Wohin können wir uns wenden, um von zirkuspädagogischen Angeboten zu profitieren? Kommt mit auf eine interessenbasierte Recherche.

Ich denke oft an die Jahre zurück, als ich selbst noch in einem Zirkusverein aktiv tätig war. Die Trainings und Auftritte sowie die Ferienangebote fehlen mir. Auch während des Studiums wandern meine Gedanken oft an die guten alten Zeiten zurück und ich nehme meine Jonglierbälle und Jonglierkeulen zur Hand. Und dann frage ich mich: Kann man eigentlich auch in der Schweiz und in Freiburg einem solchen Verein beitreten?

Positive Auswirkungen auf Körper und Geist

Unter «Zirkus» verstehen wir ein Ensemble verschiedener akrobatischer, artistischer Disziplinen, welche meist von einer festen Gruppe präsentiert werden.

Grundsätzlich lassen sich alle Diszipline unter den Stichworten Jonglage, Manipulation, Äquilibristik (z.B. Einrad, Rola Bola oder Kugeln), Akrobatik und Clownerie zusammenfassen. Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene in zirkuspädagogischen Zentren stärken dort ihre Ausdauer, ihr Gleichgewicht und auch ihr Körperbefinden. Auch in Kurkliniken wird unter anderem dazu geraten, mithilfe von Balljonglage die beidseitige Körperkoordination zu stärken. Die Bewegungsabläufe der meisten Disziplinen sorgen dafür, dass die Muskelgruppen der beiden Körperhälften relativ gleichmässig strapaziert werden. Langfristig beugt solch eine Freizeitgestaltung körperlichen Beschwerden vor.

Neben diesen physischen Effekten bietet die Zirkuspädagogik als Methode der Sozialarbeit ein gesteigertes Selbstbewusstsein, eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung und die Förderung von noch unentdeckten Talenten. Daran gekoppelt ist eine feste Gemeinschaft, in der alle kreativ sein können und sich gegenseitig unterstützen. Erst zusammen wird der Zirkus zu einem artistischen Meisterwerk.

Zirkusschulen in der Schweiz

In grösseren Städten befinden sich hauptsächlich Zirkusschulen, die jede Woche Kurse für Kinder anbieten. In dem Stundenplan der Zirkusschule Toamême in Freiburg fällt auf, dass viele der Kurse für Kinder bis 14 Jahre stattfinden. Vereinzelt gibt es Kurse zu bestimmten Disziplinen, wie zum Beispiel für das Einradfahren oder für die Proben der nächsten Tournee. Die Palette an Kursen für Volljährige scheint nicht sehr breit. Nur drei Abendkurse sind für Jugendliche über 14 Jahre bzw. 16 Jahre gekennzeichnet.

Die Zirkusschule Bern präsentiert sich auch überwiegend mit ihrem Sortiment für Kinder, jedoch landen Besucher*innen der Webseite direkt auf einem Anmeldedokument für Erwachsenentrainings. Für Studierende gibt es mehr oder weniger zwei Optionen: entweder das Training für Luftakrobatik für Erwachsene oder das offene Training am Donnerstagabend.

Bei einem Einstieg während des laufenden akademischen Jahres wird die Kursgebühr entsprechend verrechnet. Und da liegt der Clou: Zirkusschulen sind zwar eine Möglichkeit, die faszinierende Zirkusluft regelmässig zu schnuppern, jedoch verlangen solche Einrichtungen Semesterbeiträge. Was ist aber, wenn man sich artistisch ausprobieren möchte, aber knapp bei Kasse ist? Gibt es nicht auch Zirkusvereine, in denen eine Mitgliedschaft nicht kostenpflichtig ist?

«Erst zusammen wird der Zirkus zu einem artistischen Meisterwerk.»

 

Cirqu’Ô Jeunes

Der Verein Cirqu’Ô Jeunes ist eine solche gemeinnützige Verein in Freiburg. Anfangs Teil des Zirkus Toamême, haben sie 2013 beschlossen, sich als eigenen Verein zu etablieren und sich von der Zirkusschule unabhängig zu machen. Die Mitglieder des Komitees sind Jugendliche und junge Erwachsene, die selbst diese Schule besucht haben. Natürlich arbeiten sie auch mit professionellen Zirkusartist*innen zusammen, damit die Kinder und Jugendlichen von einem intensiven Austausch profitieren können. Ausserdem organisiert der Verein alle zwei Jahre ein Festival in Zusammenarbeit mit anderen Zirkusgruppen Europas, beispielsweise mit dem Zirkus Salto aus Hannover, dem Passe Passe aus Florenz oder dem Salpauksen Sirkusartistikoulutus aus Finnland. Im Jahr 2023 feiert der Verein das zehnjährige Bestehen und gleichzeitig die zehnte Edition dieses Festivals.

Nach dieser Recherche verstärkt sich mein Wunsch, wieder mit Gleichgesinnten neue Tricks zu üben und mein jahrelanges Hobby neu aufleben zu lassen. Bei Gelegenheit schnuppere ich bestimmt hinein – wer nun auch Zirkusluft schnuppern möchte, darf gerne die Webseite des Vereins Cirqu’Ô Jeunes besuchen.

 

Text und Illustration: Helene-Shirley Ermel


Verein Cirqu’Ô Jeunes