Reisebericht von Tamara C. Wanner

Tag 1 – Reise nach Tübingen

„Endlich mal wieder ordentlich durchbewegen!“, sagt ein befreundeter Aikidoka immer, und genau das denke ich mir, als ich mich heute schwer beladen und voller Vorfreude auf den Weg nach Zürich mache. Heute beginnt endlich meine lang ersehnte Deutschlandreise, kombiniert mit Aikido. Städte erkunden und trainieren, was kann man sich Besseres vorstellen? Ich werde während drei Wochen unterwegs sein, einmal quer durch Deutschland, meist mit dem Flixbus, denn der ist deutlich günstiger als Interrrail.

In Zürich kommt mein Bus schon mal zu spät an, danach klappt aber immerhin alles. Meine erste Fahrt führt mich nach Tübingen. Dort hat Ali von der Aikidoschule Tübingen angeboten, mich abzuholen – und das, obwohl er am Telefon noch meint, er sei nicht sicher ob er mich wiedererkenne! Ali kenne ich, wie die meisten, die ich auf meiner Reise besuchen werden, vom alljährlichen Sommerlehrgang in Saignelégier. Eigentlich war geplant, dass ich im Dojo schlafe, Ali bietet mir aber spontan an, bei ihm im Gästezimmer zu übernachten. Das Angebot nehme ich gerne an – und so sitzen wir schon bald mit Pizza und Bier auf dem Balkon, und geniessen einen der letzten lauen Abende. Es wird ziemlich spät, denn Ali weiss über alles sehr viel zu erzählen. Danach sinke ich todmüde ins Bett. Das Gästezimmer ist übrigens schon beinahe heilig, denn hier haben schon viele ranghohe Aikidolehrer übernachtet. Ich fühle mich geehrt!

Tag 2 – Tübingen

Der Tag beginnt richtig gut. Nach dem Duschen erwartet mich ein reichhaltig gedeckter Tisch auf dem Balkon. Ich geniesse es, noch einmal draussen zu frühstücken, bevor es dafür zu kalt sein wird. Danach nimmt mich Ali mit in die Stadt, wo wir den Markt besuchen und gemütlich Kaffee trinken. Später erkunde ich Tübingen auf eigene Faust. Die kleinen Gässchen sind total schön. Auch das Schloss und die Aussicht von dort sind prächtig. Über die Platanenallee spaziere ich dem Nekar entlang zurück in die Altstadt. Die Stiftskirche ist ebenfalls sehenswert – und kostenlos. Wer den Turm erklimmen will um eine noch bessere Aussicht zu haben, der muss allerdings bezahlen. Ganze fünfzig Cent!

Danach treffe ich Ali wieder und wir fahren zurück. Nach einer kurzen Pause erkunde ich Bebenhausen, wo Ali wohnt. Das Städtchen ist bezaubernd, es gibt hier viele Häuser, die fast achthundert Jahre alt sind. Eine Seltenheit in Deutschland, wo die Kriege vieles zerstört haben. Besonders sehenswert sind das Kloster und das Schloss. Am Abend geht es dann zurück nach Tübingen – diesmal um zu trainieren! Auf den Matten treffe ich Vessa und Nikolaj wieder, die ich von den Intensivlehrgängen für junge Aikidokas kenne. Das Training ist sehr lehrreich, ich arbeite ruhig und konzentriert. Trotzdem bin ich danach klatschnass, denn es ist ein schwüler Abend. Im Anschluss gibt es dann noch russische Süssigkeiten und einen Cocktail, bevor es nachhause geht. Wieder bei Ali daheim unterhalten wir uns noch lange bei einer Tasse Tee.

Tag 3 – Stuttgart

Nach einem weiteren liebevoll angerichteten Frühstück fahre ich nach Stuttgart, wo ich zunächst mal Einkaufsstrasse, Schloss und Kirche erkunde. Das Wetter verschlechtert sich leider zusehends, sodass ich mich im Landesmuseum verkrieche. Das Museum ist ansprechend gestaltet, und ich verbringe viel Zeit dort. Als ich es wieder verlasse, ist es auch noch merklich kälter geworden. Ich streife noch etwas im Regen durch das Zentrum, und fahre dann zurück. Abends treffe ich Vessa und Nikolaj in der Stadt, wo wir ein türkisches Café belagern, das eigentlich schon lange geschlossen sein sollte – den Besitzer scheint das aber nicht zu kümmern.

