Mythen begleiten uns durch den Alltag, sind uns aber meist gar nicht bekannt.  Die weitverbeitesten Lernmythen und wie sie umgangen werden können.

 

Welcher Lerntyp bist du? Der «Ich-mache-alles-auf-den-letzten-Drücker»? Oder der «Ich-höre-lese-schreibe-sage»? Oder doch eher der «No-risk-no-fun-Typ»? Anstatt mit Mythen zu lernen, wäre es dir mehr geholfen, wenn du sie kennen würdest. Denn es gibt unzählige Mythen darüber, wie man Wissen am besten und effektivsten aufnehmen kann, die du dir besser vom Hals schaffst.

 

Stress als Druckmittel

Der «Ich-mache-alles-auf-den-letzten-Drücker» Lerntyp eignet sich Wissen kurz vor einer Prüfung an. Es wird gemunkelt, dass unter Druck schneller und effektiver Informationen im Gehirn aufgenommen werden können. Das stimmt nur bedingt: Bei hohem Stress werden verschiedene Hormone ausgeschüttet. Darunter Cortisol und Adrenalin. Diese versetzen den Körper in einen aufmerksamen Zustand, um in Gefahrensituationen für Reaktion und Flucht bereit sein zu können. Psychologinnen und Psychologen konnten allerdings mit verschiedenen Experimenten beweisen, dass sich ein mittleres Stresslevel positiver auf den Lernerfolg auswirken kann. Informationen werden gründlicher verarbeitet und gespeichert. Es empfiehlt sich ein strukturierter Lernplan, auf den bei Stresssituationen zurückgegriffen werden kann. Nicht nur der Zeitstress kann unseren Lernerfolg beeinträchtigen, auch die Nahrung, die wir zu uns nehmen.

 

Zucker als die goldene Nahrung

Kurz vor der Prüfung werfen einige Studentinnen und Studenten nach den fünf Bechern Kaffee noch acht Traubenzucker ein, weil das angeblich die Konzentration erhöhen soll. Die Folge ist eine Heisshungerattacke, die durch das kurzfristige Ausschütten von Insulin, verursacht wird. Zu viel Zucker beeinträchtigt die Gedächtnisleistung. Untersuchungen des Hippocampus – dem Gehirnareal, das unter anderem dazu dient, Informationen abzuspeichern – zeigen, dass dieses Areal bei Personen mit höherem Blutzucker schlechter strukturiert ist. Dies haben einige Forscherinnen und Forscher an der Universität in Cambridge, England, bestätigt.

Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater empfehlen deswegen, beim Lernen stattdessen viel Wasser zu trinken, Kohlenhydrate und gesunde Fette, wie beispielweise Nüsse zu sich zu nehmen. Natürlich ist ein Stück Schokolade nicht verboten, denn dadurch werden Glückhormone ausgeschüttet und die Lebensfreude bleibt auch in der Prüfungsphase erhalten. Das Wichtige dabei ist, dass der Zuckerkonsum im Mass erfolgt.

 

 

 

«Gefurzt wird in der Nacht und immer so, dass es schön kracht.» – Wolfgang Amadeus Mozart

Lernen findet, wie teils das Furzen, im Schlaf statt. Aber im Schlaf zu lernen, funktioniert leider nicht. Zu diesem Zeitpunkt werden die aufgenommenen Informationen vom Kurz- in das Langzeitgedächtnis transportiert. Den ganzen Spass auf eine Mikrofon-App zu sprechen und sich dann kurz vor der Klausur im Bus halbschlafend nochmal anzuhören, ist kontraproduktiv. In diesem Moment ist es uns unmöglich, aufmerksam zuzuhören. Dies ist jedoch nötig, um Information aufzunehmen. Im Schlaf verarbeitet das Gehirn einzig die gelernten Informationen und ordnet diese. So werden die Informationen gespeichert und sind im späteren Wachzustand abrufbar.

Zusätzlich ist auch eine kurze Sportpause nie ein falscher Gedanke, wie im nächsten Absatz erklärt wird.

 

 

Denksport

«In den Lernpausen Sport zu machen, steigert die Konzentration», meint die Sportwissenschaftlerin Dr. Nadja Walter. Bewegung sorgt dafür, dass das Gehirn besser mit Blut und Sauerstoff versorgt wird und der Mensch folglich eine höhere Leistung erzielen kann. Mit Sport sind 15 bis 30 Minuten Bewegung gemeint. Dies könne Wunder bewirken. Denn dadurch wird eine Balance zwischen der Energieaufnahme und dem Energieverbrauch hergestellt. Durch eine aktive Bewegung werden Synapsen miteinander verknüpft und Nervenzellen bleiben erhalten. Beim Sport werden auch Endorphine ausgeschüttet, welche den Gefühlszustand anheben und Aggressionen und Stress abbauen. Als Tipp empfiehlt sich danach eine kalte Dusche. Dadurch wird der Körper wieder wach und aufnahmefähiger.

 

 

Stabilo als Boss

Dass Textmarker der Schlüssel zu einem richtigen Verständnis des gelesenen Textes sind, stimmt so bedauerlicherweise nicht. Alles anzustreichen, damit der Text schlussendlich aussieht wie ein Flickenteppich, ist ein Schritt auf dem Holzweg. Wenn man alles im Text mit einem Textmarker hervorhebt, hebt sich schlussendlich gar nichts mehr hervor. Die Lernforscherin Ines Langemeyer empfiehlt stattdessen, mit Textexzerpten zu arbeiten und sich einzelne Gedanken aus dem Text zu notieren. Ein weiterer Ratschlag von ihr ist, nur so wenig anzustreichen, dass wenn man den angestrichenen Text durchliest, man nur die markierten Wörter wahrnimmt und sofort Zusammenhänge erschliessen kann. Hier gilt: Die Dosis macht das Gift.

 

Text: Joëlle Sorg

Illustration: Aliyah Manzke