Die Universität Freiburg besuchen rund 10’000 Studierende. Wohin gehen diese zum Lernen? Bietet die Universität dafür ausreichend Platz und eine gute Atmosphäre?

Bei einem Studium geht es um mehr als nur die Teilnahme an den Universitätskursen. Ausserhalb der Vorlesungszeiten müssen Kurse vor- und nachbereitet, für Prüfungen gelernt und schriftliche Arbeiten verfasst werden. Dazu nutzen die meisten Studierenden wohl vor allem die Arbeitsplätze in den Bibliotheken. Dort können zwischen den Bücherreihen Lerninhalte in Ruhe vertieft werden. Je nach Studiengang müssen ausserdem Präsentationen vorbereitet, Gruppenarbeiten besprochen oder Experimente durchgeführt werden. Für solche Arbeiten gab es für die Studierenden bis vor einem Jahr lediglich die Plätze in den Gängen der Universitätsgebäude. Für eine gute Lernatmosphäre braucht es jedoch mehr als Tische und Stühle. Ein Lernraum muss die unterschiedlichen Anforderungen, die je nach Lernaktivität bestehen, unterstützen.

Der neue «Living Space»

Seit Mai 2023 steht den Studierenden der Universität Freiburg der «Living Space» in Pérolles (Saal A201) zur Verfügung. Der Raum ist modular aufgebaut und bietet Platz zum individuellen Lernen, für Gruppenarbeiten oder einfach zum gemütlichen Zusammensitzen für einen informellen Austausch. «Der Raum ermöglicht eine vielseitige Nutzung und lässt sich an die jeweiligen Bedürfnisse der Studierenden anpassen», so Laura Cattaneo-Molteni, Koordinatorin des «Learning Lab UniFR». Die vorhandenen Tische und Hocker können einfach verstellt und verschoben werden, sodass jeder Einzelne oder eine Gruppe den Raum passend für sich gestalten kann. «Das Ziel ist, eine Umgebung zu schaffen, in der es sich gut lernen lässt und die gleichzeitig ein entspanntes Zusammenkommen ermöglicht. Das unterscheidet den «Living Space» von einem Studiensaal», meint Laura Cattaneo-Molteni. Einige Studierende haben bereits Gefallen am «Living Space» gefunden. Caroline, Rafael und Elwenn, Studierende der Kommunikationswissenschaften, treffen sich regelmässig im «Living Space» zum gemeinsamen Lernen. Auch Caroline gefällt die informelle Atmosphäre im «Living Space»: «Anders als in der Bibliothek muss man hier nicht flüstern, und auch für Pausen kann man im «Living Space» bleiben.» Rafael schätzt den Raum für Gruppenarbeiten und Elwenn, weil es immer genug Platz hat.

 

Mehr Platz, mehr Material, mehr Technik

Der «Living Space» ist nicht der einzige neu gestaltete Raum am Pérolles. Unter dem Projekt «Learning Lab UniFR» wurden drei weitere Räume für Dozierende und die Studierendenschaft hergerichtet. Mit dem Ziel, die pädagogischen Praktiken an der Universität zu bereichern, wurden die Räume mit neuen Technologien ausgestattet. Im «Teaching and Learning Space» (Saal B205) sollen Lehrende neue pädagogische Ansätze ausprobieren und dadurch Lernende aktiv in den Unterricht einbeziehen können. Der Saal verfügt unter anderem über zwei mit Kameras ausgestattete «Teams-Rooms» und ein interaktives Whiteboard. Wer für ein Projekt einen grossen, ruhigen Raum benötigt, kann dafür den «Project Space» (Saal A200) nutzen. Hier wurden beispielsweise bereits einige Videoschnittprojekte umgesetzt. Das «FabLab» (Saal A260) ist mit speziellen Materialien und Maschinen, wie zum Beispiel einem 3D-Drucker, ausgestattet. Damit eignet sich der Raum insbesondere für den Bau von Prototypen. Einige interessante Projekte wurden bereits realisiert. Beispielsweise wurde eine Maschine entwickelt, die gebrauchte PET-Flaschen in ein Filament umwandelt, das dann für den 3D-Druck verwendet werden kann.

Die Fachschaft Informatik wurde bei der Gestaltung der Räume aktiv einbezogen. «Bei der Raumausstattung und der Anschaffung von Materialien wurden die Meinung und die Vorschläge der Studierendenvertretung gut berücksichtigt. Die Verantwortlichen des «Learning Lab UniFR» haben immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Studierenden und zögern nicht, neue Materialien anzuschaffen oder Änderungen an der Funktionsweise oder dem Layout des Raums vorzunehmen», so Augustin Martignoni von der Fachschaft Informatik.

Die Richtung stimmt

Die vier neuen Räume des «Learning Lab UniFR» bieten die Möglichkeit zum individuellen und innovativen Lernen. Neben Pérolles umfasst die Universität jedoch noch die Standorte Miséricorde und Regina Mundi. Auch gibt es eine Vielzahl an Studienrichtungen mit jeweils sehr unterschiedlichen Anforderungen an eine Lernumgebung. Wann wird jeder Student und jede Studentin in der für ihn/sie passenden Atmosphäre lernen können?

 

Text Christina Schuhmacher

Foto Universität Freiburg