Tag 4 – Reise nach Bayreuth und Kemnath

Heute habe ich ausgeschlafen und nochmals mit Ali gefrühstückt (habe ich schon erwähnt, wie viel Mühe Ali sich dafür gibt? Ich werde total verwöhnt!), dann fahre ich erneut nach Stuttgart. Das Wetter ist leider immer noch schlecht, und so trinke ich nach einem kurzen Streifzug durch die Umgebung gemütlich im Trockenen Kaffee. Nach dem Mittagessen geht es dann mit dem Flixbus weiter nach Bayreuth – leider mit viel Verspätung. Der arme Marcus, bei dem ich unterkommen kann, musste leider die ganze Zeit auf mich warten, denn meine Mail hat er zu spät gesehen und irgendwie haben wir nie Telefonnummern getauscht – obwohl wir uns seit Jahren kennen! Wir können uns beide nicht erklären, wie das passiert ist. Marcus kenne ich übrigens auch vom Sommerlehrgang, ich damals noch als Nyukyu (ohne Gradierung, also blutiger Anfänger) und er noch ohne Hakama. Mittlerweile ist er schon zweiter Dan! Ich hingegen habe es gerade mal bis zum vierten Kyu geschafft.

Glücklicherweise finden wir uns dann doch noch. Und schon wieder werde ich als erstes „gefüttert“, also zu einem guten Restaurant geführt. Das Essen war aber auch wirklich lecker. Danach geht es dann weiter nach Kemnath zu Marcus’ Daheim. Dort lerne ich seine Freundin Anja kennen, die genau so nett ist wie er. Ich bin total zufrieden, glücklich und freue mich über meine netten Gastgeber – und das bequeme Sofa, auf dem ich schlafe.

Tag 5 – Lehrgang Tirschenreuth

Anja weckt mich und mich erwartet wieder ein ausgiebiges Frühstück– ich werde echt verwöhnt! Danach geht’s weiter zum Lehrgang. Die zwei Stunden Training am Morgen werden von verschiedenen Danträgern (Schwarzgurte, also die „hohen Tiere“) geleitet, jeder unterrichtet jeweils 15 Minuten. Das Konzept kannte ich bisher noch nicht, ich finde es aber sehr interessant und es bietet gute Denkansätze, wenn jeder den Fokus etwas anders legt. Mittagessen gibt es in Gretels, das ist die technische Leiterin des Clubs, Metzgerei. Am Nachmittag unterrichtet Werner Winkler. Er spricht viele interessante Punkte an, leider geht er dabei so schnell vor, dass ich diese kaum umsetzen kann. Etwas ruhiger geht es nach dem Training zu und her: Die meisten Lehrgangsteilnehmer treffen sich beim Italiener. Es wird ein später, aber sehr lustiger Abend.

Tag 6 – Lehrgang und Dresden

Heute Morgen werden wir nochmals von verschiedenen Schwarzgurten unterrichtet und essen gemeinsam zu Mittag. Am Lehrgang haben auch drei Dresdner (Martin, Max und Peter) aus dem Dojo teilgenommen, bei dem Marcus mich „eingeschleust“ hat. In Dresden kenne ich kein Dojo. Glücklicherweise kannte Marcus jemanden und ich darf dort vorbeigehen, um zu trainieren.

Die drei Dresdner haben noch einen Platz frei im Auto und so fahre ich statt mit dem Flixbus mit ihnen mit. Die Fahrt ist unterhaltsam und kurzweilig. In Dresden darf ich bei Max übernachten, in seiner stilvoll renovierten Altbauwohnung. Ich bin begeistert –von seiner Katze natürlich auch. Abends mache ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem und spaziere noch etwas im „Grossen Garten“. Wieder zurück in meinem Zimmer, das übrigens riesengross ist, schlafe ich schon bald wie ein Stein.

