schweizer Sportmoderatorin Steffi Buchli, die sich seit Jahren in der Männerdomäne des Sports behauptet, kommt am 22. Mai an die Universität Fribourg um genau über das Thema von Kinder und Karriere zu sprechen.
Sexismus in der Sportmoderation
In einem Interview in der SRF-Comedy-Sendung „Querdenker“ erzählt Steffi Buchli von ihren Erfahrungen. Als sie schwanger gewesen sei, musste sie ihre Kollegen und Kolleginnen erinnern, dass sie nur ein Kind bekomme und nicht ihr Gehirn verliere. Sie erklärte ihnen, dass sie nach dem Mutterschaftsurlaub weitermache und deswegen trotz Kind im Bauch in spannende Projekte involviert sein wolle.
Die äusseren Werte zählen?
Steffi Buchli erzählt, wie die Presse ihre Frisur kommentiert, dem Aussehen ihrer männlichen Kollegen hingegen weniger Aufmerksamkeit zuteilwird. Auch Politikerinnen erhalten von der Presse oftmals mehr Aufmerksamkeit für ihr Erscheinungsbild als Politiker. Lächelt man zu viel, gilt man als Frau als zu „weich“. Lächelt man zu wenig, wird man als grimmig abgestempelt und macht sich unbeliebt. Will sich eine Frau in einer Männerdomäne behaupten, darf sie weder „Mann“ noch „Frau“ sein. Wenn man „zu weiblich“ ist, riskiert man nicht ernst genommen zu werden. Wenn man zum „Mann“ wird, werden Attribute wie selbstbewusst und forsch bei einer Frau negativ bewertet. Bei Männern werden sie positiv wahrgenommen.
Geschlechtsunabhängige Zukunft
In der Schweiz erwerben Frauen mehr universitäre Abschlüsse als Männer, weswegen es sinnvoll wäre, ihre Ausbildung in die Wirtschaft einzubinden. Um dies zu ermöglichen, müsste man die Gesellschaft so formen, dass man sein Leben unabhängig vom Geschlecht gestalten kann, wie man will. Eines Tages wird es vielleicht als normal erachtet, wenn Frauen Karriere machen und man wird auch fragen: Wie bringt ein Mann Karriere und Familie unter einen Hut?