Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche hat am Dienstag der Präsident von „Project Drawdown“ an der Universität Freiburg referiert.

Führen wir uns einmal folgendes Ziel vor Augen: eine bessere Welt, in der weniger Klimawandel und mehr soziale Gerechtigkeit auf der Tagesordnung stehen. Keine schädlichen Treibhausgasemissionen mehr, stattdessen Bildung für alle. Eine schöne Vorstellung, aber gibt es realistische Wege dorthin? Vielleicht nicht direkt vor unserer Nase, aber Lösungsansätze sind tatsächlich vorhanden. Das „Project Drawdown“ ist so ein Ansatz. Als „Drawdown“ wird der Zeitpunkt bezeichnet, an dem der Gehalt von Treibhausgasen von Jahr zu Jahr abnimmt. Gehört so ein Szenario nicht längst in den Bereich des Unmöglichen? Der Tagträumereien?

„Nein“, meint John Moorhead, Präsident von „Project Drawdown“. Vergangenen Dienstag stellte er im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche Freiburg seinen „Masterplan für das Umkehren der Erderwärmung“ vor. Darin enthalten sind achtzig Lösungsvorschläge, die uns besagten Tagträumereien erheblich näher bringen sollen.

Alles, was wir brauchen, ist schon da

 Als erstes betont Moorhead die Wichtigkeit, das Ziel von maximal 1,5° Celsius Erderwärmung vor Augen zu haben. Bereits bei plus 2° Celsius könne man die Folgen der Erwärmung nicht mehr ausreichend abschätzen. Mit einer Business-as-Usual-Policy würden wir auf eine Erwärmung von ungefähr 3 bis 3,3° Celsius zusteuern.

Die gute Nachricht: „Die technologischen Mittel und Lösungen sind bereits da, wir müssen sie nur noch einsetzen.“

Auf Moorheads Liste stehen die Implementierung von Wind- und Sonnenenergie, regenerativer Landwirtschaft oder einer Ernährung reich an pflanzlichen Produkten, um nur einige zu nennen. „Project Drawdown“ zielt nicht nur darauf ab, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und zu vermeiden, sondern der Atmosphäre CO2 zu entziehen, das heisst eine negative Bilanz zu erreichen. Dazu zeigt das Projekt nicht nur auf, wie viel CO2 mit einer Massnahme eingespart werden könnte, auch bezieht es die jeweiligen Kosten in die Überlegungen mit ein.

 Reduktion neben Wachstum

 All das bedeute natürlich grundlegende Veränderungen. Zum Beispiel in Sektoren wie Transport, Ernährung oder unserer Lebensweise, so Moorhead. Was schon einmal ein mulmiges Gefühl auslösen kann: „Wir alle sind Akteure und Akteurinnen dieser Veränderungen.“

John Moorhead spricht aber nicht nur von Reduktion. Er gibt auch Aussicht auf Fortschritt: Erneuerbare Energien oder die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel zum Beispiel werden, so Moorhead, einen Aufschwung erleben. Vor allem aber sehe man gerade ein immenses Wachstum der sozialen Mobilisierung. Letzten Freitag, den 15. März, fanden Klimastreiks in über 100 Ländern statt. „Die Bewegung ist mehr als beeindruckend, aber sie darf nicht bei Protest um des Protests Willen aufhören. Sie muss auch tatsächliche Lösungsvorschläge miteinbeziehen“, sagt Moorhead.

Eine bessere Welt ganz nebenbei

 Mit den Massnahmen von „Project Drawdown“ soll nicht nur das Problem der Klimaerwärmung angegangen werden. Am „Environmental Humanities Lunch“ der Nachhaltigkeitswoche Freiburg redet John Moorhead anhand des Lösungsbeispiels einer pflanzenbasierten Ernährung auch von einer Reihe positiver Nebeneffekte. Nicht nur würde eine solche Ernährungsweise den Welthunger mindern und Wasser einsparen, sondern auch aus finanzieller Perspektive Sinn ergeben.

Im Anschluss an Moorheads Referat wird die Diskussion eröffnet. An Fragen mangelt es nicht. Erscheint der Vorschlag nicht doch etwas zu optimistisch? Die Umsetzbarkeit, Berechnungsmethoden und Wirksamkeit von „Project Drawdown“ werden diskutiert. Und doch: Niemand traut sich zu fragen, warum John Moorhead nach dem Referat seinen Kaffee aus einem Einwegbecher trinkt. Stumme Übereinkunft: Das ist okay. Er hat schon genug gegen den Klimawandel unternommen.

Text: Katharina Schatton

Fotos: Volker Graf