Tag 7 – Dresden

Ich frühstücke mit Max und mache mich dann auf den Weg in die Stadt. Dort ist kaum jemand anzutreffen. Kein Wunder, es ist ja auch arschkalt! Ich lasse mich davon nicht abhalten (ein Hoch auf Fleecepullis!) und erkunde in aller Ruhe die Altstadt und die Einkaufsstrasse. Am Nachmittag schaue ich mir die Neustadt an, die mir ebenfalls gut gefällt. Sie ist bunt und man findet alles Mögliche. Auf dem Heimweg komme ich an einem Outdoorladen vorbei und ersetze gleich meinen uralten Schlafsack. Der neue wiegt gefühlt die Hälfte! Danach geht es auch schon wieder weiter Richtung Dojo. Da begegne ich Maik, dem das Dojo gehört. Er wirkt sehr nett und ich bedaure es, dass er heute nicht unterrichtet. Unterrichten tut dann trotzdem ein Maik – und dieser Maik ist ein guter Lehrer, er arbeitet ruhig und mit einem Auge für Details. Leider sind in dieser Trainingsgruppe auch zwei „Murkser“ vertreten. Also diejenigen, die mit ihren festen und ruckartigen Bewegungen sämtliche Gelenke gefährden. Maik erkennt das Problem und versucht einzugreifen – der Erfolg hält sich leider in Grenzen. Somit bin ich heilfroh, nur mit einem schmerzenden Ellbogen von den Matten runterzukommen.

Tag 8 – Reise nach Hamburg

Am Morgen spaziere ich nochmal gemütlich von der Neustadt über die Altstadt zum Bahnhof und geniesse den Sonnenschein – das Wetter soll leider schon bald wieder umschlagen. Am frühen Nachmittag geht es dann weiter nach Hamburg, wo das Wetter tatsächlich schlecht ist. In Hamburg übernachte ich in einem Airbnb-Zimmer etwas ausserhalb. Hamburg ist eine der drei Städte, in denen ich niemanden kenne. Mir macht das aber nichts aus, die Unterkunft ist prima und meine Gastgeberin nett.

Tag 9 – Hamburg

Ich mache mich zeitig auf den Weg in die Stadt, wo ich zunächst St. Pauli und das Schanzenviertel erkunde. Auch das ist ein cooles Alternativquartier. Ich probiere ein Franzbrötchen und schlürfe entspannt Kaffee. Weiter geht’s zum Hafen, wo ich eine Rundfahrt buche. Obwohl sich das Wetter zusehends verschlechtert, bleibe ich an Deck. Von drinnen macht das kein Spass und gute Fotos gibt es auch nicht! Der Hafen ist übrigens auch bei schlechtem Wetter beindruckend. Etwas wind- und regengeschützter ist es im Elbtunnel. Und als ich am anderen Ende wieder rauskomme, scheint sogar die Sonne! Das Wetter bleibt noch eine Weile wechselhaft, als ich die Stadt erkunde, bis es dann endgültig umschlägt. Es ist so richtig garstig, ein Regenschirm nützt da gar nichts. Ich verzichte auf die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie und mache mich auf den Heimweg.

