Mit einem umgebauten Auto und wenig Proviant in die freie Natur, manchmal mit Ziel und oftmals ohne. Für viele ist es eine nachhaltigere Variante als das Reisen mit dem Flugzeug.
Über 16 Millionen Beiträge finden sich unter dem Hashtag #vanlife auf Instagram. Auf TikTok sind es über 20,1 Billionen Aufrufe für Videos, die unter demselben Hashtag gepostet werden. Es muss mehr sein als nur Reisen, das Leben im Van ist zum Lebensstil geworden. Spectrum gibt einen Einblick in diese Welt mit dem Fokus auf der Frage der Nachhaltigkeit.
Die Van-Life-Kultur
Es ist beeindruckend: Ein Klick auf den Hashtag und zigtausende Bilder von Vans erscheinen auf dem Bildschirm. Dazu gehören Riesenautos mit einer Innenausstattung, welche ermöglicht, jede Kleinigkeit mit auf die Reise zu nehmen. Es gibt eingebaute Duschen und Toiletten, Spiegel und glänzend saubere Küchen. Unwillkürlich entsteht die Assoziation mit dem Phänomen Glamping. Ein Wort, welches zum Teil zynisch benutzt wird, um eine Art des luxuriösen Campens zu bezeichnen, bei der ebenfalls auf keinen Komfort verzichtet wird, der zu Hause besteht. Glamping hebt die Idee des Campens auf, die Komplexität des Alltags gegen die Simplizität des Lebens in der Natur auszutauschen – man wechselt von zu Hause ins 5-Sterne-Zelt. Schon länger ist der Begriff im Tourismus angekommen und das Konzept erfreut sich grosser Beliebtheit.
Natürlich sind nicht alle Autos so aufwendig gestaltet. Es gibt durchaus Vans, bei welchen das Bett die Hälfte des Raums ausfüllt, während die andere Hälfte aus einem Gasherd und ein paar Küchenutensilien besteht. Diese Darstellung des Van Life steht für Freiheit und Ungebundenheit, für Zeit mit sich selbst und der Natur. Der Reiz daran ist ersichtlich: Einmal der Routine zu entfliehen und mit seinem Van durch die Landschaft zu düsen.
Tipps von Erfahrenen
Der Traum vom selbst umgebauten Van ist gar nicht so schwierig zu erfüllen. Auf diversen Webseiten wie zum BeispielVanlife Schweiz gibt es Tipps für den Ausbau und das Leben im Van. Es werden auch Ratschläge für mehr Nachhaltigkeit gegeben. Etwa eigne sich Filz für den Innenausbau, da er einerseits gut isoliere und Geräusche reduziere, und andererseits eine biologisch abbaubare und umweltfreundliche Option sei. Sich für Filz zu entscheiden, welcher aus nachhaltigen Materialien wie Schafswolle hergestellt wird, sei umso besser. Ein weiterer Unterschied im Grad der Nachhaltigkeit stellt die Heizung dar. Man kann sich zwischen Gas, Benzin, Diesel, Holz, elektrischer Energie oder Hybrid-Versionen entscheiden. Wenn die Heizung mit dem Fahrzeugtank verbunden ist und Benzin oder Diesel verbraucht, ist die Angelegenheit natürlich weniger nachhaltig, als wenn mithilfe von Solarenergie eine elektrische Heizung betrieben wird. Eine kurze Suche im Internet zum Thema Solarenergie und Van Life zeigt, dass diese Form der Energiequelle durchaus beliebt ist und neben Nachhaltigkeit auch Vorteile wie Unabhängigkeit mit sich bringt. Im Winter lohne es sich zudem, einen Holzofen als Heizung zu benutzen, um nachhaltiger zu leben.
Aber wie nachhaltig ist es wirklich?
Die grössten Umweltsünden beim Van Life sind die CO2-Emissionen, die durch das Herumfahren entstehen. Diese können jedoch variieren. Bewegt sich eine Familie mehrheitlich von Campingplatz zu Campingplatz und verweilt dort für längere Zeit, sind die Emissionen geringer, als wenn sie täglich den Standort wechselt. Ein entscheidender Unterschied ist auch die Fahrtgeschwindigkeit. Je höher diese ist, umso grösser ist der Benzinverbrauch. Das hat seinen Preis, deswegen lohnt es sich, langsamer zu fahren.
Das Van Life zwingt Reisende zu mehr Konsumbewusstsein: Die Möglichkeit, ständig und überall alles kaufen zu können, gibt es nicht mehr. Zudem ist schlichtweg kein Platz vorhanden für unnötige Objekte. Der Umgang mit Wasser ist ebenfalls sparsamer, schliesslich hat der Wassertank nur eine begrenzte Füllmenge.
Nachhaltiger als das Reisen mit dem Flugzeug oder mit dem Kreuzfahrtschiff ist das Leben im Auto sicher, beim Zugfahren lässt sich darüber streiten. Je nachdem, welche Energiequelle man braucht und wie schnell und weit man fährt, kann das Leben im Van nachhaltiger sein oder eben nicht. Es ist eine Frage der Herangehensweise und es bleibt abzuwarten, wohin sich der Trend in den nächsten Jahren entwickelt.