Dieses Jahr zeigt das Festival International de Films de Fribourg (FIFF) dreimal einen Film Surprise. Man kauft eine Eintrittskarte, ohne zu wissen, welchen Film man sehen wird. Klar ist nur, in welcher Sprache der Film gezeigt wird und wie lange er dauert. Am Montagabend fand die erste Überraschung statt und Spectrum war mit dabei.
Um 22:00 Uhr fand sich im Kinosaal 5 des Arena Kinos ein grosses Publikum zusammen, um eines der FIFF-Erlebnisse der besonderen Art zu erfahren. Mit spürbarer Vorfreude wartete der Saal darauf, zu erfahren, was er sehen würde. Die Einleitung des FIFF vor dem Film blieb vage, bis der Titel des Films doch noch genannt wurde: «Skinamarink». Der Horrorfilm aus dem Jahr 2022 wurde noch nie in Schweizer Kinos gezeigt und erlebte somit am FIFF seine Schweizer Premiere. Die Spannung im Kinosaal stieg, als sich der Saal verdunkelte und der Film begann. Doch was folgte, war wohl kaum der Erfolg, den sich das FIFF erhofft hatte.
«Skinamarink» ist ein experimenteller Film. Die Schauspieler sieht man nie, die Bilder sind von einem unscharfen Filter überzogen und ein statischer Ton unterrahmt den Film von Anfang bis Ende. Der Film besteht aus Aufnahmen von Wänden, Ecken und ab und zu von Legosteinen am Boden. Eine Handlung ist schwierig zu beschreiben. In einem Familienhaus passieren komische Dinge, es verschwinden etwa Fenster oder Türen. Dies kann unheimlich sein, vor allem, wenn der Film alleine in einem dunklen Raum geschaut wird. In einem mehr oder weniger vollen Kinosaal am FIFF war dies nicht unbedingt der Fall. Die notwendige Atmosphäre für einen solchen Film kam dennoch leider nicht auf. Immer wieder standen Besucher:innen auf und verliessen den Kinosaal. Dies war wahrscheinlich nicht die Reaktion, welche das FIFF erwartet hatte. Wieso die Besucher:innen den Kinosaal verliessen, ist nicht klar, doch ein gutes Zeichen ist es kaum. Die Anspruchsvollheit der Wahl eines Films für eine Überraschungsvorstellung darf nicht unterschätzt werden.
Trotzdem war der Abend nicht völlig missglückt. Das Zeigen von Überraschungsfilmen kann ein heikles Unternehmen sein. Obwohl das Publikum bereit ist für eine Überraschung, heisst dies nicht, dass sie sich mit jedem Film zufriedengeben. Enttäuschungen sind wohl unumgänglich. Das Missglück am Montagabend sollte kein Zeichen dafür sein, dass die Idee von Überraschungsfilmen per se nicht funktioniert. Das FIFF probiert etwas Spezielles mit diesen Überraschungen, und dies sollte man loben. Vielleicht wäre es einfacher, Erfolge zu erzielen, wenn bei diesen Überraschungsvorstellungen eher klare Publikumslieblinge gezeigt werden, anstelle experimenteller Horrorfilme. Die Idee sollte das FIFF deshalb beibehalten und weiterentwickeln. Denn obwohl einige Besucher:innen früher gegangen sind, war die Stimmung vor dem Film im Kinosaal ansteckend.. Die Vorfreude auf die Überraschung war gross und dies wieder zu erzeugen, sollte versucht werden. Das FIFF zeigte am Samstagabend den zweiten und dritten Überraschungsfilm und es lässt sich hoffen, dass diese dem Publikum mehr zugesagt haben.
Text Franziska Schwarz
Beitragsbild Festival International du Film de Fribourg (FIFF)
Poster Shudder
Titel: Skinamarink
Land: Kanada
Regie: Kyle Edward Ball
Jahr: 2022
Dauer: 100 Minuten
FIFF-Kategorie: Film Surprise