Vegane Ernährung ist in aller Munde, aber wo bleibt dabei die Mensa der Universität Freiburg? Eine Spurensuche zwischen Rahmschnitzel, Käsefondue und Linsendal.

 

In der Schweiz werden gemäss «Proviande» jährlich bis zu 80 Millionen Tiere getötet, während die Schweizer Landwirtschaft für 12 Prozent aller inländischen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Laut einer Studie von «Acroscope» macht die Erzeugung tierischer Produkte dabei einen Anteil von 85 Prozent aus. Solche Zahlen erstaunen und sie mögen die Erstarkung der veganen Bewegung erklären. Fragt man Veganer*innen nach der Motivation für ihre Ernährungsweise, so geben die meisten als Antwort das Leiden der Tiere an, gefolgt von ökologischen und gesundheitlichen Überlegungen.

Die Zahl der Veganer*innen, aber auch der Menschen, die sich bewusst hauptsächlich pflanzlich ernähren, wächst und damit auch die Nachfrage nach entsprechenden Gerichten. Immer mehr Universitäten bieten daher in ihren Mensen vegane Gerichte an. So bietet die «UniS Lounge» der Universität Bern täglich je ein vegetarisches und ein veganes Menü an. Die Universität Zürich schreibt auf ihrer Webseite, dass 50 Prozent der Angebote vegetarisch oder vegan seien. Einen Schritt weiter ging die Universität Luzern, die im Sommer verkündete, in ihrer Mensa ganz auf Fleisch zu verzichten und ein rein vegetarisch-veganes Angebot anzubieten.

 

«Wenn wir nicht ständig Druck ausüben oder regelmässig mit den Verantwortlichen der Mensa diskutieren, geht es nur langsam voran (oder sogar rückwärts)»

 

Und die Uni Freiburg?

Die Mensen der Universität Freiburg bieten zurzeit an allen drei Standorten täglich zwei Fleischmenüs, ein vegetarisches Menü sowie ein vegetarisches Buffet an. Die Arbeitsgruppe Mensa des Studierendenvereins Nachhaltige Entwicklung an der Universität Freiburg (NEUF) setzt sich schon seit Jahren für ein nachhaltigeres Angebot an den Mensen ein. Laut Milena Bärlocher, CO-Präsidentin und Sekretärin von NEUF, ist es ein Hauptziel der Gruppe, mit dem Mensateam ins Gespräch zu kommen, um ökologische Themen zu besprechen und Verbesserungen vorzuschlagen.

Die Gruppe führte Ende 2013 und Anfang 2014 eine universitätsweite Umfrage mit über zweitausend Teilnehmer*innen durch. Schon damals wünschten sich 75 Prozent der Teilnehmenden mehrmals pro Woche ein vegetarisches Menü, knapp die Hälfte täglich. Immerhin ein Drittel wünschte sich mehrmals pro Woche ein veganes Menü. Auf Grundlage dieser Umfrage forderte die NEUF die Einführung eines vegetarischen Tagesmenüs, wobei dieses mindestens einmal pro Woche vegan sein sollte. 

Im Folgenden kam es zu Gesprächen der Arbeitsgruppe mit dem Mensateam, die aber ab dem Herbstsemester 2015 nicht mehr fortgeführt wurden. Dazu meint Bärlocher: «Wenn wir nicht ständig Druck ausüben oder regelmässig mit den Verantwortlichen der Mensa diskutieren, geht es nur langsam voran oder sogar rückwärts.» Viele der Studierenden, die an den Gesprächen beteiligt waren, beendeten ihr Studium irgendwann und die Nachfolger*innen führten ihre Bestrebungen nicht gleich fort.

 

Forderungspapier für mehr Nachhaltigkeit

Erst 2019 konzentrierte sich die NEUF wieder vermehrt auf die Mensa und ihr Angebot. In einem Forderungspapier für mehr Nachhaltigkeit schlug sie unter anderem vor, dass täglich ein attraktives vegetarisches und veganes Menü anzubieten sei. (Zwar führte die Mensa mittlerweile ein vegetarisches Menü ein, vegane Optionen sucht man aber noch immer vergeblich.) Das Dokument ist derzeit noch bei der Nachhaltigkeitskommission der Universität hängig.

Die Schwierigkeit, die Mensa in eine nachhaltigere Richtung zu bewegen, liegt gemäss Bärlocher auch daran, dass die Mensen der Universität Freiburg durch unabhängige Unternehmen geführt werden. «Selbst wenn die NEUF also eine Vereinbarung mit dem Rektorat oder einer anderen universitären Einrichtung treffen würde, würde dies die Mensas in keiner Weise dazu verpflichten, sich unseren Forderungen zu beugen» bilanziert sie. Sie vermutet auch, dass die Mensen in starker Konkurrenz zu den übrigen gastronomischen Angeboten in Freiburg stünden, und deshalb auf ein eher traditionelleres, tierproduktereiches Angebot setzten.

 

Text: Oliver Clemente

Illustration: Dominik Zihlmann


NEUF – Nachhaltige Entwicklung Universität Freiburg

Der Studierendverein NEUF wurde 2012 gegründet und setzt sich laut eigener Aussage dafür ein, den sozialen und ökologischen Fussabdruck der Universität zu verbessern.

Webseite: https://student.unifr.ch/neuf/de

Instagramm: @neuf_unifr