Was das Aikido angeht: Robin, den ich auch vom Sommerlehrgang und den Intensivlehrgängen kenne, kennt glücklicherweise ein Dojo, das er mir empfohlen hat. Als ich eine Mail an das Dojo schrieb, kam als Antwort „Robin hat dich bereits angekündigt. Komm gerne vorbei, wir freuen uns schon“. Wenn man Freunde hat, wie ich sie habe … dann hat man wohl die besten Freunde, die es gibt! Bei immer noch stürmischem Wetter mache ich mich also frühzeitig auf den Weg in Toms Dojo – und komme zu spät! Wie peinlich… ausgerechnet beim Vizepräsidenten der Aikikai Deutschland. Ich denke mir noch, dass ich jetzt unauffällig reinschleiche und dann pünktlich für die nächste Stunde bin, doch daraus wird nichts. Ich bin noch nicht durch die Eingangstür, da kommt Tom schon auf mich zu und begrüsst mich. Es möge sich ein Erdloch unter mir auftun, damit ich darin verschwinden kann! Tom scheint die ganze Sache allerdings nicht halb so schlimm zu finden, er erzählt während des Aufwärmens kurzerhand eine Anekdote, wie er in Japan einmal zu spät zum Training erschienen ist. Ich gebe zu, in Japan zu spät zu kommen, dass ist noch viel schlimmer. Der Unterricht bei Tom macht mir viel Spass. Er sieht alles und korrigiert alles – und zwar sofort! Der Abend wird aber noch kurioser: Heute ich auch noch Fototermin für den Jubiläumskalender von Meister Hatayama. Ich werde kurzerhand zum Mitmachen verpflichtet. Und nun sitze ich da, auf diesem Bild, grinsend mit Blumen in der Hand, für ein Geschenk an einen Meister, den ich noch nie persönlich gesehen habe, zusammen mit anderen Aikidokas, die ich nicht kenne… Aikido halt! Auf dem Heimweg lege ich noch einen Abstecher auf die Reeperbahn und an den nächtlichen Hafen ein. Beides kann ich nur empfehlen!

Tag 10 – Reise nach Flensburg

Heute habe ich mit noch den Rest der Altstadt angeschaut und bin der Einkaufsstrasse lang gebummelt. Dann geht’s auch schon weiter nach Flensburg, in den Norden Deutschlands. Hier ist das Wetter immerhin etwas besser, und ich besuche die Stadt, bevor es ins Training zu Silke geht. Auch Silke kenne ich aus Saignelégier. Sie fand meine Idee, durch Deutschland zu reisen und dabei Dojos zu besuchen, derart verrückt, dass sie schon wieder richtig gut sei. Sie hat mich dann kurzerhand bei sich eingeladen. Nach einem lehrreichen Training, davon eine Stunde Jo (also Stock), gehen Silke und ihr Mann Axel noch mit mir essen. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich keine Aikido- sondern eine Essreise mache! Auf dem Heimweg fahren die beiden extra einen Umweg, damit ich den Hafen bei Nacht anschauen kann. Das ist eine liebe Idee und ich geniesse den Ausblick. Übernachten darf ich auf dem Sofa, wo ich seelig schlafe. Überhaupt werde ich die ganze Reise über nicht ein einziges Mal schlecht schlafen.

Tag 11 – Flensburg

Am Morgen frühstücke ich gemütlich mit Silke und knuddle dann nochmal Marley (den Hund) ausgiebig, bevor ich mich wieder auf Erkundungstour mache. Zunächst schaue ich mir den Hafen an, aber das Wetter wird so schlecht, dass ich mich entschliesse, wieder einmal ein Museum zu besuchen. Das Schifffahrtsmuseum ist eher klein, aber sehr sehenswert. Besonders die Ausstellung zu Rum fand ich sehr interessant. Danach schlendere ich durch die Stadt und finde sogar ein trockenes Fleckchen, wo ich meine belegten Brote, die ich mir habe machen dürfen, in Ruhe essen kann (Ich sage doch – Essreise!). Danach geht es auch schon wieder weiter Richtung Hannover. Dort kenne ich sogar Aikidokas aus zwei Dojo, nur leider hat keines am Wochenende Training. Da ich am Freitagabend ankomme, kann ich in Hannover leider nicht trainieren. Dafür hat mir Heiko Tipps gegeben, wo man hier gut essen kann. Essen statt Trainieren – ein fairer Tausch, der auch ganz im Zeichen dieser Ess-, ich meine Aikidoreise, steht!

Tag 12 – Hannover

Mit meinem Airbnb-Gastgeber frühstücke ich in einer Bäckerei. Er ist ein total lustiger und geselliger Typ, der mir viele Tipps gibt. Eigentlich hat er mir sein Fahrrad ausliehen wollen, um die Stadt zu erkunden, aber das Wetter spielt mal wieder nicht mit. Stattdessen bekomme ich also eine XXL-Softshelljacke mit Kapuze und eine Wollmütze (meine Softshelljacke hat keine Kapuze, weil ich sie zum Reiten gekauft habe, und da hat man ja sinnvollerweise einen Helm auf…). Gut ausgerüstet mache ich mich also zu Fuss auf Erkundungstour. Das Wetter wird überraschenderweise besser und so lasse ich mir Zeit, und schaue alles in Ruhe an. Den Abend verbringe ich in der Unterkunft und falle dann ins Bett. Darf man eigentlich schon um 21 Uhr ins Bett?

