Ein Flugzeug hebt an einem Flughafen in Korea ab und begibt sich auf den Weg nach Hawaii. Dort soll es aber nie ankommen, wenn es nach einem jungen Passagier gehen soll. Er plant einen biologischen Terroranschlag an Bord. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt, um den Flieger und seine Passagiere sicher zu landen, bevor ihnen der Treibstoff ausgeht.
Wer Action sucht wird bei Emergency Declaration fündig. Die Handlung beginnt sofort, denn die erste Szene zeigt den zukünftigen Terroranschläger dabei, ein Ticket für einen vollen Flieger zu kaufen. Somit ist ab der ersten Sekunde klar: Hier wird bald etwas Schreckliches passieren. Es geht nicht lange, bis diese Vermutung bestätigt wird. Als die Polizei am Boden in Korea herausfindet, was der Mann plant, ist er bereits dabei, seinen tödlichen Virus in der Flugzeugtoilette zu verbreiten. So geht es die ganzen zwei Stunden Spielzeit weiter: von einer angespannten Situation zur nächsten. Aufgrund der abwechslungsreichen Figuren und interessanten Verbindungen zwischen ihnen, dient diese Spannung auch dazu, die Figuren bis hin zum Extremen zu bringen. Das Endresultat ist ein spannender Actionfilm, der aber auch einige starke Aussagen über zwischenmenschliche Beziehungen macht. Darin sehe ich eine der Stärken des Films. Die Figuren sind zwar nicht alle detailliert ausgearbeitet, sie sind jedoch glaubwürdig und sorgen alle für interessante Szenen. Sie sind gute Beispiele dafür, wie Menschen in solch verzweifelten Situationen reagieren können. Vor allem die ethischen Fragen, die der Film immer wieder aufwarf, waren sehr überzeugend. Hier ein kleiner Spoiler: Gegen Ende des Filmes haben die Behörden ein Gegenmittel gefunden, doch ob dieses tatsächlich wirken wird, ist nicht klar. Es flammt eine heftige Diskussion in der koreanischen Bevölkerung, in den Behörden und auf dem Flieger auf, ob es verantwortbar wäre, den Flieger landen zu lassen und so wohlmöglich noch mehr Leute anzustecken. So etwas habe ich von einem Actionfilm nicht unbedingt erwartet, vor allem, weil diese Diskussion mit viel Nuancen und auf unterschiedliche Weisen geführt wird. Gerade deshalb fand ich es schade, dass dieser Aspekt erst in der letzten halben Stunde ganz in die Handlung miteinbezogen wurde.
Dabei komme ich auf den grössten Minuspunkt des Films zu sprechen: die Laufzeit. Der Film liegt knapp unter der zweieinhalb Stunden Marke und meiner Meinung nach hätte man in der Mitte des Films gut eine Stunde weglassen oder mindestens kürzen können. Das hätte vor allem dem ethischen Konflikt am Ende mehr Zeit gegeben, sich voll auszuspielen. Generell fand ich das Ende eher gestresst. Und obwohl ich die Action im Film gelungen fand, waren einige der Szenen etwas repetitiv. So versuchte das Flugzeug dreimal zu landen und wurde dreimal abgewiesen. Ausserdem litt die Glaubwürdigkeit der Geschehnisse, die bis dahin meiner Meinung nach hoch war, etwas darunter, als das Passagierflugzeug, das als ein älteres Modell bezeichnet wurde, plötzlich der Luftwaffe ausweichen muss, um nicht vom Himmel geschossen zu werden. Das war für mich dann doch etwas zu viel. Schade, denn insgesamt war der Film überzeugend.
Der Film wurde am FIFF in der Kategorie Mitternachtsvorführungen gezeigt. Diese werden vom FIFF selbst als Filme beschrieben, die nichts für schwache Nerven seien. Viele dieser Filme werden als Special Screenings gezeigt. Emergency Declaration wurde deshalb in 4DX gezeigt.
4DX ist eine Art des Kinos, bei dem der Film durch alle Sinne wahrgenommen werden soll. Das bedeutet, der ganze Saal passt sich dem Film an. Regnet es im Film, bekommt man im Saal Wasser ab und steigt Rauch, wird auch im Kino Rauch verbreitet. Dazu gehört jedoch vor allem, dass sich der Kinositz mit dem Film mitbewegt. Ein spezielles Erlebnis, muss ich sagen. Gerade für einen Film wie Emergency Declaration, in dem das Flugzeug durch einige Turbulenzen geht, sorgte es auch für viel Action im Kinosaal. Bei einem Film wie diesem lohnt sich ein solches Erlebnis. Gerade eine Szene, in der der Flieger dabei ist, abzustürzen, wurden wir auf unseren Sitzen wild herumgeschüttelt. Ausserdem machte dies, dank den zahlreichen Actionszenen, die lange Laufzeit etwas schlanker. Langeweile kommt nicht auf, wenn man immer wieder durchgeschüttelt wird.
Obwohl das 4DX mir in diesem Fall viel Spass gemacht hat, glaube ich nicht, dass es unbedingt nötig ist. Vor allem nicht für jeden Film. Auch wenn sich Actionfilme dafür definitiv eher eignen als andere Genres, glaube ich nicht, dass es ein ebenso spassiges Erlebnis wäre bei einem Film, bei dem vor allem Nahkampf Action im Zentrum steht. Das grosse Spektakel eines Flugzeugs oder ähnlichem macht das 4DX Erlebnis sicherlich eindrucksvoller.
Emergency Declaration war grosses Blockbuster Kino aus Südkorea. Jedoch war noch mehr drin als nur Action, obwohl dies noch mehr Zeit sie zu entfalten verdient hätte. Beim 4DX Erlebnis sollte wohl, wie zu Beginn des Films auf dem Flieger, eine Warnung aufleuchten: Bitte Anschnallen!
Text: Franziska Schwarz
Beitragsbild: FIFF
Emergency Declaration
Schweizer Premiere am FIFF
Special Screening in 4DX
Land: Südkorea
Regie: Han Jae-rim
Jahr: 2021
Dauer: 140 Minuten
FIFF-Kategorie: Mitternachtsvorführungen