Tag 13 – Reise nach Düsseldorf

Das Wetter ist heute ganz gut, und so komme ich doch noch dazu, mir das Rad auszuborgen. Es ist zwar kühl, als ich am Morgen losfahre, aber ich geniesse den kalten Wind und die Sonne auf dem Gesicht. Ich fahre zum Maschsee und radle gemütlich einmal drum herum. Ich treffe viele Joggende, Radfahrende und Spazierende. Würde ich hier wohnen, wäre das wohl auch meine liebste Sonntagsbeschäftigung: Sport am See. Danach erkunde ich die Calenberger Neustadt. Wenn ich auf Reisen bin, bin ich zwar meist zu Fuss unterwegs. Ich gebe aber zu: Eine Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden macht auch Spass! Nach einem kurzen Abstecher in die Altstadt ist es auch schon wieder Zeit, zurückzufahren. Ich tausche Rad gegen Rucksack und steige in den Bus Richtung Düsseldorf.

Tag 14 – Düsseldorf

Das Wetter ist heute einigermassen gut, ich marschiere also los in die eher kleine Altstadt. Da mir noch viel Zeit bleibt, unternehme ich noch eine Bootsfahrt. Vom Rhein aus ist die Stadt sehr schön anzusehen. Nach einem Bummel entlang der „Kö“ geht’s zurück zur Airbnb-Unterkunft. Gi (also den Trainingsanzug) einpacken und ab ins Training! In Düsseldorf unterrichtet Meister Asai, 8. Dan, 75, einer der Aikidopioniere und hochrangiger Aikidolehrer. Als ich mich erkunden wollte, ob ich hier einmal mittrainieren dürfe, habe ich erstaunt festgestellt, dass Meister Asai persönlich ans Telefon geht! Ich habe mich während des Gesprächs bestimmt fünf Mal verneigt – ja am Telefon…

Da ich aus meinem Fehler in Hamburg gelernt habe, gehe ich heute extra früh los. Mit dem Resultat, dass ich eine ganze Stunde zu früh da bin und gefragt werde, ob ich beim Kindertraining mitmachen wolle. Ich lehne danken ab, beschränke mich aufs Zuhören und warte auf den Beginn der Erwachsenenstunden. In der Umkleide treffe ich Rana an, die hier gerade zehn Tage zu Besuch ist. Auch sie kenne ich vom Sommerlehrgang und den Intensivlehrgängen. Ich freue mich darüber, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Und natürlich auch darüber, neue Bekanntschaften zu schliessen!

Das Training mit Meister Asai ist anders als erwartet, es ist eher so wie auf einem Lehrgang. Er zeigt und erklärt eher wenig, bei Fragen helfen einem die Höhergradierten. Trotzdem habe ich nach zwei Stunden viel gelernt und mache mich zufrieden auf den Rückweg.

Tag 15 – Reise nach Mainz

Das Wetter ist heute etwas besser, ich erkunde nochmals die Altstadt und unternehme eine ausgiebige Shoppingtour. Zum Abschluss probiere ich noch ein Altbier – gar nicht mal so schlecht!

In Mainz nehmen mich Tom und Sascha in Empfang. Auch hier habe ich das Training leider verpasst, von da kommen die beiden nämlich gerade. Ich darf bei Tom übernachten, der sich einen Estrich zur Wohnung ausgebaut hat. Ziemlich cool. Der ganze Boden ist mit Tatamis ausgelegt (das sind die Matten, auf denen wir trainieren) und die Einrichtung besteht nur aus Sachen, die jemand wegwerfen wollte. Es passt eigentlich nichts zusammen, aber mir gefällt es trotzdem. Um Mitternacht gib es Abendessen, gekocht von Tom. Ich sage ja… Essreise! Es wird ein gemütlicher Abend mit Sekt und Gesprächen bis in die frühen Morgenstunden.

Tag 16 – Mainz

Noch immer Regen… das Wetter hätte auf meiner Reise echt besser sein können. Sascha nimmt mich mit in die Stadt, wo ich zuerst mal das Gutenbergmuseum besuche. Das Museum wäre zwar interessant, leider ist es laut und unstrukturiert. Alles in allem nicht so mein Fall. Danach zeigt mir Sascha die Stadt, sie ist eine super Stadtführerin und kann mir viel erzählen. Später essen wir dann wieder zu Dritt zu Mittag und fahren nach Hause. Dort steht Musikhören, massiert werden und Gespräche führen auf dem Programm. Und Tom bekocht mich schon wieder. Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich auf dieser Reise verhätschelt werde? Als Sascha wiederkommt, trinken wir Gin und schauen russische Kinderfilme (glücklicherweise mit Untertiteln). Und natürlich wird auch über Aikido diskutiert. Weil mir kalt ist, werde ich kurzerhand in eine Rettungsfolie verpackt und knistere den restlichen Abend vor mich her.

Tag 17 – Reise nach Karlsruhe

Tom fährt mich netterweise zum Bahnhof, dann geht es mit etwas Verspätung Richtung Karlsruhe. Eigentlich wollte ich in den Zoo, die haben aber keine Schliessfächer und den riesigen Rucksack mag ich nicht durch den Zoo schleppen. Also in die Innenstadt. Die schaue ich mir gemütlich an, trinke Tee und versuche die Zeit bis zum Training totzuschlagen. (Ja, es regnet immer noch, oder schon wieder…). Den Unterricht leitet Beate, die ich auch vom Sommerlehrgang kenne. Sie ist sehr streng und ich lerne viel. Danach darf ich mit ihr nachhause fahren und bei ihr und Martin, auch ein Aikidoka, den ich vom Sommerlehrgang kenne, übernachten. Ich schlafe im obersten Zimmer, also quasi das Turmzimmer. Ich bin eine Prinzessin!

Tag 18 – Karlsruhe

Nach dem gemeinsamen Frühstück – schon wieder ein so tolles Frühstück! – kann ich mit Beate in die Stadt fahren. Ich besuche das Schloss und schaue mir die Stadt nochmal in aller Ruhe an. Am Abend ist erneut Training angesagt, auch dieses finde ich sehr lehrreich. Im Anschluss gehen einige von uns gemeinsam in einem persischen Restaurant essen. Ich geniesse es, neue Leute kennen zu lernen. Das Essen war übrigens auch gut.

Tag 19 – Reise nach Tübingen

Diesen Samstag findet ein Lehrgang mit Meister Asai in Tübingen statt. Wir fahren zeitig los, um früh genug dort zu sein. In Tübingen treffe ich viele bekannte Gesichter, ich freue mich riesig, sie alle zu sehen. Ein krönender Abschluss meiner Reise! Der Lehrgang ist sehr spannend, wie immer. Besonders froh bin ich, dass wir Iriminage bereits am Morgen üben. Warum? Iriminage ist eine Technik, bei der man mit dem Gesicht in die Armbeuge des Partners gedrückt wird. Nach mehreren Stunden Aikido ist das … naja, ihr könnt es euch bestimmt vorstellen. Die fünf Stunden Lehrgang sind viel zu schnell vorbei und ich verabschiede mich schweren Herzens. Heute darf ich bei Vessa übernachten, auch das wird ein lustiger und später Abend.

Tag 20 – Heimreise

Ich kann es noch nicht fassen, dass heute der letzte Tag meiner Reise ist (und morgen die Uni wieder anfängt!). Ich habe so viel erlebt, viel gesehen und viel gelernt. Jetzt sitze ich etwas niedergeschlagen im Bus Richtung Zürich und tröste mich damit, dass schon bald wieder Intensivlehrgang ist. Dann heisst es fünf Tage lang sechs Stunden Aikido täglich, das erste morgens um Sieben. Endlich mal wieder ordentlich durchbewegen! (Und weniger essen!)

Fotocredits: Tamara C. Wanner